Sandplatz-Hit in Kitzbühel: Starkes Feld, keine Favoriten
Thiem und Misolic wurden beim Generali Open mit Wildcards bedacht, Ofner ist als Top-60-Mann gesetzt. Jeder aus dem heimischen Trio hat in Kitzbühel schon seine Erfolgsgeschichte geschrieben, besonders Thiem mit seinem Titelgewinn 2019 und als Finalist 2014.
Ins Endspiel hat es im Vorjahr auch Misolic geschafft. Ofner hat in der Gamsstadt ein Halbfinale von 2017 stehen. Die drei heimischen Hoffnungsträger reisen aber ohne unmittelbares Erfolgserlebnis an, einzig Thiem hat in dieser Woche in Umag zumindest einen Sieg gefeiert.
Der Achtelfinaleinzug steht aber weit unter den Ansprüchen des 29-Jährigen. Im Saisonverlauf hat Thiem vom April die Viertelfinali in Estoril und München als Maximum stehen, am Montag wird er in der Weltrangliste rund um Position 116 hinter Ofner und Jurij Rodionov nur noch Österreichs Nummer drei sein.
"Es ärgert mich natürlich. Ich will mich nicht da unten im Ranking sehen", sagte der US-Open-Sieger 2020 in Umag. Es sei hart, wieder raufzukommen. Es sei freilich nicht leicht. "Jeder Sieg ist harte Arbeit."
In Kitzbühel wird Thiem seine harte Arbeit am Dienstag um 19: 30 Uhr (Servus TV & Joyn) beginnen. Seine Auftaktpartie war wieder die einzige schon vor der Auslosung (Samstag, 12:00 Uhr) angesetzte. Von Bedeutung für diese "Nightsession" ist die neue Lichtanlage. Auch der Platz wurde erneuert.
"Wir haben 200.000 Euro investiert", erklärte Turnierdirektor Alexander Antonitsch der Austria Presse Agentur (APA). "Das waren mit Abstand die größten Investitionen in der letzten Zeit." Diese seien extrem wichtig gewesen, auch da es immer wieder Kritik gegeben habe.
In seinem 13. Jahr im Amt bei diesem 250er-Sandplatzevent traut Antonitsch den heimischen Größen, den Misolic-Lauf vom Vorjahr vor Augen, einiges zu. "Man sieht, was hier alles passieren kann. Kitzbühel liegt den Österreichern, es ist ihnen alles zuzutrauen."
Eine rechtzeitige Anreise und das Vertrautmachen mit den Bedingungen seien wichtig. Und ist erst einmal eine Runde gewonnen, könne jeder Österreicher zur Gefahr werden. Zudem sei das Publikum "ein Riesenfaktor. Das ist teilweise Davis-Cup-Stimmung."
Ofner und Misolic haben vor den jüngsten Umag-Dämpfern mit Viertelfinaleinzügen in Båstad aufgezeigt, Ofners Potenzial blitzte primär bei seinem Lauf bis ins French-Open-Achtelfinale auf. In seiner bisher besten Saison nimmt der Steirer beim Heimturnier den nächsten Anlauf auf die Top 50.
Misolic greift von außerhalb der Top 150 an, da das Kitz-Turnier 2022 eine Woche früher stattgefunden hat und dem 21-jährigen Steirer die Punkte vom Vorjahresfinale nun schon aus der Wertung fallen.
Die Österreicher-Abteilung im Hauptfeld könnte noch anwachsen. Denn Dennis Novak tritt am Samstag in der Qualifikation ebenso an wie der mit einer Wildcard ausgestattete 17-jährige Joel Schwärzler.
Auch Rodionov war für die Quali vorgesehen, er steht aber in Zug in der Schweiz im Challenger-Halbfinale und hat da die Chance auf das erstmalige Erreichen der Top 100. Im Viertelfinale nahm er Revanche am Belgier Zizou Bergs, davor hatte er den heuer zweifachen serbischen Thiem-Bezwinger Hamad Međedović besiegt.
Möglich aber, dass Rodionov doch weiter nach Kitzbühel reist - etwa im Fall weiterer Absagen. Dann könnte Thiem eventuell über sein Ranking in den Raster rutschen und ein Österreicher die Wildcard "erben".
Eine bittere Absage kam vom spanischen Titelverteidiger Roberto Bautista Agut wegen eines Knochenbruchs nach einem Reitunfall. Antonitsch schmerzt das, er hat aber ohnehin eine andere Herangehensweise. "Wir leben von den Spielern in der Region."
Zu denen gehören die Deutschen Yannick Hanfmann und Daniel Altmaier. Bedeutend bei Hanfmann ist seine Kitzbühel-Statistik, er stand 2020 im Finale und unterlag im Vorjahr - gegen Misolic - im Halbfinale. "Es gibt einfach Spieler, denen die Bedingungen hier mit der Höhenlage und mit einem höheren Absprung taugen", sagte Antonitsch.
Altmaier besiegte diese Woche in Hamburg Russlands Top-Ten-Mann Andrej Rublew. Topgesetzt wird der argentinische French-Open-Viertelfinalist Tomas Martin Etcheverry sein. Sein Landsmann Pedro Cachin hat mit dem Titelgewinn in Gstaad gezeigt, dass ihm das Spiel in Höhenlage liegt. Die dritte, von Lizenzgeber Octagon vergebene Wildcard, ging an den Brasilianer Thiago Seyboth Wild.
Zusammenfassung
- Das Kitzbüheler ATP-Tennisturnier geht nächste Woche ohne Top-Favoriten über die Bühne.
- Im Vorjahr hätte man mit Casper Ruud und Matteo Berrettini klare Titelanwärter engagiert gehabt, das Duo sagte dann aber kurzfristig ab.
- Diesmal steht keiner der Protagonisten in den Top 30, der Cut-off von 76 zeugt aber von einem sportlich besonders dicht gedrängten Teilnehmerfeld.
- Fix dabei sind die Lokalmatadore Sebastian Ofner, Dominic Thiem und Filip Misolic.