Wiesberger nach Strafen frustriert von Golf-Chaos
Dass beim Burgenländer Ernüchterung nach der Kooperationsankündigung der Touren eingekehrt ist, lag an einer weiteren 250.000-Dollar-Strafe samt Turniersperre seitens der DP World Tour (vormals European Tour), die nur zwei Tage nach den unerwarteten, guten Golf-News vor rund drei Wochen ins Haus geflattert ist. "Da hinterfragt man halt schon, ob man jetzt irgendwie gepflanzt wird", so Wiesberger, dessen Pönalen sich nun zusammen auf mehr als eine Million Dollar summieren.
Die Nachricht über die Einigung zwischen den rivalisierenden Touren samt Ende des in den USA anhängigen Rechtsstreits sei für ihn "genauso überraschend gekommen wie für die meisten anderen", erklärte das rot-weiß-rote Golf-Ass. "Ich war unmittelbar ein bisserl geschockt, weil es keiner gewusst hat, dann relativ euphorisch, weil ich gedacht habe, das war jetzt mehr oder weniger das Ende der ganzen Streitereien. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich aber realistisch."
De facto habe sich für die Sportler vorerst noch nichts geändert. "Ich werde in Valderrama wieder unter Anführungszeichen die Regeln der World Tour brechen, wenn ich dort mitspiele", so Wiesberger. Er hofft auf baldige Besserungen für die Spieler, zum Beispiel dass alle bestehenden Strafen im Zuge der Annäherung ausgeräumt werden.
Dass es LIV-Golfern künftig wieder möglich sein soll, bei Turnieren der anderen Serien abzuschlagen, sieht Wiesberger positiv. Er möchte bei allen Turnieren spielen, "für die ich mich qualifiziere, wo ich Mitglied bin, wo ich eingeladen werde - auf allen Touren der Welt", erklärte der achtfache Sieger auf der World Tour. Die momentanen Einstufungen in der Weltrangliste bedürften allerdings einer Korrektur, da LIV-Resultate derzeit nicht einfließen. "Die Ergebnisse von den Major-Turnieren haben gezeigt, dass die Rankings nicht der Realität entsprechen."
Seinen eigenen sportlichen Werdegang im LIV-Kosmos - Rang acht im Vorjahr in Jeddah steht als bestes Ergebnis zu Buche, heuer war Platz 20 in Tulsa Mitte Mai das bisher beste Resultat - beurteilte Wiesberger selbstkritisch. "Ich habe mit Sicherheit die letzten eineinhalb Jahre nicht mein bestes Golf gespielt. Ohne sich rausreden zu wollen: Die ganzen Nebengeräusche waren natürlich nicht optimal, um den Kopf frei zu haben. Ich bin Golfprofi geworden, um Turniere zu gewinnen. Das ist der Anspruch und das Ziel."
Einen Schritt in diese Richtung will er nun am Wochenende in Spanien machen, wo wie LIV-üblich über drei Runden und ohne Cut mit nur 48 Startern gespielt wird. "Valderrama braucht man keinem erklären, das ist einer der besten Golfplätze, die es gibt", so Wiesberger, der übrigens nach derzeitigem Stand einen Olympia-Startplatz inne hätte. Paris 2024 wäre für den Österreicher, der 2021 wegen des Ryder Cups auf eine Tokio-Teilnahme verzichtet hatte, durchaus eine Option. "Es freut mich immer, wenn ich Österreich vertreten darf."
Zusammenfassung
- Wenn ab Freitag die LIV-Tour im spanischen Valderrama Golf Club erstmals heuer Station in Europa macht, dann schlägt dort auch Bernd Wiesberger ab.
- Der 37-Jährige ist der einzige Österreicher bei der LIV-Serie, die sich nach langem Streit künftig gemeinsam mit der PGA- und World Tour aufstellen will.
- Die Euphorie über diese Ankündigung ist angesichts weiterhin eintreffender Strafen verflogen.
- Seine Pönalen summieren sich nun zusammen auf mehr als eine Million Dollar.