Caster SemenyaAPA/AFP/Rodger Bosch

"Frau genug": Semenya kämpft weiter gegen Testosteron-Regeln

Startverbot: Doppel-Olympiasiegerin Caster Semenya will sich im Kampf gegen die Testosteron-Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes nicht anpassen. Die Olympischen Spiele 2024 seien dabei nicht mehr ihr Ziel, es gehe jetzt darum "den Kampf gegen die Behörden zu gewinnen".

Die doppelte Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin Caster Semenya darf auf ihrer Paradestrecke über 800 Meter nicht antreten. Ihr hoher Testosteronspiegel würde gegen die Testosteron-Vorschriften des Leichtathletik-Weltverbandes verstoßen.

Semenya ist mit sich selbst trotzdem im Reinen. "Ich denke, wenn Du eine Frau bist, bist Du eine Frau. Egal, welche Abweichungen Du hast", sagte die 32-jährige Südafrikanerin in einem Interview des britischen Senders BBC. Sie wolle ihr Leben leben und dafür kämpfen, was sie denke. "Ich weiß, dass ich eine Frau bin", betonte Semenya.

Gerichtsurteil zu Diskriminierung

Die Debatte um die Läuferin begann bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin, anschließend musste sie sich einem Geschlechtstest unterziehen. Sie wurde von den Leichtathletikbewerben für Frauen ausgeschlossen, weil ihr Testosteronwert zu hoch sei.

Nur die Einnahme von testosteronreduzierenden Medikamenten über sechs Monate würde der Athletin eine Teilnahme unter den Testosteron-Vorschriften des Leichtathletik-Weltverbandes ermöglichen.

Semenya sah diese Grenzwertbestimmung als Diskriminierung und zog vor Gericht. Das Schweizer Bundesgericht wies die Klage gegen den Internationalen Sportsgerichthof CAS ab.

Eine Berufung beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewann sie. Das Urteil richtete sich allerdings nicht gegen die Sportverbände, sondern die Schweizer Regierung, welche Semenyas Rechte nicht schütze.

"Ich bin eine Frau und habe eine Vagina wie jede andere Frau auch"

Im BBC-Interview steht die Südafrikanerin für sich selbst ein. Sie hätte sich schon seit ihrem fünften Lebensjahr anders gefühlt: "Das sind die Unterschiede, mit denen ich geboren wurde, und ich werde sie annehmen. Ich werde mich nicht schämen, weil ich anders bin. Ich bin anders und besonders, und ich fühle mich gut dabei." 

"Ich kümmere mich nicht um medizinische Begriffe oder was sie mir sagen. (...) Deswegen bin ich nicht weniger eine Frau", unterstrich die dreimalige Weltmeisterin, die nach Angaben in ihrer Autobiografie auch keinen Eileiter hat. Sie habe nichts zu verbergen. "Ich bin eine Frau und habe eine Vagina, wie jede Frau", betonte Semenya.

Die Leichtathletik-Olympiasiegerin versucht weiter, die Vorschrift, dass Athletinnen mit Abweichungen in der sexuellen Entwicklung ihren Testosteronspiegel medizinisch reduzieren müssen, zu kippen. Im BBC-Interview findet sie dazu klare Worte: "Ob wir Frau genug sind oder nicht, liegt an uns. Wir wissen und glauben an das, was richtig ist, warum sollen wir dann aufhören?"

"Weibliche Kategorie schützen"

Der Leichtathletik-Dachverband reagiert in einer Stellungnahme gegenüber Reuters: "World Athletics war immer nur daran interessiert, die weibliche Kategorie zu schützen. Wenn wir das nicht tun, werden sich Frauen und junge Mädchen nicht für den Sport entscheiden." 

Für Semenya ist das Ziel nicht mehr die sportliche Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris, sondern der Sieg gegen die Behörden.

ribbon Zusammenfassung
  • Startverbot: Doppel-Olympiasiegerin Caster Semenya will sich im Kampf gegen die Testosteron-Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes nicht anpassen.
  • Ihr hoher Testosteronspiegel würde gegen die Vorschriften verstoßen.
  • "Ich denke, wenn Du eine Frau bist, bist Du eine Frau. Egal, welche Abweichungen Du hast", sagte die 32-jährige Südafrikanerin in einem BBC-Interview.