Österreich gegen NiederlandeAPA/AFP/Ronny Hartmann

Gruppensieg für starke Österreicher - 3:2 gegen Niederlande

Ein groß aufspielendes ÖFB-Team hat die EM-Gruppenphase mit einem 3:2-Erfolg gegen die Niederlande beendet. Durch das Frankreich-Remis gegen Polen ist Österreich somit Gruppensieger.

Es ist ein Abend, der in die österreichische Fußball-Geschichte eingeht. Österreichs Fußballer feierten im letzten EM-Gruppenspiel gegen die Niederlande einen historischen 3:2-Sieg. Die ÖFB-Tore in einem packenden Spiel erzielten Donyell Malen per Eigentor (6. Minute), Romano Schmid (59.) und Marcel Sabitzer (80.).

Durch das magere 1:1-Remis der Franzosen gegen Polen beendete Österreich die Gruppe D auf Platz eins und trifft am Dienstag (21 Uhr/Servus TV & Servus-TV-Livestream auf JOYN) auf den Zweiten der Gruppe F. Der wahrscheinlichste Gegner ist die Türkei, die das ÖFB-Team erst vor wenigen Monaten mit 6:1 überrollte.

Vier ÖFB-Umstellungen

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick wechselte im Vergleich zum Polen-Spiel ordentlich durch. Maximilian Wöber spielte statt dem verletzten Gernot Trauner, als linker Außenverteidiger begann diesmal nicht Phillipp Mwene, sondern Sturm-Graz-Profi Alexander Prass.

Auch Christoph Baumgartner und Konrad Laimer wurden vorerst geschont, stattdessen begannen Patrick Wimmer und Schmid. Sowohl "Baumi", Laimer als auch Mwene kassierten bereits je eine Gelbe Karte und wären durch eine weitere Verwarnung im Achtelfinale gesperrt gewesen.

Traumstart für Österreich

Österreich begann voller Selbstvertrauen - und hatte in der 2. Minute die erste gute Mini-Chance: Prass mit dem gefährlichen Stanglpass auf Schmid, der Pass des Bremen-Legionärs fand aber keinen Teamkollegen. Hier wäre ein Direktschuss wohl die bessere Variante gewesen.

Wenige Momente später belohnte sich das ÖFB-Team für den starken Anfang. Erneut war es Prass, der den Ball gefährlich in die Mitte flankte. Donyell Malen (6.) beförderte den Ball unglücklich ins eigene Tor. In der vergangenen Saison führte der Holländer noch die Torschützenliste von Borussia Dortmund an, nun brachte er die Österreicher früh in Führung.

Österreich gegen NiederlandeAPA/AFP/Odd Andersen

Malen brachte ganz Fußball-Österreich ungewollt zum Jubeln.

Ersten "Oranje"-Chancen

Die Rangnick-Truppe kontrollierte weiterhin das Spielgeschehen und versuchte die "Oranjes" so fern wie möglich von der eigenen Box zu halten. Das gelang jedoch nicht immer: Tijjani Reijnders (14.) hatte die erste gute Möglichkeit des leichten Favoriten, die Top-Chance von Malen (23.) hätte eigentlich der Ausgleich sein müssen.

Trotz 1:0-Führung dauerte es kurioserweise eine halbe Stunde, bis Österreich den ersten Torschuss abfeuerte. Florian Grillitsch (30.) prüfte Holland-Goalie Bart Verbruggen mit einem Fernschuss. Bitter: Die kurz darauf folgende Verwarnung für Wimmer bedeutete, dass der Wolfsburg-Profi im Achtelfinale am Dienstag fehlen wird.

Durch eine Doppelchance von Sabitzer (Hammer aus 17 Metern) und Kapitän Marko Arnautović (scheiterte ganz knapp vor Verbruggen) wäre beinahe noch der zweite ÖFB-Treffer gelungen. So ging Rot-Weiß-Rot etwas glücklich, aber alles in allem verdient mit der 1:0-Führung in die Pause.

Fehlstart in die 2. Hälfte

Der Start in den zweiten Abschnitt hätte für das ÖFB-Team (in der Pause ohne Wechsel) nicht viel schlechter verlaufen können: Ein unnötiger Ballverlust von Grillitsch und nur 72 Sekunden nach Wiederanpfiff vollendete Cody Gakpo einen "Oranje"-Konter eiskalt zum Ausgleich. ÖFB-Goalie Patrick Pentz hatte dabei keine Chance.

Die Partie schien nun zu kippen, die Niederländer übernahmen immer mehr das Kommando. Doch dann eine Traumkombination der Österreicher: Grillitsch, zuvor noch der Sündenbock, mit einer perfekten Flanke auf den Kopf von Schmid (59.) für seinen allerersten Nationalteam-Treffer. Das ÖFB-Team war wieder in Führung.

Ausgleich für "Oranjes"

In der Folge bewies Holland-Coach Ronald Koeman ein goldenes Händchen: Der eingewechselte Wout Weghorst verlängerte eine Flanke per Kopf auf Memphis Depay (75.), der zum Ausgleich einnetzte. Der VAR kam wegen eines möglichen Handspiels kurz zum Einsatz, aber der Treffer zählte.

Die Antwort des ÖFB-Teams ließ nicht lange auf sich warten: Der eingewechselte Baumgartner mit einem wunderschönen Pass auf Sabitzer (80.) - und der Dortmund-Star haute den Ball eiskalt unter die Latte zur bereits dritten ÖFB-Führung dieses Abends. Weghorst wäre beinahe der erneute Ausgleich gelungen, sein Kopfball in der Schlussphase flog jedoch über das Tor.

Der Spielbericht:

Fußball-EM 2024 (Gruppe D, 3. Runde)
Niederlande - Österreich 2:3 (0:1)
Olympiastadion Berlin, Publikum: 70.033 (ausverkauft), SR: Ivan Kružliak (Slowakei)

Tore:

  • 0:1 (6.) Malen (Eigentor)
  • 1:1 (47.) Gakpo
  • 1:2 (59.) Schmid
  • 2:2 (75.) Depay
  • 2:3 (80.) Sabitzer

Niederlande: Verbruggen - Aké (65. van de Ven), Van Dijk, De Vrij, Geertruida - Veerman (35. Simons), Schouten, Reijnders (65. Wijnaldum) - Gakpo, Depay, Malen (72. Weghorst)

Österreich: Pentz - Prass, Lienhart (62. Querfeld), Wöber, Posch - Grillitsch (62.) Laimer), Seiwald - Schmid (90.+2 Weimann), Sabitzer, Wimmer (62. Baumgartner) - Arnautović (78. Gregoritsch)

Gelbe Karten: keine bzw. Posch, Wimmer, Querfeld

Die Stimmen zum Spiel:

  • Marcel Sabitzer (ÖFB-Torschütze): "Im Fußball geht es oft schnell, da hast du Ups und Downs. Das ist normal, denke ich. Die Frage ist, wie du damit umgehst. Ich habe in den letzten Tagen sehr gut gearbeitet, die Mannschaft unterstützt mich sehr gut. Wenn du so einen Sieg machst, Gruppensieger wirst, das Siegestor geschossen, besser geht es ja nicht. Man of the match ist eine schöne Nebensache. Ich gebe alles für das Team, will immer helfen mit Assists und Toren, wenn das nebenbei rausspringt, ist das sehr schön."
  • Romano Schmid (ÖFB-Torschütze): "Es ist was ganz Besonderes bei einem EM-Spiel das erste Länderspieltor zu machen, noch dazu in einem so wichtigen Spiel. Es war mein 2. Saisontor mit dem Kopf, vielleicht sollte ich jetzt immer in die Box gehen, bei Eckbällen auch. Charakter 100 Prozent, man merkt egal wer am Platz steht, die Prinzipien greifen. Ich glaube, es war ein verdienter Sieg, auch wenn die Holländer genauso ein starkes Spiel gemacht haben. Wir haben einfach eine geile Mannschaft. Egal, wer kommt, wir gehen ins Spiel um es zu gewinnen."
  • Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): "Wir wollten das Spiel gewinnen, so wurde die Mannschaft vorbereitet und eingestellt. Ich hatte gestern noch einmal eine fast schlaflose Nacht wegen der Aufstellung. Wenn das späte Tor für Italien nicht gefallen wäre, hätte ich vielleicht anders aufgestellt, im Nachhinein war es schon richtig so. Das zweite Tor war super vorbereitet von Grillitsch, noch dazu mit dem schwachen Fuß, das kann er nicht viel besser spielen. Über Romano Schmid brauchen wir fast gar nicht mehr sprechen, was der für eine Entwicklung gemacht hat letztes Jahr ist unfassbar."
  • Maximilian Wöber (ÖFB-Spieler): "Es war natürlich eine Feierstimmung, Kanzler und Vizekanzler haben uns gratuliert, es gab eine kurze Ansprache des Trainer. Er hat uns gesagt, dass wir es uns verdient haben, dass wir heute ein bisschen feiern dürfen und dass es jetzt erst so richtig losgeht. Ich wollte zeigen, dass ich zurecht auch gegen Frankreich aufgelaufen bin, ich glaube das habe ich heute gezeigt, dass ich absolut mit den Besten der Welt mithalten kann und in das Team gehöre."
  • Ronald Koeman (Niederlande-Trainer): "Ich bin letztendlich verantwortlich. Ich habe dieses Team zusammengestellt, weil ich dachte, es sei das beste. Aber das war nicht der Fall. Ich bin auch von mir selbst enttäuscht, dass wir [die Spiele] so beginnen. Ich fand, dass der Anfang eine schlechte Leistung war, aber nicht das ganze Spiel. Wir wussten, dass sie mit einem hohen Rückraum spielen, also haben wir gesagt: Macht die Passlinie zu. Dann muss der Rückraum halten. Aber wenn das eine oder das andere nicht passiert, dann kommt das dabei heraus."
  • Virgil van Dijk (Niederlande-Kapitän): "Wir haben das Spiel schwach begonnen, in Ballbesitz und in den Zweikämpfen. Dann liegt man im Spiel zurück. Uns fehlte die Energie. Wir haben in der Halbzeit darüber gesprochen. Das ist unverständlich, bei einem Endrunden-Turnier. Ich habe im Moment keine Erklärung dafür. Wenn wir bei dieser Europameisterschaft etwas erreichen wollen, muss sich sehr schnell etwas ändern. Dafür sind wir alle verantwortlich."
  • Cody Gakpo (Niederlande-Torschütze): "Wir sind nicht glücklich. Harte Worte vom Trainer und den Spielern. Vielleicht lag es an der Schärfe, wir müssen es erst analysieren. Wir sind dazu gekommen Fußball zu spielen. In der zweiten Hälfte lief es besser, aber es hat nicht gereicht."

Die EURO 2024 bei Servus TV und im ORF sowie auch in den Livestreams auf JOYN.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreich besiegte die Niederlande mit 3:2 im letzten EM-Gruppenspiel und wurde Gruppensieger.
  • Die Tore für Österreich erzielten Donyell Malen (Eigentor), Romano Schmid und Marcel Sabitzer.
  • Frankreich spielte 1:1 gegen Polen, was Österreich den Gruppensieg sicherte.
  • Das Spiel fand im ausverkauften Olympiastadion Berlin vor 70.033 Zuschauern statt.
  • Im Achtelfinale trifft Österreich auf den Zweiten der Gruppe F, wahrscheinlich die Türkei.
  • Die EURO 2024 bei Servus TV und im ORF sowie auch in den Livestreams auf JOYN.