Rapid gegen Vaduz um Versöhnung und UEFA-Millionen bemüht
"Wir wollen von der ersten Sekunde an die Fans hinter uns bringen und klar machen, dass wir nichts anbrennen lassen", so Feldhofer. Groß war das Entsetzen bei den Grün-Weißen nach dem Hinspiel im Fürstentum beim Schweizer Zweitligisten. In der Retourpartie geht es zum einen um sportliche Wiedergutmachung.
"Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen, alle Spieler", war sich Keeper Niklas Hedl bewusst. "Für Vaduz ist es das Spiel des Lebens. Ich denke aber, wir sollten so in das Spiel gehen, dass es für uns das Spiel des Lebens ist, das wichtigste Spiel in diesem Jahr", gab Feldhofer die Marschroute vor. Sportdirektor Zoran Barisic warnte noch einmal, den Gegner "aufgrund des Namens oder der Ligazugehörigkeit zu unterschätzen".
Drei Millionen Euro warten auf Rapid
Für Rapid geht es vor allem aber um das Erreichen der auch aus wirtschaftlichen Gründen eminent wichtigen Gruppenphase. Dort warten bei der Auslosung am Freitag nicht nur attraktive Gegner, sondern auch Einnahmen im siebenstelligen Bereich. Barisic versuchte, dies aus Club-Sicht etwas zu relativieren. "Aus wirtschaftlicher Sicht ist es für uns ein bisserl ein Zubrot. Für die Spieler ist es noch wichtiger wegen der Prämienregelung." Rapid will aber sicher nicht auf die 2,94 Millionen Euro verzichten, die von der UEFA an jeden Club ausgeschüttet werden, der sich für die Conference League qualifiziert.
Um den letzten Schritt Richtung Gruppenphase gehen zu können, wurde die Partie in Vaduz gründlich aufgearbeitet. Dem Rede- und Klärungsbedarf wurde mit vielen Gesprächen begegnet. "Es war wichtig, die Emotionen loszuwerden, danach intern sachlich zu analysieren. Es hat keiner eine Watschn' gekriegt", erklärte Feldhofer. "Mir hat diese Woche die Reaktion gefallen, dass die Spieler wirklich verstanden haben, was wir letzten Donnerstag angerichtet haben."
Barisic betonte, dass die Ausgangssituation trotz allem passe. "Ich glaube 1:1 auswärts - wurscht gegen welchen Gegner - ist kein Resultat, wo wir den Kopf in den Sand stecken müssen. Ja, wir haben schlecht gespielt in der ersten Halbzeit vor allem. Aber es muss nun genug sein. Wir haben eine riesengroße Möglichkeit aufzusteigen, da ist es irgendwo wichtig, dass die Jungs frei sind im Kopf."
Druijf von Beginn an?
Laut Feldhofer hatte die beantragte Spielpause in der Liga am Wochenende den gewünschten Effekt. "Es war wichtig, einmal ein paar Tage lang hintereinander normal trainieren zu können. Das haben wir jetzt schon ein paar Wochen nicht gehabt." Für das Vaduz-Match kann der 42-Jährige zudem aus dem Vollen schöpfen. So könnte Ferdy Druijf, der im Hinspiel den wichtigen Ausgleich erzielt hatte, von Beginn an stürmen.
An der wiederaufgeflammten Diskussion um die Rotation in der Rapid-Startelf wollte sich Feldhofer nicht beteiligen, zumal die Lage nun anders sei. "Der Unterschied ist, dass jetzt alle für 90 Minuten bereit sind. Vor ein, zwei Wochen war das nicht der Fall." Auf die Frage, ob man im Rückspiel die künftige Einser-Elf sehen werde, meinte der Trainer nur kryptisch: "Es werden diejenigen starten, die den besten Eindruck hinterlassen haben diese Woche. Genauso war es aber auch letzten Donnerstag."
Vaduz wittert seine Chance
Die Liechtensteiner betonten derweil trotz der ansprechenden Leistung im Hinspiel ihre Außenseiterrolle und erwarten einen anderen Rapid-Auftritt als in Vaduz. "Sie werden von der 1. Minute an Gas geben. Wir müssen versuchen, die Startviertelstunde schadlos zu überstehen", erklärte Trainer Alessandro Mangiarratti gegenüber dem SRF. Der 43-Jährige hofft mit seiner Elf auf eine Premiere: Erstmals könnte ein Liechtensteiner Verein in die Gruppenphase eines Europacupbewerbs aufsteigen. Für Rapid wäre es bereits das zehnte Mal seit 2009.
Ein Erlebnis für die Gäste, bei denen mit Kristijan Dobras, Manuel Sutter und Anes Omerovic auch drei Österreicher im Kader stehen, wird auch die Atmosphäre im Allianz Stadion. "Ich erwarte eine kleine Hölle", so Mangiarratti. 12.000 Tickets wurden bis Mittwochmittag abgesetzt.
Zusammenfassung
- Der SK Rapid hat am Donnerstag zumindest 90 Minuten Zeit, um gegen den FC Vaduz im Play-off der Fußball-Conference-League ein "Debakel Düdelingen'schem Ausmaßes" abzuwenden.
- Nach einem glücklichen 1:1 samt dürftigem Auftreten in Liechtenstein will das Team von Trainer Ferdinand Feldhofer im heimischen Allianz Stadion sein wahres Gesicht zeigen.
- "Wir wollen von der ersten Sekunde an die Fans hinter uns bringen und klar machen, dass wir nichts anbrennen lassen", so Feldhofer.