Weltärztepräsident: LHs gegen Impfpflicht, "weil denen das Vorteil bei der Wahl bringt"
"Auf der ganzen Welt sind alle vernünftigen Regierungen sehr daran interessiert, die Bevölkerungen durchzuimpfen", findet im Newsroom LIVE Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery klare Worte. Das Problem an der Impfpflicht bestehe nicht bei der Wirkung der Impfung, sondern bei der Umsetzung. "Einen Impfzwang, also ein Impfen mit Gewalt, das machen Ärzte nicht mit", deshalb müsse man sehen, wie man die Impfpflicht rechtlich umsetzt.
Impfgegner entziehen sich der Vernunft
Das könne man aber so "trefflich zerreden, dass am Ende nichts mehr übrigbleibt". Das geschehe aktuell in Deutschland, aber auch in Österreich. Im Herbst dürfe eine Corona-Situation wie in den vergangenen beiden Wintern nicht mehr passieren. Die Impfung sei dagegen "das einzig vernünftige Mittel". "Wenn Menschen sich der Vernunft entziehen, der sozialen Verantwortung für ihre Umwelt entziehen, dann ist das völlig richtig, dass man das mit einer Pflicht macht."
Die leichten Verläufe bei Omikron wären vor allem bei Geimpften zu bemerken. Bei Ungeimpften gebe es eine "große Anzahl von Schwerstkranken und Menschen, die sterben". Omikron zu verharmlosen sei "ein kapitaler Fehler". Für jeden Geboosterten sei Omikron eine "um 99 Prozent geringere Gefahr" als für Ungeimpfte.
LHs mit "völlig falschen" Argumenten
Man dürfe sich die Impfpflicht aber weder "zerreden" noch, sich von Gegner "erpressen" lassen. Er kritisiert die Politiker, die nicht die "Kraft und Führung, den Leuten zu sagen was Sache ist" hätten. "Der Staat muss gefundene Regeln gemeinsam durchsetzen". Es sei nicht in Ordnung, dass "jeder Landeshauptmann gleich wieder hergehen kann und die eben gefundenen Beschlüsse gleich wieder auflöst, weil dem das vielleicht 0,1 Prozent Vorteil bei der nächsten Wahl bringt. Das sind völlig falsche Argumente." Es gehe um eine lebensbedrohliche Erkrankung. "Ich sehe das ganz große Versagen bei der Politik." Das gelte für viele Länder. "Sie können mit jeder verrückten Idee heute in der Politik punkten." Das werde sogar von sonst vernünftigen Politikern als Chance gesehen.
Kein Ärzteschwund durch Impfpflicht
Die Gefahr, dass Ärzte und Pflegepersonal wegen einer Impfpflicht kündigen, hält der Weltärztepräsident für gering und für ein Totschlagsargument. Es sei "politisches Versagen" von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass er das benütze. In Ländern wie Frankreich und Italien sei das nicht passiert. Sollte das doch geschehen, hätte jener Arzt oder Pfleger, der ja eine Verantwortung gegenüber Menschen hat, "in seiner Berufsfindung ein Problem".
Vor dem Hintergrund aktueller Daten empfiehlt Montgomery Maßnahmen-Lockerungen ab Ostern.
Ansteckung kein Ersatz für Impfung
Von Ansteckung statt Impfung, die der Mediziner als "schmutzige" Impfung bezeichnet, rät er dringend ab. Nach einer einfachen Infektion sei die Immunitätslage viel niedriger als nach einer dreifach-Impfung. Die Gefahr einer Re-Infektion sei deshalb viel höher. Außerdem die Gefahr eines Corona-Todes bei Ungeimpften nicht unterschätzen.
Das ganze Interview sehen Sie im Newsroom LIVE um 22.20 Uhr auf PULS 24
Zusammenfassung
- Das "ganz große Versagen" bei der Impfpflicht sieht Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery in der Politik. Sie lasse sich von Impfgegnern erpressen und sei gegen die Impfpflicht, weil sie sich davon einen politischen Vorteil verspreche.
- "Auf der ganzen Welt sind alle vernünftigen Regierungen sehr daran interessiert, die Bevölkerungen durchzuimpfen", findet im Newsroom LIVE Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery klare Worte.
- Das Problem an der Impfpflicht bestehe nicht bei der Wirkung der Impfung, sondern bei der Umsetzung.
- "Wenn Menschen sich der Vernunft entziehen, der sozialen Verantwortung für ihre Umwelt entziehen, dann ist das völlig richtig, dass man das mit einer Pflicht macht."
- Man dürfe sich die Impfpflicht aber weder "zerreden" noch, sich von Gegner "erpressen" lassen. Er kritisiert die Politiker, die nicht die "Kraft und Führung, den Leuten zu sagen was Sache ist" hätten.
- Es sei nicht in Ordnung, dass "jeder Landeshauptmann gleich wieder hergehen kann und die eben gefundenen Beschlüsse gleich wieder auflöst, weil dem das vielleicht 0,1 Prozent Vorteil bei der nächsten Wahl bringt. Das sind völlig falsche Argumente."