Deutschland und England vor Gipfeltreffen auf der Suche
"Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen", resümierte der 57-Jährige an einem schwülen Abend im Stadio Renato Dall'Ara. "Wir werden das Spiel analysieren und hoffen, dass wir am Dienstag ein anderes Ergebnis erreichen." Sein Kader sei "richtig gut", so Flick, der als erst dritter deutscher Fußball-Bundestrainer nach Sepp Herberger und Jupp Derwall in seinen ersten zehn Spielen ungeschlagen geblieben ist. Das vermochte seine Laune nach der mühsamen Partie aber nicht wirklich aufzuhellen.
Zu selten bestätigten seine Kicker vor allem in der zweiten Hälfte, als Europameister Italien an Selbstvertrauen gewann, die angeblich so guten Eindrücke aus den Trainingseinheiten in den Tagen zuvor. Abstimmungsprobleme, leichte Fehler und eine allgemeine Müdigkeit waren zu bemerken. "Die Italiener wirkten teilweise ein bisschen eingespielter als wir", sagte Flick. Gegen England dürfte es Veränderungen in der Startelf geben. Leroy Sané warb nicht für sich, Serge Gnabry auch nur bedingt.
In Italien machte sich ob der beherzten Leistung einer beinahe als No-Name-Truppe durchgehenden Mannschaft Aufwind breit. "Es gibt noch das Blau - Italien auf Augenhöhe mit Deutschland", schrieb "La Repubblica". Der nach der verpassten WM-Qualifikation und einigen Rücktritten angeschlagene Europa-Champion ist auf der Suche nach neuen Hoffnungsträgern. Zu diesen gehört etwa Wilfried Gnonto vom FC Zürich, der es als einziger Feldspieler von einem ausländischen Club in das etwas experimentelle Aufgebot geschafft hat.
Der 18-Jährige bereitete die Führung durch Lorenzo Pellegrini (70.) gekonnt vor. "Das junge Italien hat sich erhoben. Ein Märchen von Gnonto", konnte man in der "Gazzetta dello Sport" lesen. Joshua Kimmich (73.) verhinderte aus deutscher Sicht immerhin kurz darauf die erste Niederlage in der Flick-Ära. Der DFB-Coach mahnte an, dass es gerade in der Offensive Verbesserungsbedarf gebe, sagte aber: "Mir ist da überhaupt nicht bange, ich denke, dass wir da wieder in die Spur kommen und mehr Tore machen."
Noch mehr unter Zugzwang steht am Dienstag England. Der EM-Finalist kassierte am Samstag mit dem 0:1 in Ungarn eine von zuletzt seltenen Niederlagen. In Budapest zeigte das Team um Goalgetter Harry Kane eine schwache Leistung, die jedoch nicht zuletzt auch wegen eines umstrittenen Penaltys, den Dominik Szoboszlai verwandelte, in einer Niederlage resultierte.
"Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht genug getan haben, um das Spiel zu gewinnen. Ein Unentschieden wäre das gerechte Ergebnis gewesen", sagte Trainer Gareth Southgate. "Es war eine lange Saison. Die Hitze war auch ein Faktor und hat auf die Spieler eine Menge Einfluss gehabt", suchte der Teamchef nach Erklärungen, übte sich jedoch auch in Selbstkritik. Die Balance zwischen dem Suchen von neuen Alternativen und dem Forcieren von bewährten Kräften habe er womöglich nicht hinbekommen, meinte Southgate.
Zusammenfassung
- Die Favoriten in der Nations-League-Gruppe A3 sind am Samstag unter ihren Erwartungen geblieben.
- Deutschland erreichte gegen eine verjüngte italienische Mannschaft in Bologna nur ein 1:1-Remis, England unterlag Ungarn in Budapest 0:1.
- Noch mehr unter Zugzwang steht am Dienstag England.
- Die Balance zwischen dem Suchen von neuen Alternativen und dem Forcieren von bewährten Kräften habe er womöglich nicht hinbekommen, meinte Southgate.