Ungewissheit im Umgang mit Corona fordert Bundesliga weiter
Österreichs Fußball-Bundesliga steuert auf eine neue, herausfordernde Saison mit Ampelregelungen, Obergrenzen und ohne Gästefans in den Stadien zu. Die Clubs brauchen auf die Infrastruktur abgestimmte Konzepte, die ab September geltende Obergrenze von 10.000 Personen stößt nicht überall auf Gegenliebe. Hinzu kommt die geplante Corona-Ampel, deren Auswirkungen auf die Liga völlig offen sind.
Die maximale Stadionauslastung ist schon jetzt von der Einschätzung der lokalen Behörde abhängig. Für die Austria besagt diese laut ihrem Finanzvorstand Markus Kraetschmer, dass ab September zwischen 7.500 und 8.000 Zuschauer in die Generali Arena (Fassungsvermögen rund 17.000) dürfen. "Damit können wir auch den Abo-Verkauf starten und den Leuten eine gewisse Perspektive geben", erklärte Kraetschmer.
Allerdings hat das von der Politik angekündigte Ampelsystem zur Eindämmung des Coronavirus auch Auswirkungen auf den Fußball. "Da gibt es auch erste Ideen, inwieweit wir von grünen, gelben, orangen Phasen nicht nur wiederum im Spiel, sondern auch im Training beeinflusst werden können", sagte Kraetschmer. Viele Fragen sind offen, etwa ob sich bei einer Rotphase automatisch wieder die Stadiontore schließen, und damit die Clubs gegenüber ausgesperrten Abonnenten finanziell wieder ersatzpflichtig werden. Selbes gilt für regionale Differenzierungen. Kraetschmer: "Gilt die Ampel dann für ganz Wien oder ist die Ampel in Wien-10 anders als in Wien-14? Und was machen wir, wenn die Ampel in Linz einen Tag bevor wir nach Linz fahren, anders ausschaut?"
Thomas Tebbich, Geschäftsführer-Wirtschaft von Sturm Graz, plädiert allgemein für ligaweite - also bundesweite - Regelungen. "Es gibt noch einige offene Baustellen, die nicht österreichweit abgehandelt werden. Das finde ich prinzipiell nicht gut, weil die Unterschiedlichkeit die Kommunikation und Abstimmung (innerhalb der Liga, Anm.) schwieriger macht", sagte Tebbich im APA-Gespräch.
Eine Stadionbegehung der Veranstaltungsbehörde der Stadt Graz brachte zuletzt Erfreuliches zutage. Sturm kann laut Tebbich wie Rapid und Salzburg die Obergrenze von 10.000 Personen (inklusive Ordner, Rettung, Gastro-Bedienstete etc.) in der Merkur Arena (Fassungsvermögen: 15.750) ausschöpfen. Die Grazer beziehen die in der Covid-19-Lockerungs-Verordnung festgehaltene Höchstzahl auf alle Personen im Stadion. "Zwischen 9.800 und 9.900 Zuschauer werden es dann sein", sagte Tebbich.
Am härtesten trifft die ab 1. September geltende Obergrenze Rapid. Dass die Hütteldorfer als Zuschauermagnet der Liga (Saison-Schnitt: 18.700) mit der von der Politik vorgegebenen Zahl nicht zufrieden sind, ist kein Geheimnis. Geschäftsführer Christoph Peschek formulierte die Hoffnung auf eine flexible Regelung. Konkret: "Eine prozentuelle Orientierung an der jeweiligen Stadionkapazität mit entsprechenden Präventionskonzepten". Die Situation wird für Grün-Weiß vorerst unbefriedigend bleiben, Sportminister Werner Kogler (Grüne) nagelte die Marke erst kürzlich als absolute Obergrenze fest.
In Hartberg hingegen ist der operative Boss, Erich Korherr, ganz zufrieden. "Wir dürfen grundsätzlich jeden unserer 2.500 Sitzplatz besetzen, allerdings mit Maskenpflicht", erzählte Korherr der APA. "2.500 Sitzplätze statt wie zuletzt ein Geisterspiel mit null Einnahmen, das ist viel wert." Der LASK überlegt indes in der Hoffnung auf mehr zugelassene Zuschauer von Pasching auf die Linzer Gugl auszuweichen.
Sehr wahrscheinlich ausgesperrt werden vorerst - wie in Liga zwei - die (organisierten) Fangruppen von Gastteams. "Meine Einschätzung ist, dass es bis Ende des Jahres keine Auswärtsfans geben wird", sagte Sturms Tebbich. "Rapid und wir bei Sturm bemühen uns in den laufenden Arbeitsgruppen noch darum, dass Auswärtsfans möglich sind, aber der Großteil der Clubs ist dagegen."
Das Gros der Liga argumentiert neben wirtschaftlichen Gründen mit dem Wunsch der lokalen Behörden nach weniger Reisetätigkeit, dem laut APA-Informationen zehn der zwölf Clubs auch nachkommen würden. Hartbergs Korherr erwartet deshalb in diesem Belang "großes Einverständnis", auch wenn dies wirtschaftlich für Hartberg "ein Wahnsinn" sei. "Normalerweise kommen 1.200 Rapid- oder Sturmfans zu uns - das ist schon ein großer Verlust." Eine normale Tageskarte zu kaufen, sei aber natürlich möglich, betonte Korherr. Dass zunächst nur Sitzplatz-Karten in Österreichs Stadien verkauft werden, darauf wollen sich die Club-Vertreter bereits geeinigt haben.
Er sah die allermeisten Eckpfeiler für den Pflichtspielauftakt Ende August bereits eingeschlagen. "Zur Challenge wird noch die Verköstigung der VIP-Gäste, da haben wir zu wenig Sitzplätze." Die gastronomische Verpflegung von Otto Normalverbraucher soll analog zur Kasse im Supermarkt in gelenkten Bahnen und dem nötigen Abstand geschehen. Die behördlichen Vorgaben, schränkte Korherr ein, würden sich allerdings "im Vierzehn-Tage-Rhythmus ändern" - selbst vor Inbetriebnahme der Corona-Ampel.
Zusammenfassung
- Österreichs Fußball-Bundesliga steuert auf eine neue, herausfordernde Saison mit Ampelregelungen, Obergrenzen und ohne Gästefans in den Stadien zu.
- Die Clubs brauchen auf die Infrastruktur abgestimmte Konzepte, die ab September geltende Obergrenze von 10.000 Personen stößt nicht überall auf Gegenliebe.
- Die Grazer beziehen die in der Covid-19-Lockerungs-Verordnung festgehaltene Höchstzahl auf alle Personen im Stadion.