Sport-Austria-Chef fordert Perspektive für Kontaktsport
Der organisierte Sport begrüßt die in Aussicht gestellte schrittweise Öffnung für Veranstaltungen mit Zuschauern. Sport-Austria-Präsident Hans Niessl forderte am Dienstag gegenüber der APA aber weitere Schritte, z.B. für Kampf- und Indoor-Teamsportarten. Auch das von der Bundesregierung angedachte Konzept der regionalen Lockerungen will der frühere Landeshauptmann des Burgenlandes dazu aufgreifen.
100 Zuschauer sollen bei Indoor- und Outdoor-Veranstaltungen bereits ab 29. Mai erlaubt sein. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte am Montag zudem angekündigt, per Novelle der Lockerungsverordnung ab 1. Juli im Freien bis zu 500 und ab 1. August bis zu 750 Personen zuzulassen. Mit behördlich genehmigtem Präventionskonzept sollen es ab August sogar maximal 1.250 sein. Das soll neben dem Kultur- auch für den Sportbereich gelten.
Laufveranstaltungen, Tennisturniere oder Leichtathletik-Meetings, aber auch Turnveranstaltungen, wären damit wieder mit Publikum denkbar. "Wir haben diese Lockerungen im Veranstaltungsbereich angeregt. Gut, dass sie nun in ersten Schritten kommen", sagte Niessl. Dies würde den Vereinen Perspektiven geben und "gewisse Einnahmemöglichkeiten" eröffnen.
"Jetzt müssen die nächsten Schritte im Sinne der Sportausübung angedacht werden", betonte der Sport-Austria-Chef. Auch Indoor-Mannschaftssportarten wie Basketball, Volleyball, Handball oder Eishockey sowie Kampfsportarten würden eine Perspektive brauchen. "Denn derzeit dürften zwar Zuseher in die Hallen, aber sie bekämen dort nichts zu sehen, weil ja diese Sportarten in der Halle noch nicht sportspezifisch ausgeübt werden dürfen."
Für Kontaktsportarten gilt weiterhin die Abstandsregel - im Training wie auch bei Wettkämpfen. Mannschaftssportarten können aktuell nur im Outdoor-Bereich stattfinden, wenn ein entsprechendes Präventionskonzept mit Testungen vorliegt und genehmigt ist. Diesbezüglicher Vorreiter ist die Fußball-Bundesliga, die nach dem Cupfinale am Freitag nächsten Dienstag den Spielbetrieb wieder aufnimmt. Sie ist laut Anschober wegen ihrer eigenen Regelung aber vorerst von der Zuschauer-Lockerung ausgenommen.
Niessl forderte ein Weiterdenken. Es brauche - im Profifußball wie in anderen Ligen - "Konzepte, die mit Start der nächsten Saison Zuseher in den Stadien ermöglichen". Die Rahmenbedingungen dafür sieht Niessl vorhanden. "Ein Drittel des Fassungsvermögens des jeweiligen Stadions wäre sicher machbar, wenn die Zuschauer räumliche und zeitliche Abstände bei Ankunft und Abgang einhalten."
Eine zusätzliche Möglichkeit ist die Regionalisierung der Anti-Corona-Maßnahmen, für die die Landeshauptleute Thomas Stelzer (Oberösterreich/ÖVP) und Peter Kaiser (Kärnten/SPÖ) derzeit ein Konzept ausarbeiten. "Unsere Gesellschaft muss mit diesem Virus lernen zu leben", meinte Niessl. Eine verantwortungsvolle Normalität könnte etwa mit "Ampelregelungen" nach regionalen Gesichtspunkten erreicht werden.
In Bundesländern und Regionen ohne Erkrankte bzw. mit nur sehr wenigen Fällen sollten laut Niessls Vorstellung möglichst keine Einschränkungen gelten. "Erhöhen sich dort die Infektionszahlen über ein gewisses Ausmaß, beginnt beispielsweise die orange Phase: keine weiteren Öffnungen mehr, bremsbereit sein", erklärte der Burgenländer. "Gehen die Infektionszahlen dennoch weiter in die Höhe, geht es in die rote Phase, die wieder Einschränkungen bedeutet. Mit dieser Ampelregelung ist es durchaus möglich, wieder in allen Sportarten Wettkämpfe vor Publikum zu ermöglichen."
Niessl erhofft sich dadurch eine Überlebensgrundlage für Spitzen- und Breitensport. "Ohne Hilfsfonds wird es aber freilich trotzdem nie gehen", sagte der 68-Jährige. Den von der Bundesregierung in Aussicht gestellten Topf von rund 700 Mio. Euro muss sich der Sport u.a. mit der Kultur teilen. Geflossen ist daraus an die Sportvereine laut Niessl bisher kein Cent.
Für Mittwoch ist die nächste Taskforce-Konferenz von Sport Austria (Bundes-Sportorganisation) mit Vertretern der Dach- und Fachverbände geplant. In dieser sollen laut Niessl neben der Umsetzung des Hilfsfonds das weitere Hochfahren des Sports, auch des Breitensports, der fehlende Sportunterricht in den Schulen sowie die Wiederöffnung der Schulsportstätten für Vereine thematisiert werden. Danach soll ein Brief an Sportminister Werner Kogler (Grüne) ergehen.
Zusammenfassung
- Der organisierte Sport begrüßt die in Aussicht gestellte schrittweise Öffnung für Veranstaltungen mit Zuschauern.
- Sport-Austria-Präsident Hans Niessl forderte am Dienstag gegenüber der APA aber weitere Schritte, z.B. für Kampf- und Indoor-Teamsportarten.
- Auch das von der Bundesregierung angedachte Konzept der regionalen Lockerungen will der frühere Landeshauptmann des Burgenlandes dazu aufgreifen.
- Die Rahmenbedingungen dafür sieht Niessl vorhanden.