Johnny Ertls EM-Tagebuch: Belgien gegen Italien - Blockbuster im Hauptabendprogramm

PULS 24 Experte Johnny Ertl analysiert täglich während der EURO 2020 exklusiv aktuelle Themen rund um die Europameisterschaft. Dieses Mal spricht der Ex-Nationalspieler über das kommende Viertelfinale und den fußballfreien Tag.

An einem fußballfreien Europameisterschaftstag könnten wir ja mal einen Ausblick auf die morgigen Viertelfinal-Paarungen wagen. Der EM-Fußball-Freitag verspricht viel, bekommt man es im ersten Spiel schon mit den Schweizer Löwenbändigern zu tun, welche die spanische Offensiv-Armada stoppen wollen. Beide Mannschaften schwitzten im Achtelfinale gehörig, musste man über volle 120 Minuten und mehr gehen, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Luis Enriques Team scheint ihre Form im Laufe dieser Europameisterschaft gefunden zu haben, die letzten Spiele waren eines Welt- und Europameisters fast würdig, ist man in diesem Bewerb noch ungeschlagen.

Die technische Brillanz und die zuletzt gefundene Offensivpower (10 Tore in den letzten beiden Spielen) könnte für die Schweizer doch etwas zu viel werden. Doch blickt man auf das letztjährige Aufeinandertreffen der beiden Teams in der Nations League, steht da ein gerechtes Unentschieden nach vollen 90 Minuten auf dem Spielbericht. Noch dazu schrieb die Nati Fußballgeschichte, gewannen sie zum ersten Mal überhaupt gegen Frankreich in einem offiziellen Bewerbspiel und besiegelten dadurch den ersten Aufstieg in ein Viertelfinale in der Geschichte des Schweizer Fußballverbandes. Der Mann hinter dem ganzen Erfolg? Vladimir Petkovic, der schon sieben Jahre in der Schweiz das Sagen hat und aus der Mannschaft eindrucksvoll das Maximum herausholt. Ein sehr zurückhaltender Professor, der als 24-jähriger Jus-Student in das Land gekommen ist, als Sozialarbeiter mit Drogen- und Alkoholkonsum konfrontiert war und danach die Liebe zum Coaching gefunden hat. Durch seine einfühlsame Art, das Verständnis für Menschen und Spieler, versteht er es perfekt ein Team harmonisch zu formen.

Seine größte Sorge wird aber der Ausfall von Granit Xhaka sein. Sein Mittelfeldmotor, das Um und Auf und die treibende Kraft am heroischen Abend gegen Frankreich, wird aufgrund einer Gelbsperre nicht auflaufen können. Dieser Ausfall kann die Schweiz nicht kompensieren, zu dünn ist die Personaldecke, wenn man auf die Bank sieht.

Das zweite Spiel ist mit Sicherheit der Blockbuster im Hauptabendprogramm: Belgien gegen Italien. Im Lager der Belgier ortet man Müdigkeitserscheinung und Verletzungsprobleme, zwei Schlüsselspieler ringen um ihren Einsatz:

Kevin de Bruyne scheint nicht 100% fit zu sein, die Nachwehen des Champions-League-Finales und einer harten Premier-League-Saison sind bei einem der besten Spieler der Welt deutlich zu sehen. Seine individuelle Klasse ließ er immer wieder aufblitzen, über die vollen 90 Minuten reicht es aber noch nicht. Edin Hazard musste im Achtelfinal-Hit gegen Portugal ebenso vom Feld, die Physis machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ohne diese beiden wird es schwer, ruhen die Hoffnungen auf Romelu Lukaku, der Italien wie seine Westentasche kennt.

Mit Inter gewinnt er den ersten Scudetto seit elf Jahren, 24 Volltreffer in 36 Spielen unterstreichen seine einzigartigen Qualitäten. In der laufenden Europameisterschaft netzte er schon dreimal und hatte wesentlichen Anteil daran, dass das Team von Roberto Martinez seit 12 Spielen ungeschlagen ist. Wer das für einen eindrucksvolle Statistik hält, der sollte aber dann bitte schnell zu den Italienern blicken, die seit 31 Spielen keine Niederlage mehr einstecken mussten.  Aber das die Italiener verwundbar sind, haben wir alle selbst an einem denkwürdigen Samstagabend in London gesehen. Lässt man das Team von Roberto Mancini frei aufspielen, kommen sie schnell in einen Rausch und sind schwer zu kontrollieren. Gibt man ihnen wenig Räume, beschäftigt man ihre linke Schokoladenseite rund um Leonardo Spinazzola, ist einiges möglich.

Doch heute kann man noch einmal in Ruhe ausspannen, über das unrühmliche Ende von Jogi Löw diskutieren, das arrogante Aus des Weltmeisters Frankreich fachsimpeln oder einfach die Fernbedienung des Fernsehers anderen Familienmitgliedern überlassen. Aber immer bitte mit einer wichtigen Betonung: Morgen, ab 18 Uhr geht es dann wieder weiter!! All seats reserved…

Johnny

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