Weiterer Kölner Weihbischof nach Gutachten freigestellt
Das Erzbistum wies jedoch am Freitag darauf hin, dass in dem Gutachten ein ehemaliger Personalchef des Erzbistums aufgeführt werde, der ebenfalls eine Pflichtverletzung begangen habe, nämlich einen Verstoß gegen die Aufklärungspflicht. Dieser damalige Personalchef sei der heutige Weihbischof Puff. Die in dem Gutachten genannte Pflichtverletzung solle jetzt sachgerecht bewertet werden, erläuterte das Erzbistum.
Kardinal Woelki hatte bereits am Donnerstag Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den Leiter des Erzbischöflichen Gerichts, Offizial Günter Assenmacher, wegen Pflichtverletzungen beim Umgang mit Verdachtsfällen von ihren Ämtern suspendiert. Am Nachmittag bot dann auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße Papst Franziskus seinen sofortigen Amtsverzicht an. Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar in Köln gewesen.
Die Gutachter unter Leitung des Strafrechtlers Björn Gercke fanden Hinweise auf 202 Beschuldigte und rund 300 Opfer im Zeitraum zwischen 1975 und 2018. Die Opfer waren mehrheitlich Burschen. Bei 63 Prozent der Beschuldigten handle es sich um Kleriker. In knapp 32 Prozent der Fälle habe es sich um sexuellen Missbrauch gehandelt, in gut 15 Prozent um schweren sexuellen Missbrauch. Die anderen Fälle stuft Gercke unter anderem als Grenzverletzungen und sonstige sexuelle Verfehlungen ein.
Das Erzbistum Köln ist eines der ältesten und mit rund 1,9 Millionen Katholiken die größte Diözese im deutschsprachigen Raum. Kardinal Woelki ist einer von drei deutschen Kardinälen im aktiv wahlberechtigten Alter unter 80 Jahren und gilt in der Deutschen Bischofskonferenz als ein Vertreter des konservativen Flügels. Woelki selbst war durch das Gutachten entlastet worden.
Zusammenfassung
- Als Konsequenz aus Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im deutschen Erzbistum Köln ist ein weiterer Weihbischof beurlaubt worden.
- Ansgar Puff habe Erzbischof Rainer Maria Woelki selbst darum gebeten, hieß es am Freitag.
- Das am Donnerstag vorgestellte Gutachten hatte Kritik am Umgang mehrerer hoher Amtsträger mit Missbrauchsvorwürfen gegen Priester in den vergangenen Jahrzehnten geübt.