Kickl: "Ampel-Debattierclub" und "Kim Jong Doskozil"
Vor 3.000 Besuchern machte Parteichef Herbert Kickl Stimmung für eine blau-schwarze Regierung und sich als möglichen künftigen Kanzler.
"Busserl" für das Publikum
Er tue das, was man ihm angeraten hat, begann Kickl seine Rede: "Ich genieße den Augenblick". Allen Anwesenden schickte er ein "Busserl", weil er froh sei über die derzeitigen politischen Entwicklungen.
Alle positiven Kräfte der FPÖ würden in diesem Moment zusammenkommen. Dabei lobte er das "unglaubliche Zusammengehörigkeitsgefühl" der Blauen – etwas, was die anderen Parteien laut Kickl nicht hätten.
Karl Nehammer und die "undemokratische Suppe"
Spitzen in Richtung ÖVP gab es keine, allerdings in Richtung des Ex-ÖVP-Parteichefs Karl Nehammer. Das Jahr habe mit einem "Knaller" begonnen, als die Zuckerlkoalition zusammengekracht sei.
Es habe sich das bestätigt, was man schon länger gewusst habe: "Nicht ich bin gescheitert, nicht wir sind gescheitert. Karl Nehammer ist gescheitert", schoss Kickl gegen den zurückgetretenen Bundeskanzler. Es gehe ihm aber nicht um die Person, Nehammer sei nur eine Symbolfigur gewesen, meint der FPÖ-Chef.
Nehammer sei gescheitert und mit ihm "das total verkehrte Denken, dass man hinter dem Rücken des Wählers eine undemokratische Suppe kochen kann", so Kickl. Nun prognostiziert er "eine gute Ära für die ganze Familie Österreich".
Zwar will Kickl laut eigener Aussage "nichts verschreien", wenn es um die angestrebte Bildung einer Koalition mit der ÖVP geht. Allerdings wehrte er sich in seiner rund einstündigen Rede auch gegen "Unkenrufe", die es immer wieder gegeben habe. "Natürlich werden wir ein Rendezvous mit der Wirklichkeit haben, es geht auch nicht anders", meinte er dazu. "Umgekehrt wird die Wirklichkeit ein Rendezvous mit uns Freiheitlichen haben."
"Ampel-Debattierclub" und "Kim Jong Doskozil"
Auch ansonsten wählte Kickl trotz Regierungsbildungsauftrag seine Worte wenig bedacht. Die ÖVP, SPÖ und NEOS bezeichnete er als "Ampel-Debattierclub". Diejenigen, die laut Kickl der FPÖ Dinge unterstellen, die schon längst widerlegt seien, als "Frustrierte" und "schlechte Verlierer".
Norbert Hofer, dem am morgigen Sonntag die Landtagswahl im Burgenland bevorsteht, danke Kickl zuversichtlich bereits im Vorhinein für seinen Wahlerfolg. Für "Kim Jong Doskozil" werde eine "Entwöhnungskur beginnen in Sachen Machtrausch".
Der FPÖ-Chef sagte dem "Klimakommunismus" abermals den Kampf an, ebenso einer seiner Meinung nach gescheiterten Migrationspolitik. "Was es bei mir nicht gibt, ist eine Duldung einer Völkerwanderung unter falschem Etikett", meinte der einstige Innenminister unter Türkis-Blau. In einer Regierung wolle die FPÖ eine "Rückführung auf diesen heiligen Kern des Asyls". Die Zahlen seien "genau so hoch, wie unser Defizit zu hoch ist und deshalb brauchen wir auch hier den Nuller stehen".
Einen Vorwurf will sich Kickl nicht gefallen lassen: "Ich lasse uns und ich lasse mir von niemandem eine Russland-Nähe unterstellen, weil es diese Russland-Nähe nicht gibt. Punkt. Aus. Fertig." Was es hingegen gebe, sei eine "Neutralitätsnähe".
Trump-Einladung ausgeschlagen
Geschmeichelt fühlt sich der FPÖ-Chef über die Einladung zur Amtseinführung von Donald Trump, die er aber nicht angenommen hat. Denn Trump sage: "America first" und er selbst sage: "Österreich zuerst". An seiner Stelle habe er die FPÖ-Abgeordnete Susanne Fürst nach Washington geschickt.
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Selbstbewusstsein vor kommenden Wahlen
Eine Machtdemonstration im zum Bersten vollen Eventhotel "Pyramide" war auch die Liste der Vorredner Kickls, die zum Teil schon erfolgreiche Blaue aus den Ländern aufbot, die dort bereits Regierungsverantwortung haben: etwa Udo Landbauer, der in Niederösterreich auch vor einer Gemeinderatswahl steht. "Wenn jemand die Kraft hat, dieses Trümmerfeld aufzuräumen, dann ist es die Freiheitliche Partei mit Herbert Kickl an der Spitze", meinte er im Hinblick auf eine blaue Bundesregierung.
Der blaue Landeshauptmann der Steiermark, Mario Kunasek - er muss im März ebenfalls Gemeinderatswahlen bestreiten - betonte die nun "freiheitliche Handschrift" im Land. Als Duo traten der burgenländische Spitzenkandidat für die Landtagswahl am Sonntag, Norbert Hofer, und Dominik Nepp, dem ein vorgezogener Urnengang in Wien bevorsteht, auf.
Hofer will den "Sozialismus" in seinem Land beenden. Eine Kampfansage gegen einen roten Regierungschef kam auch von Nepp, der Bürgermeister Michael Ludwig dessen "Liste des Versagens" präsentieren will.
Video: Umfrage zur FPÖ-ÖVP
Zusammenfassung
- Mitten in den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP haben die Freiheitlichen am Samstag beim Neujahrstreffen in Vösendorf Machtwillen demonstriert.
- Angriffe auf die aktuelle ÖVP-Spitze sparte FPÖ-Chef Herbert Kickl aus, nicht jedoch gegen Karl Nehammer.
- Nehammer sei gescheitert und mit ihm "das total verkehrte Denken, dass man hinter dem Rücken des Wählers eine undemokratische Suppe kochen kann", so Kickl.
- Die ÖVP, SPÖ und NEOS bezeichnete er als "Ampel-Debattierclub". Diejenigen, die laut Kickl der FPÖ Dinge unterstellen, die schon längst widerlegt seien, als "Frustrierte" und "schlechte Verlierer".