Speed-Auftakt in St. Moritz - Schneechaos droht
Die Österreicherinnen haben im vergangenen Winter die Vormachtstellung im Speed abgegeben. In der Abfahrtswertung war Stephanie Venier als Siebente die Beste, es folgten Nina Ortlieb (8.) und Nicole Schmidhofer (9.). Besser sah es im Super-G aus mit Schmidhofer als Dritter, Venier als Fünfter und Ortlieb als Sechster. Für Schmidhofer ein schwacher Trost, hatte sie doch in der Saison davor einen Dreifachsieg in der Abfahrt vor Venier und Ramona Siebenhofer angeführt und war im Super-G-Kugelkampf Zweite gewesen.
"Ich will wieder vorne mitfahren, jede von uns hat darauf hintrainiert, Rennen zu gewinnen. Für mich ist das Ziel, so lange wie möglich um die Kugel mitzufahren und Top drei zu sein. Wenn uns gelingen würde, wieder mannschaftlich so stark zu werden, wäre das cool, denn es war eine unglaublich lässige Stimmung. Die ist letzte Saison zum Schluss ein bisserl verloren gegangen", erinnerte Schmidhofer. Die Österreicherinnen kämpften auch mit einer Grippewelle innerhalb der eigenen Reihen. Heuer heißt der unsichtbare Feind Corona - Schmidhofer, Venier und Mirjam Puchner haben die Infektion gut überstanden, Tamara Tippler kämpft noch mit Nachwirkungen.
Internationale Trainingsvergleiche gab es heuer nicht, auch für ÖSV-Damen-Rennsportleiter Christian Mitter ist es "brutal schwierig zum Einschätzen". In der Vorbereitung hat man die Quantität der Skitage ans obere Limit geschraubt, 15 bis 20 Prozent mehr wurde auf den zwei Latten geübt. Ein Schwerpunkt lag auch auf dem Riesentorlauf, der Basis auch für die Speedbewerbe.
Mit der Entwicklung zeigte sich Mitter zufrieden. Es schaue ordentlich aus, von Verletzungen blieb man weitgehend verschont, die Rückkehrerinnen hätten sich ebenfalls gut präsentiert. "Jetzt hoffen wir, dass in der Mannschaft eine Dynamik entsteht" und dass unter den "15, 16 weltcuptauglichen" Athletinnen der interne Konkurrenzkampf größer werde und man sich gegenseitig pushe. Im Super-G gab es 2019/20 für Österreich einen Sieg durch Ortlieb in La Thuile, sie fehlt in St. Moritz wegen einer leichten Knieverletzung, und einen zweiten Platz für Schmidhofer in Garmisch-Partenkirchen.
Schmidhofer gewann 2017 in St. Moritz WM-Gold im Super-G, allerdings auf anderer Strecke. "Ich freue mich einfach, dass es wieder losgeht. Ein bisschen ein Fragezeichen ist bei mir nur, wie ich das Wochenende rüberbringe, ich bin im Training entweder konstant schnell oder konstant langsam. Jede Fahrt ist ein bisserl ein Überraschungsei." Teilweise seien sehr schnelle Schwünge dabei, erzählte die Steirerin, aber manchmal sei alles zu schön und rund, manchmal zu gerade.
Auch ihr fehlt das übliche Herantasten ans Limit ins Lake Louise. "Ich weiß schon sehr lange, dass heuer der erste Lauf zählt. Vielleicht baue ich am Samstag das erste Mal den Lauf zusammen, den ich schon den ganzen Herbst suche." Sie hoffe, dass sie mit der Erfahrung etwas gutmachen könne. Schwierig könnte die Wettersituation werden, Wartezeiten müssen wohl eingeplant werden. Ungeklärt ist, ob eine Rennverschiebung auf Wochenbeginn möglich wäre.
Venier verbindet mit St. Moritz Abfahrts-WM-Silber von 2017. Wegen ihrer Corona-Erkrankung fehlen ihr Skitage und Konditraining: "Aber die eineinhalb Minuten stehe ich drüber und gebe Vollgas und vertraue auf mein Können." Puchner hat gemischtes Erinnerungen: 2016 feierte sie dort ihren ersten Weltcupsieg, 2017 zertrümmerte es ihr bei einem Sturz im WM-Training das Schien- und Wadenbein. "Das hat mich noch bis letzte Saison begleitet, aber mit der letzten Operation habe ich damit abgeschlossen. Ich habe im März wieder Platte und Schraube reinbekommen, damit der Knochen zusammenwächst. Das passt jetzt alles. Ich glaube, dass ich recht gut drauf bin."
Siebenhofer wechselte von der Speed-Gruppe in die WC3, in der der Riesentorlauf eine große Rolle spielt. "Es ist ein bisserl was weitergegangen bei Material und Technik, ich gehe zuversichtlich in die Rennen." Auch im mentalen Bereich habe sie viel gearbeitet, um hinkünftig auf der Piste cool zu bleiben und darauf zu vertrauen, was sie kann.
Weil man sich im Training nicht mit anderen Nationen messen konnte, fallen die Spekulationen im Vorfeld weg. "Der Überraschungseffekt im Ziel ist höher", sagte Siebenhofer. US-Superstar Mikaela Shiffrin lässt die Rennen in St. Moritz aus, weil Speedtraining für sie noch nicht möglich war.
Zusammenfassung
- Da die Überseerennen wegen Corona gestrichen wurden, werden für Nicole Schmidhofer und Co. die beiden Weltcup-Super-G am Wochenende in St. Moritz ein Kaltstart.
- Besser sah es im Super-G aus mit Schmidhofer als Dritter, Venier als Fünfter und Ortlieb als Sechster.
- Venier verbindet mit St. Moritz Abfahrts-WM-Silber von 2017.
- US-Superstar Mikaela Shiffrin lässt die Rennen in St. Moritz aus, weil Speedtraining für sie noch nicht möglich war.