Imane KhelifAPA/AFP/Mohd Rasfan

Streit um Olympia-Boxerinnen droht zu eskalieren

Seit Tagen wird das olympischen Box-Turnier von einer Gender-Debatte überschattet. Der Streit zwischen Weltverband IBA und dem IOC spitzt sich immer weiter zu.

Der offene Disput zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee und dem bei Olympia ausgeschlossenen Box-Weltverband IBA geht in die nächste Runde.

Chaotischer IBA-Auftritt

Nach einer chaotischen Pressekonferenz der IBA-Spitze zur Geschlechter-Debatte um zwei Boxerinnen sieht sich das IOC in seiner Haltung bestätigt. "Diese Travestie beschreibt alles, was man wissen muss. Es zeigt, warum Boxen unbedingt einen neuen Weltverband braucht", sagte IOC-Sprecher Mark Adams.

Im Zuge der Diskussion um die Olympia-Zulassung für Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-Ting aus Taiwan hatte die IBA-Spitze am Montag das IOC scharf attackiert. Das Komitee beendete die Zusammenarbeit mit IBA wegen irregulärer Finanzen und umstrittener Schiedssprüche. IBA-Boss Umar Kremlev wird zudem eine Nähe zum russischen Matchhaber Wladimir Putin nachgesagt.

Video: Gender-Streit bei Olympia-Boxen

IBA-Kriterien "nicht erfüllt"

Die beiden Boxerinnen waren im Vorjahr von der WM ausgeschlossen worden, weil sie laut IBA "die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllten und im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile" gehabt hätten.

Der per Video zugeschaltete IBA-Präsident Umar Kremlew warf dem IOC bei der Pressekonferenz vor, den Box-Sport zu zerstören. Bei der Veranstaltung, die wegen organisatorischer Probleme fast eine Stunde später begann, kam es immer wieder zu Pannen und tumultartigen Szenen.

IOC sieht Weltverband als "Farce"

"Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die IBA nicht in der Lage ist, den Box-Sport zu organisieren, schauen sie sich nur die Führungspersonen an, die bei dieser Farce dabei waren", sagte IOC-Sprecher Adams. Er hoffe, dass die Geschehnisse bei der Pressekonferenz weitere Nationalverbände ermutigen, einen neuen Weltverband zu formen.

Das IOC erkennt die IBA nicht an und organisiert das Box-Turnier bei Olympia wie schon 2021 in Tokio selbst. Seit Tagen wird das Turnier von der Debatte um Khelif und Lin überschattet.

"Nie Zweifel, dass sie Frauen sind"

"Sie wurde als Frau geboren, ist als Frau aufgewachsen, hat einen Pass als Frau und hat als Frau Wettbewerbe bestritten", rechtfertigte IOC-Chef Thomas Bach wiederholt die Teilnahme-Erlaubnis für Khelif, die aus selben Gründen auch für Lin gelte: "Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind."

"Das Traurige ist, dass Boxen ein toller olympischer Sport ist. Eine dieser Sportarten mit einem echten sozialen Aspekt", sagte Adams. Das Ziel des IOC bleibe es, Boxen auch ins Programm der Spiele 2028 in Los Angeles aufzunehmen. "Aber wir sind kein Weltverband, wir brauchen unbedingt einen neuen Weltverband", fügte der IOC-Sprecher hinzu.

Olympia 2024 live und kostenlos bei ORF 1 und ORF Sport + sowie auch in den ORF-Livestreams auf JOYN.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Streit zwischen dem IOC und dem Box-Weltverband IBA eskaliert weiter, insbesondere in Bezug auf die Olympia-Zulassung von Imane Khelif und Lin Yu-Ting.
  • Während einer chaotischen Pressekonferenz der IBA warf Präsident Umar Kremlew dem IOC vor, den Box-Sport zu zerstören, was zu tumultartigen Szenen führte.
  • Das IOC erkennt die IBA nicht an und organisiert das Box-Turnier bei Olympia 2024 selbst, um sicherzustellen, dass der Sport weiterhin Teil der Spiele bleibt.
  • Olympia 2024 live und kostenlos bei ORF 1 und ORF Sport + sowie auch in den ORF-Livestreams auf JOYN.