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Medaille fix: Auch Boxerin Yu-Ting trotzt Testosteron-Debatte

Nach der algerischen Boxerin Imane Khelif hat sich auch Lin Yu-Ting aus Taiwan fix eine Olympia-Medaille gesichert. Um die beiden Sportlerinnen war zuvor eine emotionale Debatte entbrannt. Khelif bekam dabei nun sogar Unterstützung vom algerischen Präsidenten.

Nach Imane Khelif sicherte sich auch Lin Yu-Ting aus Taiwan eine Olympia-Medaille in Paris: Sie hat am Sonntag im Viertelfinale (bis 57 kg) einen klaren Sieg über die Bulgarin Swetlana Stanewa gefeiert. 

Stanewas Trainer Borislaw Georgiew zeigte sich hinterher "empört über den Jahrmarkt, der hier veranstaltet wird". Seiner Meinung nach sei es "vorbestimmt", dass Lin und Khelif Olympiasiegerinnen werden sollen.

"Rettet den Frauensport"

In der Interview-Zone hielt er laut bulgarischen Medien ein Blatt Papier in den Händen mit der Aufschrift: "Ich bin XX! Rettet den Frauensport!" Frauen haben typischerweise zwei X-Chromosomen (XX), Männer in den meisten Fällen ein X- und ein Y-Chromosom (XY).

Um das Startrecht der beiden Weltklasse-Boxerinnen gab es allerdings an den letzten Tagen eine emotionale Debatte: Beide Boxerinnen waren bei der WM im Vorjahr nach Tests, zu denen der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht mehr anerkannte Box-Verband IBA keine näheren Angaben macht, ausgeschlossen worden. 

Es soll sich dabei um Testosteron-Tests gehandelt haben - auch wenn Verbandschef Umar Kremlev in einer russischen Agenturmeldung fälschlicherweise von einem DNA-Test sprach. Die ausgeschlossene IBA, aber auch Politiker und User in den sozialen Medien befeuerten daher fälschlicher Weise eine Debatte über Transsexualität

"Politisch motivierter Kulturkampf"

Das IOC nannte den Test eine "willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren" und ließ Lin und Khelif in Paris starten. "Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind", bekräftigte IOC-Präsident Thomas Bach nochmals. Mit Blick auf die heftige Kritik vor allem aus dem rechtskonservativen Lager betonte Bach, das IOC werde sich "nicht an einem politisch motivierten Kulturkampf beteiligen".

Unterdessen schaltete sich auch der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune ein: "Sie haben Algerien, die algerischen Frauen und das algerische Boxen geehrt. Wir werden an Ihrer Seite stehen, egal, wie Ihre Ergebnisse ausfallen. Viel Glück in den nächsten beiden Runden", schrieb er auf Twitter (mittlerweile "X"). 

Die 25-jährige Khelif war bei ihrem Viertelfinalerfolg im Weltergewicht (bis 66 kg) gegen die Ungarin Anna Luca Hamori (23) am Samstag schon von zahlreichen algerischen Fans bejubelt worden. Danach war sie in Tränen aufgelöst und emotional sichtlich mitgenommen.

Nach einem kurzen TV-Interview wurde sie in einer algerischen Landesflagge eingehüllt von Betreuern in die Kabine gebracht. Hunderte Medienvertreter warteten vergeblich auf Aussagen der Athletin.

"Sexistische Angriffe"

"Ich bin glücklich für meine Tochter", sagte Mutter Irene laut Nachrichtenagentur AP im algerischen Fernsehen: "Sie ist mutig, trotz rassistischer und sexistischer Angriffe, die sie brechen sollen."

Gender-Streit nach Boxkampf

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der algerischen Boxerin Imane Khelif hat sich auch Lin Yu-Ting aus Taiwan fix eine Olympia-Medaille gesichert.
  • Um die beiden Sportlerinnen war zuvor eine emotionale Debatte entbrannt.
  • Khelif bekam dabei nun sogar Unterstützung vom algerischen Präsidenten.