27-Jährige nach Messer-Attacke auf Partnerin vor Gericht
Die Anklage lautete nicht auf versuchten Mord, obwohl die 27-Jährige dem Opfer mit einem Brotmesser zunächst eine Schnittwunde am Knie zufügte und danach mit einem Fleischermesser einen Stich in die Brust versetzte. Der Stich habe sie zwar verletzt, sei aber "mit geringer Wucht" ausgeführt worden, so dass die Klinge "in geringer Tiefe" in den Körper der 23-Jährigen eindrang, begründete der Staatsanwalt, weshalb er der bisher Unbescholtenen absichtliche schwere Körperverletzung vorwarf. Die 27-Jährige wurde in dieser Sache nicht in U-Haft genommen, obwohl die Anklage auch vorangegangene gefährliche Drohungen mit dem Umbringen und weitere Körperverletzungen - die Angeklagte hatte ihrer Lebensgefährtin ein Mal Stöckelschuhe, ein andere Mal eine Metallflasche auf den Kopf geschlagen, was in beiden Fällen Platzwunden zur Folge hatte - umfasste.
Es wurde im Vorfeld auch kein psychiatrisches Gutachten zur Gefährlichkeit der nach Angaben ihrer eigenen Verteidigerin "rasend eifersüchtigen" Frau eingeholt. Dabei erklärte die 27-Jährige in ihrer Beschuldigteneinvernahme nun einem Schöffensenat: "Ich war im Wahn." Sie habe "in der Zeit ein anderes Wirklichkeitsbild" gehabt: "Das hatte ich früher öfter." Während ihre nunmehrige Ex-Partnerin nach der Messer-Attacke im Spital versorgt wurde, habe sie sich in einer psychiatrischen Krankenanstalt stationär aufnehmen lassen. Seither befinde sie sich in Therapie und nehme Medikamente, offenbarte die Angeklagte.
Die beiden Frauen hatten einander 2021 beim Rugby-Spielen kennengelernt. Aus einem One-Night-Stand entwickelte sich eine Liebesbeziehung, im Oktober 2021 zog man zusammen in eine WG. Das ging nicht gut, wie die 23-Jährige - ebenfalls eine Studentin - dem Gericht darlegte: "Wir waren oft voneinander genervt." Ursächlich dafür war die - aus Sicht der Zeugin unbegründete - Eifersucht der 27-Jährigen. Diese habe ihr ständig eine Affäre mit einer anderen Frau unterstellt, auf die sie aber "nie gestanden" sei. Ihre damalige Freundin sei auch immer von "Betrug" ausgegangen, sobald sie mit anderen Frauen kommunizierte.
Die Angeklagte beharrte demgegenüber darauf, ihre nunmehrige Ex-Partnerin habe ihr "nie die Wahrheit gesagt. Sie hat mich immer angelogen". Sie wisse, dass die 27-Jährige "Blonde für bessere Menschen hält". Sie habe sich deshalb sogar die Haare blond gefärbt. Gebracht habe das aber nichts. "Sie hat gesagt, das ist unauthentisch", berichtete die 27-Jährige: "Dann bin ich eskaliert, hab' die Messer genommen und geschrien, dass sie sie Wahrheit sagen soll." Mit dem einen Messer habe sie ihrer Partnerin ins Bein geschnitten: "Ich wollte sie erschrecken." Zum Stich in die Brust gab die Angeklagte an: "Ich wollte sie nur erschrecken, ich bin nur so rausgefahren. Aber sie ist nicht zurückgegangen. Da hab' ich sie halt geschnitten."
Auf die Frage des vorsitzenden Richters, ob die Beziehung nun "erledigt" sei, kam von der 27-Jährigen nach einer längeren Pause ein zögerliches "Ja". Allerdings folge ihr ihre Ex-Freundin auf Instagram, fügte sie hinzu.
Zusammenfassung
- "Ich war nie gut genug", hat eine 27-Jährige am Freitag am Wiener Landesgericht ihre Beziehung zu einer um drei Jahre jüngeren Frau beschrieben.
- "Sie hat nie zugegeben, dass sie auf blonde Frauen steht, dass sie die besser findet."
- Immer wieder kam es deshalb zu Streitereien und Eifersuchtsszenen, bis die brünette Studentin am 1. Mai 2023 ihre Partnerin mit zwei Messern attackierte und ihr unter anderem in die Brust stach.