ÖSV-Abfahrerinnen kämpfen in Zauchensee gegen Heimflaute
Die erste Chance auf ein Ende der Durststrecke bietet der erste Super-G des neuen Jahres am Freitag (10.45 Uhr/ORF 1 & JOYN). Die Hoffnungen des ÖSV ruhen vor allem auf Cornelia Hütter.
Hütter, die heuer bereits Zweite, Dritte und zweimal Vierte war, tat sich am Donnerstag im einzigen Abfahrtstraining aber mit 2,27 Sekunden Rückstand auf die Schnellste noch schwer. Bei prachtvollem Wetter in 1:47,32 Min. dominierte Federica Brignone. Sie führte eine bärenstarke Squadra vor Nicol Delago (+0,41 Sek.) und Sofia Goggia (+0,48) an.
"Es ist mir schon oft gelungen, dass es im Rennen gepasst hat, nachdem ich im Training irgendwo war", hoffte Hütter, den Schalter noch umlegen zu können. Sie hob die exzellente Präparation einer Abfahrt hervor, die als eine der schwierigsten im Frauen-Weltcup gilt. Für Hütter ist sie "die tückischste", weil es vom supersteilen Startstück weg kein Durchatmen gebe.
"Du kommst zum Hot Air, dann zum Jägersprung, wo du 40 Meter hüpfst, dann Wasserschloss, Kälberloch, es wird finster, dann drückt es dich von einer Seite zur anderen und dann kommst du unten mit 130 km/h zum Zielsprung, wo du nichts siehst", so Hütter.
Siegeshoffnungen wollte die Steirerin aber nicht dämpfen: "Wenn man die Resultate in dem Winter anschaut, glaube ich schon, dass es realistisch ist. Aber nur abholen kann man es definitiv nicht."
Selbstvertrauen und Form in der rennfreien Zeit zu konservieren, sei nicht so einfach: "Man hat viel Zeit nachzudenken. Man weiß, man hat es drauf, ist schnell und hat ein Grundkonzept, das aufgeht. Aber wenn man drei Wochen ganz andere Sachen macht, fängt man überlegen an."
Trainingsschnellste Österreicherin war Mirjam Puchner als Vierte (+0,82). "Die Piste ist in einem mega Zustand", verwies die Pongauerin vor ihrem Heimspiel ebenfalls auf die Bedingungen: "Es ist richtig geschmeidig zum Fahren. Es sind eigentlich keine unruhigen Passagen, das macht es richtig angenehm."
Direkt dahinter reihte sich Ariane Rädler (+0,98) ein, die noch einmal starten durfte, nachdem sie zunächst wegen des Ausfalls von Alice Robinson abgewunken worden war. Ihr liegt der Hang, wie sie mit einem dritten Super-G-Rang 2022 bewies.
Christina Ager (+1,20) und Sabrina Maier (+1,21) beschlossen die Top 10 auf den Rängen neun und zehn. Maier schnappte damit Christine Scheyer (11./+1,26) - 2017 die letzte ÖSV-Siegerin in Zauchensee und auch österreichweit - den letzten, vakanten Super-G-Platz im Ski-Austria-Team weg.
"Eine heikle Passage haben wir, das ist der Sektor vier mit den Schlangenlinien im Wald, wo die Italienerinnen seit Jahren immer wieder gut fahren", befand Roland Assinger. "Da liegt offensichtlich viel Zeit drinnen, ansonsten sind wir dabei", so Assinger.
Den ersten Saisonsieg auf heimischem Boden zu feiern, wäre auch sein Wunsch: "Es wäre schön, wenn er hier beim Heimrennen passiert." Hütters Performance bereitet Assinger laut Eigenaussage kein Bauchweh. Hütter habe schon nach schwachen Trainingsleistungen performt: "Sie ist alt genug, weiß, was sie zu tun hat."
Brignone stellte ihre Topform auf geliebtem Schnee unter Beweis: "Es war alles einfach, ich habe die Linie sehr gut getroffen. Ich liebe diese Art von Schnee, in Österreich fahre ich immer gerne." Bereits siebenmal (in drei Disziplinen) stand sie heuer auf dem Podest, in Zauchensee hat die 33-Jährige bereits zwei Weltcuprennen für sich entschieden.
Brignone gewann 2020 die Alpine Kombination, die mittlerweile nicht mehr im Programm ist, und vor zwei Jahren einen Super-G.
Ein Super-G steht am Freitag zunächst auch als Ouvertüre des Speed-Triple in Zauchensee auf dem Programm, danach folgt am Samstag eine Abfahrt und Sonntag ein weiterer Super-G. Die Weltcup-Führende Mikaela Shiffrin lässt die Rennen aus, um sich zu schonen.
Die US-Amerikanerin will wieder am Dienstag, 16. Jänner, beim Nachtslalom in Flachau angreifen. Das eröffnet Brignone (697) drei gute Chancen, den Rückstand im Gesamtweltcup auf Shiffrin (929) zu verkürzen.