Rot-weiß-roter Duracell-Hase in Zürich ein Publikumshit
Rohrer ist im Sommer 2023 bei den Lions, für die er schon im Nachwuchs gespielt hat, ins Profi-Eishockey eingestiegen. Der Stürmer etablierte sich sofort als Stammspieler, holte mit der Mannschaft den Meistertitel und ist mit seiner energiegeladenen Spielweise Publikumsliebling beim Züricher Star-Ensemble. "Für Menschen wie Vinzenz Rohrer wurde der Begriff "Duracell-Hase" erfunden", schrieb die Schweizer Nachrichtenagentur SDA.
Neun Tore in 29 Spielen hat der Rankweiler im Herbst erzielt und damit die Ausbeute aus seiner ersten Saison bereits übertroffen. "Neutral zu positiv", bilanzierte er seine bisherige Saison im APA-Gespräch. Den Schritt, den er machen wollte, "war mehr Offensive, noch mehr Einfluss auf das Spiel. Auch wenn es punktetechnisch nicht überaus dramatisch ist, kann ich das gut umsetzen. Dass man mir mehr vertrauen kann, dass ich das defensiv Verlässliche nicht verliere, aber Offensive mehr dazu bekomme".
Obwohl er seine Debüt-Saison schon im Dezember getoppt hat, bleibt er zurückhaltend. "Ich habe das Gefühl, dass man gierig wird, wenn ich an die ganzen Chancen denke, die ich hatte. Aber wenn man das (Anm.: schon mehr Tore als in der Vorsaison) hört, hört es sich dann nicht so schlecht an", meinte Rohrer.
Sport liegt dem Vorarlberger im Blut. Sein Vater ist der ehemalige Tennisprofi Stefan Lochbihler, mit zwölf Jahren zog er aber Eishockey dem Tennis vor. Rohrer absolvierte die Eishockey-Ausbildung in der Schweiz und spielte sich in der kanadischen Juniorenliga bei den Ottawa 67's, Ex-Club von Rossi, in die Notizblöcke der Scouts. Im Sommer 2022 sicherten sich die Montreal Canadiens im Draft an Nummer 75 seine Rechte, Auftritte für den glamourösen und erfolgreichsten Club der NHL sind sein großes Ziel.
Die Entwicklung von Rohrer verfolgen die Canadiens natürlich. Der Finne Lauri Korpikoski, langjähriger NHL-Spieler und Montreals Europa-Chef für Spielerentwicklung, kommt immer wieder nach Zürich, kürzlich ist auch Rob Ramage, der Direktor für Spielerentwicklung, aus Kanada angereist. "Sie sind ab und zu da, schauen sich Spiele an, wir gehen dann essen", erzählt Rohrer. Sonst halten sich die "Habs" aber zurück. "Sie wissen, in Zürich hast du genug Profis um dich herum".
Neben der allgemein guten Organisation kann Rohrer von Leuten mit sehr viel NHL-Erfahrung profitieren, allen voran Trainer Marc Crawford oder Center Derek Grant. Crawford hat Colorado Avalanche 1996 zum Stanley Cup geführt. "Er ist nicht der mega-persönliche Coach, aber er gibt dir ein konkretes Bild, was wichtig ist und woran du arbeiten solltest. Es ist mehr 'practise by playing' (Anm.: Spiel ist das beste Training), er gibt mir viel Vertrauen, so lernst du", sagte Rohrer.
Mit Grant steht Rohrer immer wieder am Eis, weil Linien bei den Lions oft umgestellt werden. "Oft reden wir über das Persönliche", sagte Rohrer. Der Routinier würde ihm raten, schwächere Spiele schneller abzuhaken, öfter abzuschalten, auch eine "gewisse Lockerheit" mitzubringen.
Das scheint anzukommen. Ziel mit Zürich ist der neuerliche Meistertitel, "das ist ganz klar. Das wird jedes Jahr von uns erwartet", erklärte Rohrer, der sich aber eben auch persönlich weiterentwickeln will. "Spaß an dem haben, was ich mache. Das hilft mir bei den Spielen und hilft mir mental. Das zu realisieren ist sehr wichtig im Sport, das ist eine mentale Sache", so Rohrer. Wohin ihn das führt, wird sich weisen. Der 20-Jährige hat seinen Vertrag bei den Lions bereits verlängert. Allerdings ist es durchaus möglich, dass er im Sommer zu den Canadiens bzw. deren Farmteam wechselt.
Zusammenfassung
- Vinzenz Rohrer, 20, hat sich bei den ZSC Lions in Zürich als Stammspieler etabliert und erzielte in der laufenden Saison neun Tore in 29 Spielen. Er übertraf damit seine Leistung aus der Vorsaison.
- Rohrer wurde von den Montreal Canadiens im Draft 2022 an Nummer 75 ausgewählt und wird von deren Europa-Chef für Spielerentwicklung, Lauri Korpikoski, genau beobachtet.
- Obwohl er seinen Vertrag bei den Lions verlängert hat, könnte Rohrer im Sommer zu den Canadiens oder deren Farmteam wechseln, um dort seine Karriere fortzusetzen.