Keine Panik in Italien nach Ende der Rekordserie
37 Spiele ohne Niederlage hatten die "Azzurri" seit einem 0:1 gegen Portugal im September 2018 absolviert und damit einen Rekord aufgestellt. Genau drei Monate ist es her, als das 4:2 der Italiener gegen Spanien im Elferschießen in London den vorletzten Schritt zum EM-Titel bedeutete. Beim Wiedersehen im San Siro war die sportliche Relevanz nicht annähernd so hoch, und doch ging es neben einem Platz im Finale am Sonntag an selber Stelle auch ums Prestige.
Mancini sah den Ausschluss von Leonardo Bonucci kurz vor der Pause (42.) als spielentscheidend. Der 35-jährige Verteidiger attackierte mit dem Ellenbogen voraus ungeschickt und fing sich damit zum zweiten Mal Gelb ein. "Ich will niemandem die Schuld geben, aber der Ausschluss hat die Partie beeinflusst", sagte Mancini. Die Niederlage gegen starke Spanier würde sein Team aber "nur stärker machen", hielt er fest. "Es ist besser, heute Abend zu verlieren, als in einem EM- oder WM-Finale", meinte Mancini zum Ende der Rekordserie.
Verärgert reagierte der 56-Jährige auf die Pfiffe des Mailänder Publikums für Ex-Milan-Torhüter Gianluigi Donnarumma. Er war im Sommer ablösefrei zu Paris Saint-Germain gegangen. Der 22-Jährige schien von den Unmutsäußerungen irritiert. In der ersten Halbzeit verschuldete er fast ein Gegentor, als er den Ball durch die Hände gleiten ließ. "Sie hätten diese ganze Situation einen Abend lang vergessen können. Sie können pfeifen, wenn PSG gegen Milan spielt. Italien ist Italien, das kommt über allem anderen", grantelte Mancini über das Verhalten der Fans.
Um den nächsten Titel spielen jetzt die Spanier, die den ersten großen Pokal seit dem EM-Gewinn 2012 holen könnten. Im Finale wollen die Iberer auch Frankreich oder Belgien aus dem Weg räumen wollen. Der Weltmeister und der Weltranglisten-Erste duellierten sich im zweiten Halbfinale am (heutigen) Donnerstagabend in Turin. Eine besondere Genugtuung dürfte der Erfolg über den Europameister für Luis Enrique sein. Spaniens Trainer und die heimische Presse sind sich kaum eins.
So wurde die Kadernominierung von Enrique wieder heftig hinterfragt. Kein Akteur von Real Madrid, dafür der 17-jährige Gavi vom FC Barcelona - gerade dessen Einsatz gab Enrique aber recht. Der Mittelfeldspieler zeigte gegen Marco Verratti, Jorginho und Co. keine Schwächen und fügte sich nahtlos in die Mannschaft ein. "Er hat gespielt wie im Garten seines Hauses. Er ist die Zukunft des Nationalteams ebenso wie viele andere Spieler. Aber er hat auch gezeigt, dass er Teil der Gegenwart ist", meinte Enrique über Gavi.
Was Passsicherheit, hohes Pressing und Ballbesitzfußball angeht, macht Spaniens Mannschaft aktuell kaum jemand was vor. Neben Gavi sind auch der eingewechselte Yeremi Pino (18), Doppeltorschütze Ferran Torres (21) oder die dieses Mal verletzt fehlenden Pedri und Ansu Fati (je 18) Versprechen für die Zukunft. Dazu kommen einige Akteure, die im besten Fußballalter sind.
"Meine Mannschaft hat im Spiel nach vorne gefährlich gewirkt. Ich bin sehr zufrieden", sagte Enrique über eine Vorstellung, in der Spanien dieses Mal den Abschluss vehement suchte. Im Endspiel soll vor allem Torres seinem Ruf als Mister Nations League gerecht werden. Der Profi von Manchester City hat in seinen bisher sieben Einsätzen im Wettbewerb sechsmal getroffen. In Mailand scorte er mit einem Volley (17.) und per Kopf (45.+2). Anschließend war Italien in Unterzahl erledigt, dem eingewechselten Lorenzo Pellegrini (83.) gelang erst spät nach einem Fehler der Spanier der Anschlusstreffer.
Zusammenfassung
- Nach der ersten Niederlage nach mehr als drei Jahren herrscht in Italiens Fußball-Nationalteam keine Besorgnis.
- Das 1:2 gegen Spanien im Halbfinale der Nations League in Mailand ordnete Teamchef Roberto Mancini ebenso wie die Öffentlichkeit als den Begleitumständen geschuldet ein.
- "Es ist besser, heute Abend zu verlieren, als in einem EM- oder WM-Finale", meinte Mancini zum Ende der Rekordserie.
- Sie können pfeifen, wenn PSG gegen Milan spielt.