Nach Eklat bei Eliasch-Wahl: ÖSV überlegt Rechtsmittel
Aktueller Stein des Anstoßes ist das Vorgehen von Eliasch und seinem engsten Zirkel beim FIS-Kongress am Donnerstag, als es um seine Wahl für vier Jahre ging. Wie Scherer bei einem Mediengespräch erläuterte, hätten 15 Verbände inklusive Österreich eine geheime Abstimmung gewollt und dies auch per Brief kundgetan. Dies sei "ein klares Signal, dass man eigentlich ernst nehmen sollte". Eliasch und Stephan Netzle, Rechtsbeistand der FIS, ließen dies nur unter der Bedingung zu, dass es lediglich zwei Optionen gibt: eine Stimme für Eliasch und eine Enthaltung - eine Nein-Stimme war nicht vorgesehen.
"Dieses Rechtsverständnis teilen wir nicht", sagte Scherer. "Ein solches Vorgehen ist nach Ansicht unserer juristischen Experten auch nicht konform mit dem Schweizer Vereinsrecht", teilte Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Skiverbandes, der ARD mit.
Daraufhin verließ Scherer neben Vertretern anderer Nationen wie Deutschland, die Schweiz, Finnland und Kroatien den Saal. Eliasch erhielt in weiterer Folge nur 70 von 117 möglichen Stimmen. Das sind 60 Prozent, 50 Prozent plus x wären nötig gewesen. Mit dieser Zustimmungsquote hätte es Eliasch laut Scherer nicht in den FIS-Vorstand geschafft. "Wenn man dann für sich selber sagt, man hat 100 Prozent der Stimmen gekriegt... da hätte eine auch gereicht", sagte Scherer und fügte hinzu: "Eines ist klar, für die Außenwirkung sind solche Rechtsansichten und Demokratieverständnisse verheerend." Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Hintergrund des Konflikts sind nicht zuletzt die hochtrabenden Pläne von Eliasch, dem unter anderem eine Zentralvermarktung der Weltcupbewerbe unter der Regie der FIS vorschwebt. Durchpeitschen wollte er das ursprünglich quasi im Handumdrehen in Eigenregie, nun einigte man sich zumindest auf eine "Konsultationsphase" mit den nationalen Verbänden. Der ÖSV will Inhaber der Rechte bleiben, da man als Veranstalter auch das Risiko trage.
Einer der Hauptkritikpunkte des heimischen Verbands an der derzeitigen FIS-Führung "ist die mangelnde Interaktion und Kommunikation mit den nationalen Skiverbänden", betonte Scherer. Die Zentralvermarktung der Rechte könnte "per se, wenn es richtig gemacht ist, nichts Schlechtes sein. Wir waren immer bereit, unsere Rechte zu poolen, aber wenn es als eine Art 'Enteignung' im Raum steht, dann werden wir uns zu wehren wissen." Wenn es nach dem Willen von Eliasch passieren würde, "wird es höchstwahrscheinlich den ÖSV in dieser Form und viele andere Verbände vielleicht nicht mehr geben".
Unmut gibt es auch dadurch, dass Eliasch den Rückzug vom operativen Geschäft bei der Skifirma Head offenbar nicht wie geplant vollzogen hat. Gemäß Recherchen der Fernsehsendung "Sport inside" des WDR scheint der Brite in mehreren Firmenregistern weiterhin als aktiver Geschäftsführer oder Direktor des Unternehmens beziehungsweise von Tochterfirmen auf, obwohl im Juni 2021 sein Rücktritt als CEO vermeldet worden war. Außerdem blieb Eliasch Eigentümer des Unternehmens, was eine fragwürdige Optik ergibt. Erklärungen ließ der 60-Jährige auch bei einer Pressekonferenz am Donnerstag vermissen.
"Irritierend" und "jedenfalls befremdlich" nannte Scherer die Konstellation aus Sicht des ÖSV. "Aber es gibt in der FIS ein Gremium, das Nomination and Remuneration Committee, das ja eigentlich die Kandidatur prüfen sollte. Da hat es ein Schreiben gegeben, dass sämtliche Kriterien erfüllt werden. Vielleicht sollte man sich einmal die Zusammensetzung dieses Komitees anschauen", sagte er.
Abgesehen von möglichen rechtlichen Auseinandersetzungen könnte es in die Richtung gehen, dass europäische Verbände wie Österreich, Deutschland und Schweiz mittelfristig einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin zu Eliasch in Position bringen. "Ich glaube, dass einigen klar geworden ist, dass man eine sehr realistische Chance hat, als Gegenkandidat zum bestehenden FIS-Präsidenten reüssieren zu können", sagte Scherer. Diesbezüglich habe es auch schon erste oberflächliche Gespräche gegeben. "Es bräuchte vorher ein Commitment, dass jemand bereit wäre zu Wahlen. Diese Frage stellt sich jetzt primär noch nicht. Jetzt gilt es zu sehen, ob wirklich Formalfehler passiert sind, welche unterschiedlichen Rechtsmeinungen gibt es."
Zusammenfassung
- Bei der Wiederwahl des Briten in Mailand hatten Österreich und andere nationale Skiverbände aus Protest gegen die Wahlprozedur den Saal verlassen.
- Nun überlegt der ÖSV sogar rechtliche Schritte gegen die FIS-Führung.
- Eliasch erhielt in weiterer Folge nur 70 von 117 möglichen Stimmen.
- Das sind 60 Prozent, 50 Prozent plus x wären nötig gewesen.
- Mit dieser Zustimmungsquote hätte es Eliasch laut Scherer nicht in den FIS-Vorstand geschafft.