"Bitter": Österreichs Tournee-Traum wieder früh begraben
Die rot-weiß-roten Skispringer um den glücklosen Weltmeister Stefan Kraft liegen zur Halbzeit bereits aussichtslos zurück. Während der Norweger Halvor Egner Granerud in einer eigenen Liga springt, mussten die ÖSV-Asse ihre Ambitionen auf den Goldadler bereits vor dem Bergiselspringen in Innsbruck am Mittwoch (13.30 Uhr) begraben.
Tschofenig als bester Österreicher bereits 34 Meter Rückstand
Der Rückstand von Junioren-Weltmeister Daniel Tschofenig als Siebenter nach den Bewerben in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen beträgt bereits 61,9 Punkte oder umgerechnet 34 Meter. "Der beste Österreicher in so einem kompakten und starken Team zu sein, das ist wirklich richtig cool", sagte der 20-jährige Kärntner. "Das beflügelt mich richtig." In der Gesamtwertung hat Tschofenig die Top fünf vor Augen, die beiden Deutschen Karl Geiger und Andreas Wellinger haben nur knapp vier Punkte Vorsprung. "Jetzt gebe ich mein Bestes, um heranzukommen und sie vielleicht dann in Bischofshofen überholen zu können."
Ein österreichischer Tourneesieg käme bei noch vier ausstehenden Sprüngen einem Wunder gleich, auch ein Stockerlplatz ist unwahrscheinlich. "Man muss es realistisch sehen. Die ersten drei Plätze sind schon sehr weit weg. Es geht jetzt darum, dass sie gute Einzelleistungen in den Wettkämpfen zeigen und wir als Team gut auftreten", sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.
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Kubacki, Granerud und Lanisek "springen in eigener Liga"
Beim Neujahrsspringen landeten fünf Österreicher in den Top 12. "Sie sind gut drauf, und wir haben ein super Team", betonte Widhölzl. Manuel Fettner meldete sich trotz laut eigener Aussage nicht perfekter Sprünge als Vierter zurück, genauso wie Jan Hörl auf Platz fünf. Tschofenig (7.) und Michael Hayböck (10.) hatten wie Kraft ebenfalls Windpech, waren aber trotzdem vorne dabei. Auch Clemens Leitner machte mit dem besten Weltcup-Ergebnis als Zwölfter auf sich aufmerksam. Nur die absolute Weltspitze um Granerud, Weltcup-Spitzenreiter Dawid Kubacki aus Polen und dem Slowenen Anze Lanisek ist derzeit eine Nummer zu groß, das gestand sich auch Kraft ein.
"Die drei hüpfen in einer eigenen Liga", sagte der Salzburger, als 18. in "GAP" auch wegen des starken Seitenwindes im Vergleich zur Konkurrenz erneut schwer geschlagen. "Es ist wieder vorbei, natürlich schade", war Kraft, Österreichs bisher letzter Tourneesieger 2014/15, enttäuscht. Wieder fehlte dem 29-Jährigen ausgerechnet in Garmisch-Partenkirchen das Glück. Dass Seitenwind anders als Rückenwind bei den Windpunkten gar nicht berücksichtigt wird, kam Kraft ebenfalls nicht entgegen. "Bei einer anderen Berechnung wären möglicherweise 20 Punkte und nicht 12 dazugerechnet worden", erklärte Widhölzl. "Das ist sicher zu überdenken."
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Widhölzl schwelgt in Erinnerungen
Kraft blieb allerdings nüchtern, suchte keine Ausreden. "So wie die ersten drei hüpfen, so ehrlich muss ich sein, da hätte ich auch mit zwei richtig guten Sprüngen nicht mithalten können." Deshalb würden auch Tagessiege laut Kraft in Innsbruck und beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen schwer werden. Widhölzl blieb optimistischer und blickte auf das vergangene Jahr, als Daniel Huber zum Abschluss triumphierte. "Da haben wir uns auch gesteigert und am Schluss die beste Leistung gebracht. Wir freuen uns auf den Bergisel und die Fans daheim, das ist immer eine Motivationsspritze", betonte der Coach.
Am Dienstag (13.30 Uhr) wird im Rahmen der Qualifikation erstmals seit drei Jahren wieder im "Hexenkessel" Bergisel vor Fans gesprungen. Insgesamt 22.500 Zuschauer haben im Stadion Platz, etwa 15.000 Tickets wurden bisher verkauft. Am Montag stand für die ÖSV-Adler ein Ruhetag im Team-Quartier in Leutasch auf dem Programm. Bei einer gemütlichen Runde Fußball-Golf inklusive Wissensfragen brillierte Leitner als Tagessieger. Außerdem sangen die ÖSV-Adler dem wegen einer Knie-OP fehlenden Huber via Videocall ein Geburtstagsständchen.
Mario Kart und Darts zur Ablenkung
Für Kraft stand nach der Tournee-Enttäuschung reichlich Ablenkung auf dem Programm. "Wir haben Darts und Football geschaut", erzählte der Pongauer über die Abendgestaltung am Neujahrstag, am freien Tag standen außerdem Mario Kart, Darts und ein Sauna-Besuch an. "Es gibt nichts zum Trösten, es kann passieren", sagte Kraft der APA und erinnerte noch einmal an sein Windpech. "Es ist sauärgerlich, dass man nicht kurz wartet, wenn es um so viel geht. Aber das Glück kommt wieder zurück." Um wieder ganz vorne mitzuspringen, bräuchte er nun "einen guten Wettkampf", um das letzte Selbstvertrauen zurückzugewinnen.
Die nationale Gruppe wird beim Bergiselspringen unterdessen noch nicht zum Einsatz kommen, sondern erst beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen sowie beim Skifliegen am Kulm (27.-29. Jänner). "Mit Blick auf die Skiflug-WM 2024 am Kulm ist es eine coole Option für unsere jungen, auch mal ins Fliegen zu kommen", erklärte Widhölzl.
Zusammenfassung
- Auch im achten Jahr in Serie wird es für die ÖSV-Adler nichts mit dem so ersehnten Triumph bei der Vierschanzentournee.
- Während der Norweger Halvor Egner Granerud in einer eigenen Liga springt, mussten die ÖSV-Asse ihre Ambitionen auf den Goldadler bereits vor dem Bergiselspringen in Innsbruck am Mittwoch begraben.