Coronavirus-Abwassertests: 14-Tage-Vorwarnzeit für Intensivmedizin
Das haben österreichische Wissenschafter in einer bundesweiten Studie belegen können. "Abwasser-basierte Epidemiologie wird in Österreich seit April 2020 verwendet, um die Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie zu überwachen. Das erfolgt mit einer ständig wachsenden Anzahl von Kläranlagen. Bis zum August 2022 waren bereits 123 solcher Anlagen beteiligt. Dies deckte rund 70 Prozent der (österreichischen; Anm.) Bevölkerung von rund neun Millionen Menschen ab", schrieben jetzt Wolfgang Rauch vom Arbeitsbereich für Umwelttechnik der Universität Innsbruck und seine Co-Autoren in "Science of The Total Environment" (9. Februar; Online).
Vorhersagepotenzial der Virusbelastung
Zu der Arbeit haben an dem österreichischen Projekt der Abwasser-Epidemiologie rund um Covid-19 beteiligte Institutionen und Forschungseinrichtungen aus praktisch ganz Österreich (Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Graz, Bregenz) beigetragen. Für die Studie wurden die SARS-CoV-Konzentrationen in unbehandelten kommunalen Abwässern mit den kurzfristig eintretenden Belagszahlen in den österreichischen Spitälern korreliert.
"Der zeitliche Vorlauf der auf Abwässern basierenden Epidemiologie (zu Covid-19; Anm.) zum Belag der Spitäler erlaubt das Erstellen von Prognosemodellen", schrieben die Experten. Und so sieht die Genauigkeit der Modelle der Umwelttechniker aus: "Die Resultate zeigen ein Vorhersagepotenzial der Virusbelastung im Abwasser bezüglich des Krankenhausbelags (mit Covid-19-Patienten; Anm.), wobei der durchschnittliche Vorlauf für die Auslastung von Normalstationen zwischen 8,6 und 11,6 Tagen beträgt, für die Betten auf Intensivstationen 14,8 bis 17,7 Tage."
Genauigkeit wächst mit der flächenmäßigen Verbreitung
Damit, so die Wissenschafter, könnte man in Zukunft die Inanspruchnahme des öffentlichen Gesundheitswesens relativ kurzfristig vorhersagen. Die Genauigkeit wächst mit der flächenmäßigen Verbreitung eines solchen Systems. "Die Ergebnisse zeigten eine Zunahme der Vorhersagegenauigkeit mit der wachsenden Anzahl an Abwasseranlagen, welche überwacht wurden", stellten die Fachleute fest. Das System könne aber auch - quasi "lernend" - an das Auftauchen von neuen Virusvarianten und die Entwicklung der Immunität in der Bevölkerung durch überstandene Erkrankungen und/oder Impfungen angepasst werden.
Zusammenfassung
- Die Überwachung von Abwässern auf die Konzentration von SARS-CoV-2 gibt den Krankenhäusern bei einer Covid-19-Welle zumindest eine mehr als einwöchige Vorwarnzeit.
- Für die Intensivstationen beträgt sie etwa doppelt so lange.
- Das haben österreichische Wissenschafter in einer bundesweiten Studie belegen können.