Staudinger zur Lage am AKH: "Kurz vor dem Herunterfahren"
Bisher sei das Aufrechterhalten des "Routineprogramms" in der vierten Welle möglich gewesen, wenn es auch nicht leicht gewesen sei, so Staudinger. Das könnte sich aber rasch ändern: Wie auch in der zweiten und dritten Welle könnten bald wieder "nicht akut notwendige" Operationen verschoben werden müssen. Drei Intensivstationen am AKH seien derzeit mit Covid-Patienten belegt, kein einziger davon sei vollständig geimpft.
Es könne sein, dass man Nicht-Covid-Patienten nicht behandeln werde können, warnt Staudinger. Man stehe "kurz vor dem Herunterfahren", das gehe "auf Kosten der medizinischen Versorgung der Bevölkerung". Auch die Normalstationen würden zunehmend unter Druck geraten.
Was mit jenen Patienten passiert sei, deren Operationen in den vergangenen Wellen verschoben worden sind, wisse man nicht so genau, sagt Staudinger. Es gebe keine Daten. Das seien orthopädische Eingriffe aber auch Tumore gewesen. Es sei davon auszugehen, dass einige Schmerzen oder Schlimmeres erlitten hätten, so der Arzt.
Aber es gebe nun einen Unterschied zu den vergangenen Corona-Wellen: die Impfung. Die Geimpften würden den Medizinern "seit Wochen und Monaten den Rücken frei halten". Schwere Verläufe werden durch die Impfung verhindert - auch bei immunsupprimierten Patienten würde die Impfung helfen, so Staudinger.
Verschärfungen angekündigt
Der Corona-Stufenplan der Regierung sei deshalb "grundsätzlich gut". Denn nur auf die Infektionszahlen zu sehen, würde bei vielen Geimpften keinen Sinn mehr machen - der Stufenplan bezieht sich vor allem auf die Intensivstationen. Aber: Man halte sich zu sehr an absolute Zahlen und beachte Dynamiken zu wenig, kritisiert Staudinger. Dadurch hinke man hinterher und reagiere zu langsam.
Die Auslastung der Intensivstationen hat die 300er-Schwelle überschritten. Am Montag (8.11.) tritt deshalb die nächste Phase des Stufenplans in Kraft. Sollte der Wert weitersteigen, sei mit früheren Verschärfungen zu rechnen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Elisabeth Bräutigam, ärztliche Leiterin des Ordensklinikums Linz, spricht im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros über die Corona-Lage in den Spitälern in Oberösterreich.
In den Spitälern mussten in Österreich mit Stand Mittwoch 1.752 Covid-19-Patientinnen und -Patienten versorgt werden. Das sind um 495 mehr als noch vor einer Woche. 333 Schwerstkranke liegen auf Intensivstationen. Das sind um 83 mehr als noch vor einer Woche. Der bisherige Höchststand bei der österreichweiten Belegung der Intensivbetten mit Corona-Erkrankten lag bei 709 am 25. November des Vorjahres.
Die Experten des Covid-Prognose-Konsortiums im Auftrag des Gesundheitsministeriums rechnen damit, dass Wien mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent, Vorarlberg mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent sowie Kärnten und Oberösterreich mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent die Auslastungsgrenze von 33 Prozent auf Intensiv- und Normalstationen überschreiten werden.
Zusammenfassung
- Thomas Staudinger ist Intensivmediziner am Wiener AKH. Dort spitze sich die Situation momentan wieder zu. Die Auslastung gehe auf die Kosten der medizinischen Versorgung, so der Arzt.
- Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich zu. Bisher sei das Aufrechterhalten des "Routineprogramms" in der vierten Welle möglich gewesen, wenn es auch nicht leicht gewesen sei, so Staudinger.
- Das könnte sich aber rasch ändern: Wie auch in der zweiten und dritten Welle könnten bald wieder "nicht akut notwendige" Operationen verschoben werden müssen.
- Drei Intensivstationen am AKH seien derzeit mit Covid-Patienten belegt, kein einziger davon sei vollständig geimpft.
- Es könne sei, dass man Nicht-Covid-Patienten nicht behandeln werde können, warnt Staudinger. Man stehe "kurz vor dem Herunterfahren", das gehe "auf Kosten der medizinischen Versorgung der Bevölkerung".
- Was mit jenen Patienten passiert sei, deren Operationen in den vergangenen Wellten verschoben worden sind, wisse man nicht so genau, sagt Staudinger. Es gebe keine Daten.