Fünf große Fragen zum F1-Comeback in Las Vegas
Alles oder nichts: Die Formel 1 ist nach über 40 Jahren zurück in der Stadt, die niemals schläft und gibt alles, um das Rennspektakel des Jahres zu bieten. Immerhin liegt es 41 Jahre zurück, dass die Königsklasse des Motorsports zuletzt in Las Vegas gastierte.
Seit der Übernahme der Rennserie durch das amerikanische Unternehmen Liberty Media und des wachsenden Interesses an der Formel 1 in den Staaten - nicht zuletzt durch die Netflix-Serie "Drive to Survive" - hat sich der US-Rechteinhaber für mehr amerikanische Rennen eingesetzt.
Nach Austin und Miami kehrte nach fast einem halben Jahrhundert also auch Las Vegas auf den Rennkalender zurück und wird dort bis 2032 bleiben.
1. Wann findet der Grand Prix statt?
Österreichische Fans können die Renn-Action ab Freitag im Fernsehen auf Servus TV und im kostenlosen Servus-TV-Livestream auf Joyn verfolgen. Hier der Zeitplan:
- Freitag, Free Practice 1: 5.30 - 6.30
- Freitag, Free Practice 2: 9.00 - 10.00
- Samstag, Free Practice 3: 5.30 - 6.30
- Samstag, Qualifying: 9.00 - 10.00
- Sonntag, Rennen: Start um 7.00
Die frühe Startzeit hierzulande bedeutet mit der Zeitverschiebung, dass sich das Renngeschehen für amerikanische Fans um einen Tag verschiebt. Das Hauptrennen findet - statt wie sonst am Sonntag - für Fans an der amerikanischen Westküste bereits am Samstag um 22.00 Uhr Ortszeit statt. Fans an der Ostküste müssen länger aufbleiben. Das Rennen beginnt dort am Sonntag um 1 Uhr in der Früh.
Begründet werden der späte Start und die Verschiebung auf Samstag mit zwei Argumenten:
- Las Vegas sieht bei Nacht, dank Beleuchtung und Effekten, noch spektakulärer aus.
- Wie CEO des Vegas-GP, Renee Wilm, erklärte, handle es sich um einen Kompromiss, "um sicherzustellen, dass wir zu einer Zeit senden, zu der unsere europäischen Fans mit einer Tasse Kaffee aufstehen und das Rennen um sechs, sieben Uhr morgens sehen können".
Dem Ziel, den amerikanischen Markt zu erschließen und US-Fans ein besseres Rennerlebnis zu bieten, kommt man so allerdings nur bedingt näher.
2. Wie hat sich Las Vegas auf den Wüsten Grand Prix vorbereitet?
6,2 Kilometer lang, 17 Kurven, 50 Runden: Für das Rennerlebnis 2023 hat die Formel 1 - Berichten zufolge - über eine halbe Milliarde Dollar ausgegeben. Ein Investment, denn man erwartet sich einen wirtschaftlichen Mehrwert von fast 1,3 Milliarden Dollar sowie positive Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Standorts Las Vegas.
Hotel-COO Brian Gullbrants vom Wynn Resorts freute sich vor allem über die Medienpräsenz und weltweite Reichweite. "Es positioniert unser Reiseziel neu und etabliert es in den Köpfen der Menschen außerhalb Amerikas mehr als nur einen Ort für Glücksspiele mit blinkenden Lichtern", so Gullbrants gegenüber dem "Hollywood Reporter".
https://twitter.com/SochF1/status/1723968104970019138
Die Bauarbeiten für das Stadtrennen hatten bereits im April begonnen und werden bis auf die letzten Meter andauern. Um das Aufstellen der Tribünen zu bewerkstelligen, hat man dabei etwa auch den Wasserkanal vor dem Venetian Hotel ausgelassen, die Sicht auf die Fontäne vor dem Bellagio eingeschränkt sowie Palmen und Bäume auf dem Boulevard niedergeschnitten.
https://twitter.com/jedirich_/status/1718357417677971816
Das Streckenlayout durch die Stadt bildet eine Art Insel und hindert naturgemäß den Verkehrsfluss. Damit Pendler:innen trotzdem zu ihren Arbeitsplätzen auf dem geschlossenen Strip und den insgesamt drei Meilen an gesperrter öffentlichen Straßen gelangen können, hat man keine Kosten und Mühen gescheut.
"Wir mussten Behelfsbrücken errichten, die sehr kostspielig sind und bei ihrer Errichtung logistische Probleme verursacht haben", erklärte Chef-Organisatorin Wilm.
Bereits im Juni 2022 kaufte Liberty Media 39 Hektar Land in der Wüstenstadt, um dort das Paddock-Gebäude errichten zu können. Um Verzögerungen in der Lieferkette zu vermeiden, wurden die Baumaterialien für die Gebäude und Tribünen ebenfalls bereits 2022 eingekauft, immerhin ist der Paddock so lang wie drei Football-Felder.
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Die 6,2 Kilometer lange Strecke musste für das Rennen außerdem neu betoniert werden. Einige Mittelstreifen wurden entfernt und bis zu 25 Zentimeter Straße abgetragen, um durch einen neuen Belag samt Rennbahnschicht ersetzt zu werden. Diese Oberfläche sollte dann etwa sechs Jahre halten.
3. Warum wird das Rennen in Las Vegas kritisiert?
Fünf Millionen US-Dollar – so viel kostete das teuerste Formel-1-Ticket der Welt. Der berühmte Ceasars Palace am Las Vegas Strip bietet anlässlich des Grand Prix im "Emperor Package" ein VIP-Paket mit fünf Übernachtungen in der Nobu Sky Villa sowie den Blick auf die Renn-Action.
Allgemein haben die Preise im Vorfeld die Vorfreude auf das Rennen für viele Fans gebremst. Zu Beginn des Vorverkaufs kosteten Eintrittskarten etwa 500 Dollar, während die Tageskarten für die Haupttribüne am Sonntag zwischen 1.155 und 1.760 Dollar und die Wochenendtickets rund 3.000 Dollar kosteten.
Flüge und Hotels, welche ihre Preise für das Wochenende ebenfalls stark anhoben, sind zusätzlich zu zahlen. Die anfänglich hohen Preise haben sich allerdings nicht gehalten.
Laut "TickPick" sind die Ticketpreise für das Samstagsrennen im letzten Monat durchschnittlich um rund 35 Prozent gesunken. Ticketpreise für die Trainingseinheiten sogar bis zu 70 Prozent.
Auch Hotelpreise sind allein im Vergleich zum vergangenen Monat um rund 24 Prozent gesunken. Die Preise machen den ohnedies teuren Sport so noch schwerer zugänglich, beklagen auch Fans in den sozialen Medien.
Aber nicht nur die Fans, sondern auch die Anrainer:innen sind erbost. Die Umbauten haben den Alltag stark eingeschränkt. Während des Grand Prix kommen ganze Stadtteile zum Erliegen.
Der Vorstandschef von Liberty Media, Greg Maffei, entschuldigt sich: "Ich möchte mich bei allen Einwohnern von Las Vegas entschuldigen. Wir wissen Ihre Nachsicht und Ihre Bereitschaft, uns zu dulden, zu schätzen."
Auch Cheforganisatorin Wilm sei sich den schwierigen Umständen bewusst: "Man muss sich vor Augen halten, dass man im Grunde eine Stadt lahmlegt, die rund um die Uhr in Betrieb ist, man schließt viele Geschäftszweige, darunter 60.000 Hotelzimmer."
Das Rennen greift außerdem massiv in das Stadtbild ein. Einige Attraktionen sind durch Tribünen verbaut, andere nicht in ihrer normalen Form zu besuchen. Ein Sichtschutz wurde an die Brücken geklebt, um Menschen ohne Ticket vom Renngeschehen auszuschließen.
Im Vorfeld hindert es Tourist:innen aber auch, die Stadt zu besichtigen und Fotos zu machen.
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4. Warum reden alle über die Temperatur?
Die Jahresdurchschnittstemperatur in Las Vegas liegt bei 19,2 Grad Celsius. Zum Vergleich: In München erreicht man durchschnittlich 8,6 Grad Celsius. In der Nacht können die Temperaturen in der Wüste jedoch stark fallen.
Es wird deshalb erwartet, dass der Große Preis von Las Vegas mit etwa 5 Grad Celsius eines der kältesten Rennen jemals sein wird.
Schwierigkeiten könnte das für die Teams vor allem in Bezug auf die Reifen bedeuten. Die profillosen Pirellis würden bei den kühlen Temperaturen zu wenig Grip haben und die Boliden folglich über die Strecke rutschen.
Die Organisatoren hätten die Wetterverhältnisse zu Beginn nicht kalkuliert. "Die eine Sache, die wir anfangs nicht bedacht hatten, mit der sich aber die Reifenfirma befasst hat, ist, dass es in der Nacht sehr, sehr kalt wird", so Ross Brawn, ehemaliger Geschäftsführer von F1 Motorsports, gegenüber "Talksport".
Carsten Tilke, Projektleiter und Designer der neuen Strecke, versucht gegenüber "Motorsport Magazin" zu beruhigen: "An kritischen Stellen wurde der Asphalt künstlich gealtert, um das Grip-Level von Anfang an zu erhöhen." Ein zusätzliches Fragezeichen ist der an einigen Tagen mit 50 Prozent vorhergesagte Regen.
5. Was darf man sich von dem Wochenende erwarten?
Viel Glamour, viele Stars, ein spannendes Rennen, Hochzeiten und Musikshows - eben Vegas, Baby! Die Stadt prunkt mit Extravaganz. Die Promi-Gästeliste lockt dabei mit Namen wie Rihanna, Brad Pitt und Tom Brady.
Neu für dieses Rennen ist, dass die Eröffnungszeremonie bereits am Mittwoch vor dem Rennen stattfinden wird. Neben den 20 Fahrern werden unter anderem Swedish House Mafia, Thirty Seconds to Mars, will.i.am und der Cirque du Soleil das Rennwochenende einläuten.
Apropos: Auch die Hochzeitsglocken können beim Las Vegas GP läuten. Eine eigens errichtete Kapelle kann Schnellentschlossene im F1-Paddock trauen.
https://twitter.com/SkySportsF1/status/1724029785058255261
Schnellentschlossen sind auch die Fahrer. Der Williams-Pilot Alex Albon ist vorsichtig zuversichtlich, dass die Fans dank zweier Vollgas-Geraden ein gutes Rennen bekommen: "Was das Racing angeht, wird es interessant, denn es wird viele Überholmanöver geben. Es gibt einige Überholmöglichkeiten. Die Geraden sind unfassbar lang. Also mal sehen."
Auch knapp neben den Geraden wird Show geboten, die Fahrbahnrandsteine haben eine Vegas-Lackierung bekommen.
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Wir werden sehen wer unter dem Helm das beste Pokerface beweist und ob Sergio Pérez oder vielleicht doch Lewis Hamilton um Platz 2 in der Gesamtjahreswertung den stärksten Trumpf ausspielt?
Zusammenfassung
- Viva Las Vegas: Die Formel 1 kehrt mit viel Vorfreude, aber auch viel Kritik nach Sin City zurück.
- Von Tickets um fünf Millionen US-Dollar bis zu Hochzeiten an der Rennstrecke: PULS 24 beantwortet die fünf größten Fragen rund um den Großen Preis von Las Vegas.