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Benzema stiehlt Mbappe die Show - Jubel über "Remontada"

In der Toreuphorie war David Alaba nicht zu halten. Zum Jubel nach dem dritten Treffer von Karim Benzema gesellte sich auch ein Klappsessel, den der Wiener wie die Champions-League-Trophäe gen Himmel reckte. Nach einem 3:1-Spektakel im Estadio Bernabeu mit Benzema als Hauptdarsteller beendeten die Madrilenen am Mittwochabend die Hoffnungen von Paris Saint-Germain auf den Henkelpokal. Was nun aus dem mit Katar-Millionen finanzierten Luxuskader der Franzosen wird, ist offen.

"Die zweite Halbzeit war magisch", sagte Alaba nach der von Spaniens Medien abgefeierten "Remontada". Die Sportzeitung "Marca" titelte: "Eine legendäre Aufholjagd." Dabei sprach nach einer Stunde Spielzeit nur noch wenig für Reals Viertelfinal-Einzug. Ausgerechnet der angeblich vor einer Übersiedlung nach Madrid stehende Kylian Mbappe (39.) hatte PSG nach seinem Treffer im Hinspiel (1:0) erneut voran gebracht. Doch dann stahl Benzema jedem Mann die Show, der ihn im Sommer als Stürmerstar der "Merengues" beerben soll.

Vor dem Ausgleich brachte Benzema Paris-Torhüter Gianluigi Donnarumma in Bedrängnis und schloss nach dem anschließenden Patzer des Europameisters ab (61.). Bei seinem Doppelschlag in der 76. und 78. Minute zeigte Benzema dann unglaubliche Effizienz. Mit 34 Jahre und 80 Tagen avancierte der Franzose zum ältesten Hattrick-Torschützen der Champions League.

Benzema auf den Spuren von Raul und CR7 

Seit 2009 spielt der Mann aus Lyon für Real, mit nun 500 Pflichtspiel-Einsätzen liegt in der Legionärsstatistik nur noch der Brasilianer Roberto Carlos (524) vor ihm. 309 Tore hat Benzema bisher für Spaniens Rekordmeister erzielt. Er ist damit die Nummer drei der Statistik hinter Cristiano Ronaldo (450) und Raul Gonzalez (323). "Ich glaube, er hat einfach wieder gezeigt, wie wichtig er für uns ist. Was er für Qualitäten mitbringt ist einfach unfassbar", meinte Alaba nach Schlusspfiff auf DAZN. Der Gelobte selbst durfte den Trubel um seine Person genießen. "Real ist am Leben und wir haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können", erklärte Benzema.

Reals Trainer Carlo Ancelotti hatte nach dem Hinspiel von einem anderen Franzosen geschwärmt. Er sei "nicht zu stoppen", so der Italiener über Kylian Mbappe. Am 23-Jährigen lag es am Ende auch nicht, dass PSG das große Ziel ein weiteres Jahr verpassen wird. Nach dem 1:1 waren die Gäste schwer angeschlagen. Von den Offensivstars Neymar und Lionel Messi war dann wenig bis nichts zu sehen. Die Balance im Team passte nicht. Das 1:3 fing sich Paris nur Sekunden nach dem eigenen Anstoß im Panik-Modus ein.

PSG muss weiter auf CL-Titel warten 

Bereits zum vierten Mal scheiterte PSG somit nach einem Hinspiel-Sieg in einer K.o.-Runde der Königsklasse. Die Transfers der im vergangenen Sommer mit Millionengagen geholten Akteure wie Donnarumma, Messi oder des dauerverletzten Sergio Ramos brachten nicht den gewünschten Erfolg. Mbappe wird im Sommer wohl ablösefrei zu Real wechseln. Was Messi und Co. machen, bleibt abzuwarten. Auch für Trainer Mauricio Pochettino wird der Druck wieder größer. Der Meistertitel liegt zwar auf dem Serviertablett, nationale Erfolge zählen bei der Clubspitze aus Katar bekanntlich aber wenig.

"Die nächsten Wochen werden nicht einfach", wusste Pochettino. "Das Gefühl bleibt, dass wir die bessere Mannschaft waren." Der Argentinier fand Schuldige für das Aus: Schiedsrichter Danny Makkelie aus den Niederlanden und das VAR-Team. Laut einhelliger Meinung der Franzosen sei Benzemas 1:1 ein Foul des Torschützen an Donnarumma vorausgegangen. Pochettino sprach von einer "großen Ungerechtigkeit", seine Spieler hätten die Emotionen danach nicht mehr im Griff gehabt. Dies dürfte auch auf die PSG-Vereinsführung zugetroffen haben.

PSG-Präsident Al-Khelaifi sorgt für Eklat 

Berichten spanischer Medien zufolge sollen PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi und Sportdirektor Leonardo nach der Niederlage versucht haben, in die verschlossene Schiedsrichterkabine zu gelangen. Über den genauen Hergang gibt es widersprüchliche und bisher nicht bestätigte Informationen. In Berichten war davon die Rede, dass Al-Khelaifi und Leonardo "sehr aggressiv" zu Werke gegangen seien. Einen Real-Mitarbeiter, der die Szene filmte, soll Al-Khelaifi persönlich bedroht haben.

Die UEFA wird einen Bericht zu den Vorfällen auswerten, es drohen Strafen. Es ist ein delikates Thema, bekleidet der 48-Jährige im europäischen und weltweiten Fußball doch wichtige Posten. Seit 2019 ist Al-Khelaifi Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees sowie Vorsitzender der Clubvereinigung ECA. Der Katarer mischt zudem im Organisationskomitee der in diesem Jahr anstehenden WM mit. Auch in der Kabine soll es hoch her gegangen sein. Berichten zufolge soll es dort einen Disput zwischen Neymar und Donnarumma gegeben haben.

Ancelotti: stichelt gegen PSG 

Ancelotti wollte sich auf Diskussionen über das Ausgleichstor nicht allzu sehr einlassen. Der Italiener verwies auf die Tatsache, dass PSG nach dem Treffer auseinandergefallen sei: "Es ist nicht allzu kompliziert. Es hat uns Kraft gegeben und den Gegner zerstört. In den letzten 30 Minuten habe ich nur eine Mannschaft auf dem Platz gesehen."

Im Achtelfinale war PSG zuletzt 2019 ausgeschieden. "Wir dürfen jetzt nicht alles über den Haufen werfen. Es ist schwierig, das zu analysieren", sagte Leonardo. In der Realität ist es allerdings schwer vorstellbar, dass es dieses Mal keine personellen Konsequenzen gibt. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" analysierte: "Es ist die Geschichte eines Clubs, der nicht aus seinen Fehlern lernt und weiter alle Stars dieser Welt rekrutieren könnte, ohne dass es groß etwas ändern würde."

ribbon Zusammenfassung
  • In der Toreuphorie war David Alaba nicht zu halten. Zum Jubel nach dem dritten Treffer von Karim Benzema gesellte sich auch ein Klappsessel, den der Wiener wie die Champions-League-Trophäe gen Himmel reckt
  • Nach einem 3:1-Spektakel im Estadio Bernabeu mit Benzema als Hauptdarsteller beendeten die Madrilenen am Mittwochabend die Hoffnungen von Paris Saint-Germain auf den Henkelpokal.
  • Was nun aus dem mit Katar-Millionen finanzierten Luxuskader der Franzosen wird, ist offen.