Peter Schneider: "Ganz oben steht unser Teamspirit"
Es war einer der Top-Transfers des vergangenen Sommers der ICE Hockey League: Peter Schneider bricht nach zwei Jahren seine Zelte im Ausland ab und wechselt zurück nach Österreich. Der ehemalige Capitals-Stürmer schließt sich – nach Stationen beim EHC Biel (Schweiz) und HC Kometa Brno (Tschechien) dem EC Salzburg an.
Der Nationalspieler macht von Beginn an kein Geheimnis daraus, welche Ziele er in der Mozartstadt verfolgt. "Ich will Meister werden", gibt Schneider vor Saisonbeginn selbstbewusst zu Protokoll.
Diesen Worten ließ der 30-Jährige dann auch Taten folgen. Mit 28 Toren und 24 Vorlagen ist er nicht nur mitverantwortlich für den starken Grunddurchgang der Salzburger, sondern heimst auch zum zweiten Mal nach 2018/19 die "Ron Kennedy Trophy" für den wertvollsten Spieler der Regular Season ein. Schneider ist somit der erste Spieler der Geschichte, der die seit 2008 vergebene Trophäe zum zweiten Mal gewinnt.
Das Interview mit Peter Schneider in voller Länge
Im Interview spricht Schneider darüber, warum es in Salzburg so gut läuft und verrät, was in den Playoffs passieren muss, damit Salzburg am Ende den Meistertitel stemmt. Außerdem spricht er über die anstehenden Aufgaben mit dem ÖEHV-Team.
POWERPLAY: Die meisten Siege, die wenigsten Niederlagen und die beste Tordifferenz: Der EC Red Bull Salzburg hat den Grunddurchgang der ICE Hockey League über weite Strecken dominiert. Was war euer Erfolgsrezept?
Schneider: Ganz oben steht unser Teamspirit: Wie wir zusammenhalten, wie wir uns verstehen und wie wir füreinander spielen am Eis. Das war der wichtigste Grund, warum wir diese Saison erfolgreich waren und sind.
POWERPLAY: Mit 28 Toren und 24 Assists lief es auch bei dir persönlich ziemlich gut. Warum fühlst du dich in deiner Debüt-Saison in Salzburg gleich so wohl?
Schneider: Es ist zwar eine Floskel, aber man muss immer das Gesamte sehen. Wenn man sich bei meinen Toren anschaut, wie oft zum Beispiel Thomas Raffl dem Tormann die Sicht weggenommen hat oder Benjamin Nissner hinten die Scheibe erobert hat, muss man einfach dem ganzen Team ein Kompliment aussprechen. Wir helfen uns gegenseitig am Eis und somit ist es umso einfacher zu spielen.
POWERPLAY: Du bist zum zweiten Mal als MVP der Liga ausgezeichnet worden. Was bedeutet dir dieser individuelle Award?
Schneider: Jetzt liegt einmal der komplette Fokus auf den Playoffs. Wenn diese vorbei sind, kann ich mich auch richtig freuen darüber. Es ist natürlich eine große Ehre, aber das war nicht mein Saisonziel.
POWERPLAY: Inwieweit bist du in den vergangenen zwei Jahren, die du im Ausland verbracht hast, als Spieler gereift? Helfen dir diese Erfahrungen, jetzt wo du wieder nach Österreich zurückgekehrt bist?
Schneider: Es war auf jeden Fall eine sehr gute Erfahrung. Es war manchmal auch ein schwerer Weg im Ausland. Die Ligen sind doch etwas schneller, physischer und um einen Deut besser und ich glaube das bringt einen auch als Spieler voran. Man lernt andere Dinge und man ist gezwungen schneller zu agieren. Das hat mir auf jeden Fall geholfen in meiner Entwicklung als Eishockeyspieler.
POWERPLAY: Probierst du diese Erfahrungen an jüngere Spieler in der Mannschaft weiterzugeben?
Schneider: Natürlich versucht man Ratschläge weiterzugeben, da man als älterer Spieler doch schon einiges erlebt hat. Ich versuche von selbst wertvolle Tipps zu liefern. Manchmal kommen die jüngeren Spieler auch auf mich zu. Dennoch gibt es überhaupt keine Hackordnung bei uns. Es hat jeder das gleiche Standing im Team.
POWERPLAY: Wie sehr spielt das Zwischenmenschliche in Salzburg, wo du viele Kollegen bereits vom Nationalteam kanntest, eine Rolle?
Schneider: Eine ganz große Rolle. Ich fühle mich dieses Jahr um einiges wohler. Es ist immer schön in der Heimat mit vielen Freunden zu spielen. Red Bull ist eine großartige Organisation. Es wird auf uns geschaut und man hat hier die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.
POWERPLAY: Wie würdest du deinen Coach, Matt McIlvane beschreiben? Was zeichnet seine tägliche Arbeit aus?
Schneider: Er ist auf jeden Fall ein "Players Coach". Er geht auf Spieler zu, ist sehr ruhig und reagiert sehr selten emotional. Ich spiele gerne unter so einem Trainer, da ich es nicht brauche, dass mich irgendjemand anschreit, um mich zu motivieren. Seine ruhige Art ist ein großes Plus. Zudem ist er jeden Tag sehr lange in der Halle, schaut sich den Gegner genau an und versucht an den kleinen Schrauben zu drehen.
POWERPLAY: Nach der Liga-Saison ist vor der WM: Am 2. Mai startet die B-WM in Ljubljana. Was kann man sich vom österreichischen Nationalteam erwarten?
Schneider: Es wird eine sehr schwierige WM. Frankreich und Slowenien sind mit uns vermeintlich die Favoriten, doch man darf auch die übrigen Mannschaften (Anm.: Rumänien, Südkorea und Ungarn) nicht unterschätzen. Es steigen nur die ersten beiden Teams auf. Das wird eine große Aufgabe für uns.
POWERPLAY: Durch den Ausschluss von Russland und Belarus gibt es auch noch die Möglichkeit, dass Österreich aufrückt und bei der A-WM in Finnland teilnehmen darf. Wie hast du dieses Thema in den vergangenen Wochen verfolgt?
Schneider: Es wäre natürlich ein Traum für uns. Wir hatten jetzt zwei Jahre nicht die Chance aufzusteigen. Jetzt hat der IIHF in einer Ausnahmesituation, die ganz schrecklich für die Menschen in der Ukraine ist, dieses Zeichen gesetzt und Russland und Belarus vom Turnier ausgeschlossen. Den Entscheidungsprozess kann man als Spieler nicht beeinflussen. Man muss die Dinge so nehmen, wie sie kommen.
POWERPLAY: Wie schätzt du die langfristige Entwicklung des ÖEHV-Teams ein? Darf man sich als Fan berechtigte Hoffnungen auf regelmäßige Teilnahmen an der A-WM machen?
Schneider: Ich glaube wichtig ist erst einmal die Nachwuchs-Arbeit. Diese wurde einige Jahre stark vernachlässigt, aber es sind jetzt ein paar richtige Schritte gesetzt worden. Es ist auch positiv, wenn man in unserer Liga sieht, dass mehrere Vereine versuchen Österreicher einzusetzen. Am Beispiel anderer Nationen, wie Deutschland oder der Schweiz, sieht man, dass sich das Bemühen auszahlt. Die Ergebnisse werden allerdings erst nach ein paar Jahren sichtbar, deshalb darf man jetzt nicht ungeduldig werden und muss gut weiterarbeiten.
POWERPLAY: Mit Marco Rossi hat heuer ein junger Österreich in der NHL debütiert. Mit Marco Kasper und Vinzenz Rohrer schicken sich zwei weitere Spieler an in seine Fußstapfen zu treten. Wie siehst du deren Entwicklung und welche Tipps hättest du parat?
Schneider: Erstmals freut es mich unheimlich, dass junge Österreicher sich in der NHL etablieren. Bei Marco Rossi steht das ja unmittelbar bevor. Ich habe das Glück gehabt mit ihm bei der Olympia-Qualifikation zusammenzuspielen. Er ist ein unglaublicher Eishockeyspieler und wird es auf jeden Fall schaffen. Er braucht auch sicher keinen Ratschlag von mir (lacht). Die anderen Beiden kenne ich noch nicht, wünsche ihnen aber natürlich alles Gute. Ich habe gesehen, dass sie bisher sehr gute Leistungen gebracht haben und hoffe, dass sie ihren Traum verwirklichen können.
POWERPLAY: Apropos Traum verwirklichen: Zurück zur Liga. Die Playoffs sind voll im Gange. Wie bereit man sich im Training darauf vor? Ist die Routine eine andere als während der Regular Season?
Schneider: Wir haben vor dem ersten Playoff-Spiel doch sehr viel Zeit gehabt. Da mussten wir unsere Physis hochhalten und hart trainieren. Wir wollten mindestes am selben Level sein, wie jene Teams, die bereits in den Pre-Playoffs gespielt haben. Kurz vor dem ersten Spiel haben wir das Training natürlich ein bisschen rausgenommen.
POWERPLAY: Der Spiel-Rhythmus ist in dieser Zeit doch ein wenig anders. Wie sieht die Gefühlswelt eines Eishockey-Spielers während der Playoffs aus?
Schneider: Es ist die beste Zeit des Jahres, ganz klar. Wir arbeiten die ganze Saison, um uns auf diese Zeit vorzubereiten. Natürlich ist es körperlich anstrengend, aber du gehst mit einer unglaublichen Vorfreude in die Spiele. Man weiß genau, dass es nur ein paar Wochen dauert, daher muss man alles geben und alles aus dem Körper rausholen.
POWERPLAY: Was muss passieren, damit Salzburg das große Ziel Meistertitel am Ende erreicht?
Schneider: Wir müssen auf jeden Fall unser Spielsystem durchziehen, das wir das ganze Jahr besprochen haben. Wir müssen füreinander spielen und auf Details achten. Natürlich müssen wir auch hoffen, dass wir von Verletzungen und krankheitsbedingten Ausfällen verschont bleiben aber wir wissen, dass wir einige junge Spieler in den Startlöchern haben, die nachrücken könnten. Wir blicken dem Ganzen sehr positiv entgegen.
POWERPLAY: Abschlussfrage: Bei welchem Verein werden wir Peter Schneider in der Saison 2022/23 sehen?
Schneider: Das weiß ich noch nicht. Ich konzentriere mich auf die Playoffs und auf das Nationalteam. Danach werde ich ein, zwei Wochen Pause machen und in der Folge das Sommertraining mit der Mannschaft starten. Ein erneutes Auslandsengagement möchte ich per se nicht ausschließen. Unsere Karrieren als Eishockeyspieler dauern nicht sehr lange und man muss das Beste herausholen. Im Moment bin ich allerdings sehr glücklich in Salzburg und sehe keinen Grund etwas anderes anzustreben.
POWERPLAY: Vielen Dank für das Interview.
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Dieser Artikel ist zuerst im Powerplay-Magazin erschienen. Mehr Geschichten wie diese inkl. eines ausführlichen Interviews mit Marco Rossi finden Sie in der aktuellen Ausgabe Powerplay. Jetzt bestellen und Abo sichern.
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Zusammenfassung
- Mit 52 Scorerpunkten in 45 Spielen war Peter Schneider der Spieler der Regular Season in der ICE Hockey League.
- Folgerichtig wurde er zum zweiten Mal in seiner Karriere als "MVP" ausgezeichnet.
- Im exklusiven Interview erklärt Schneider, warum es bei ihm persönlich und seinem EC Salzburg so gut läuft und blickt auf die Playoffs voraus.
- Außerdem spricht der 30-Jährige über die bevorstehende Weltmeisterschaft mit dem ÖEHV-Team und lobt seinen Teamkollegen Marco Rossi.