Kampf um die Bundesliga-Meistergruppe in der Zielgerade
Rapid befindet sich vor dem wichtigen Heimspiel der 21. Runde gegen Lustenau in einem Balanceakt, müssen doch auch die Vorfälle nach dem 3:0-Derbysieg gegen die Austria in der Vorwoche mit dem Fehlverhalten maßgeblicher Rapid-Akteure aufgearbeitet werden. Die homophoben und beleidigenden Ausfälle werfen einen dunklen Schatten auf das Duell mit den Vorarlbergern. "Wir nehmen dieses Thema extrem ernst, es hat viele Gespräche in alle Richtungen gegeben", erklärte Geschäftsführer Sport Markus Katzer am Freitag. Er plädierte für eine "Rückkehr zum Wesentlichen."
Trainer Robert Klauß führte am Mittwoch mit der Mannschaft intensive Gespräche über die Ereignisse. "Wir reden das Thema nicht klein und wollen nichts bagatellisieren", ab Donnerstag rückte dennoch die Einstimmung auf Lustenau in den Vordergrund. Der 39-Jährige tüftelt vor allem an einer Lösung gegen die Lustenauer Defensivtaktik. "Es kann sein, dass wir viel Geduld brauchen", meinte der Coach. Rapid liegt derzeit mit 31 Punkten auf dem rettenden Platz sechs. Davor sind der LASK (34), Klagenfurt und Hartberg (je 33) in Reichweite, dahinter lauern weiter der WAC (29) und die Austria (27). Wird Lustenau nicht besiegt, wäre in der 22. und letzten Runde in Klagenfurt wohl das großen Zittern angesagt.
Von Sorgen ganz anderer Art werden die Lustenauer geplagt, schließlich beträgt ihr Rückstand auf den Vorletzten WSG Tirol fünf Punkte. Neo-Coach Andreas Heraf startete zwar mit einem 2:0 über die Wattener, danach folgten jedoch zwei Niederlagen, zuletzt sogar ein 0:7 in Salzburg. "Rapid ist kein Gegner, an dem wir uns messen können. Das gibt die Saison einfach nicht her. Dennoch wollen natürlich wir versuchen, etwas Zählbares zu mitzunehmen", erklärte Heraf.
Die Hoffnung der Wiener Austria auf das Erreichen der Meistergruppe ist vor dem Auswärtsspiel bei Blau-Weiß Linz nur noch gering. Nach der Derby-Pleite sind die "Veilchen" in den abschließenden beiden Spielen des Grunddurchgangs auf Siege angewiesen, zugleich muss nicht nur ein Konkurrent patzen. Trainer Michael Wimmer, der wieder mehrere Ausfälle zu beklagen hat, kündigte einen mutigen und offensiven Auftritt an. Gleichzeitig müssen die Violetten darauf hoffen, dass Salzburg und Sturm in ihren Heimspielen gegen Klagenfurt bzw. den WAC voll anschreiben. Auf dem Papier unwahrscheinlicher scheint, dass Rapid und Hartberg Zähler liegen lassen.
Blau-Weiß verlor das erste Saisonduell in Wien mit 0:4, Andreas Gruber schoss drei Tore der Austria. Für den Linzer Trainer Gerald Scheiblehner war es einer der schlechteren Auftritt seiner Elf in der Saison. "Wir würden uns gerne dafür revanchieren." Er strich den Heimvorteil als großen Pluspunkt für Blau-Weiß hervor. "Es haben in dieser Saison schon viele Mannschaften unsere Heimstärke gespürt, das wird auch der Austria so gehen", meinte Scheiblehner.
Auf den Tabellenvierten Austria Klagenfurt wartet ein schwerer Gang zu Serienmeister Red Bull Salzburg. Im Herbst gelang der Truppe von Peter Pacult am Wörthersee aber ein 2:2 und Pacult spekuliert auch in Wals-Siezenheim mit einer Überraschung. Er und sein Team wüssten "wie wir gegen Salzburg spielen müssen - mit Laufbereitschaft und Aggressivität, und wenn sie etwas anbieten, müssen wir die Lücken nutzen", forderte der Wiener, der auf seinen verletzten Top-Goalgetter Sinan Karweina verzichten muss.
Salzburg-Coach Gerhard Struber hat großen Respekt vor den Kärntner: "Da arbeitet ein Trainerfuchs, der die Dinge immer wieder maximiert", sagte er am Freitag. "Ich bin aber sehr optimistisch, wenn wir in unser Spiel reinfinden, dass es sehr schwer wird für Klagenfurt", meinte Struber selbstbewusst. Im Titelkampf setzen die Salzburger unter anderem auf Fernando, der nach seiner langen Verletzung langsam wieder in Fahrt kommt und gegen Lustenau zwei Mal netzte. "Seine Lockerheit ist zurück", so Struber, der den Brasilianer als Schlüsselspieler bezeichnete.
Vizemeister Sturm Graz könnte seine Beine im Rennen um die Teilnahme an der Meistergruppe entscheidend im Spiel haben. In den zwei Runden vor der Punkteteilung trifft der Bundesliga-Zweite auf den WAC (7.) und Hartberg (5.). Sturm-Trainer Christian Ilzer versprach trotz des anstehenden Conference-League-Achtelfinales gegen OSC Lille vollen Fokus. "Uns erwartet gegen den WAC ein absolutes Spitzenspiel. Wer den LASK auswärts besiegt, muss in Topform sein."
Die Wolfsberger wagen sich über die Pack nach Graz. Als Tabellensiebenter fehlen zwei Runden vor dem Ende des Grunddurchgangs zwei Punkte auf den Sechsten Rapid, der Fünfte Hartberg und der Vierte Austria Klagenfurt sind jeweils vier Zähler entfernt. "Unser Ziel ist es, dass wir in der letzten Runde noch eine Chance auf die Meistergruppe haben. Dazu brauchen wir in Graz einen Punkt, wenn nicht sogar drei", mutmaßte WAC-Trainer Manfred Schmid.
Dem TSV Hartberg wäre mit einem Sieg beim Vorletzten WSG Tirol das Ticket für die Top sechs in der Meistergruppe bereits nicht mehr zu nehmen. Trainer Markus Schopp war im Vorfeld der Partie auf dem Innsbrucker Tivoli bemüht, die Ausgangssituation in die richtige Relation zu setzen. "Entscheidend ist die Platzierung nach 32 Runden." Der Steirer wies darauf hin, dass Hartbergs Ziel der Klassenerhalt sei und Gegner WSG "sehr gefährlich sein kann, wenn er angeschlagen ist".
Auch aufseiten der Tiroler ist der Respekt groß. "Es erwartet uns eine sehr spielstarke Mannschaft, die seit Monaten die Leichtigkeit des Seins hat und mehr oder weniger fix in der Meistergruppe ist", meinte Trainer Thomas Silberberger, der nach seiner Rot-Sperre wieder an die Seitenlinie zurückkehrt. Laut dem Coach treffen "zwei Welten aufeinander. Die eine Mannschaft, die im Flow ist, und die andere, die seit Monaten den Flow sucht. Aber trotzdem will ich uns nicht chancenlos sehen", beteuerte Silberberger.
Für SCR Altach und LASK geht es im Duell im Altacher Schnabelholz jeweils um den ersten Sieg im Frühjahr. Mit einem Dreier würden die Linzer die Meistergruppe fixieren. Das LASK-Lazarett erhielt allerdings Zulauf durch Ivan Ljubic, der sich beim 0:1 gegen den WAC eine Muskelverletzung zuzog. Vorgeben muss Trainer Thomas Sageder auch die gesperrten Robert Zulj und Filip Stojkovic. Ohne Torjäger Zulj sinkt die Siegquote der Linzer laut Statistik massiv. Für sein Team ist es laut Sageder wichtit, "speziell im letzten Drittel sehr variabel zu agieren, um möglichst oft in gute Abschlusspositionen zu kommen."
Den Vorarlbergern könnte ein Heimerfolg Luft im Abstiegskampf verschaffen. Fehlen wird den Gastgebern allerdings Trainer Joachim Standfest wegen einer Gelb-Sperre, die erste überhaupt für einen Bundesliga-Trainer. Roman Wallner wird daher die Kommandos von der Seitenlinie tätigen. "Mein Team funktioniert, die wissen genau, was sie zu tun haben. Da brauche ich mich nicht allzu groß einmischen", gab sich Standfest am Freitag entspannt.
Zusammenfassung
- In der österreichischen Fußball-Bundesliga kämpfen Teams um die letzten Plätze in der Meistergruppe; Rapid Wien kann sich mit einem Sieg qualifizieren.
- Austria Wien ist auf Siege und das Scheitern der Konkurrenz angewiesen, um noch Chancen auf die Meistergruppe zu haben.
- Austria Klagenfurt trifft auf den Serienmeister Salzburg und hofft auf eine Wiederholung des Unentschiedens aus dem Herbst.
- Sturm Graz konzentriert sich trotz internationaler Verpflichtungen auf die bevorstehenden Ligaspiele gegen WAC und Hartberg.
- Trotz mehrerer Ausfälle kann der LASK mit einem Erfolg über Altach die Teilnahme an der Meistergruppe sichern.