Wolf-Abschüsse: Tirol sieht Ministerium und EU im Unrecht
Die Tiroler Landesregierung aus ÖVP und SPÖ hat am Freitag erneut einen Wolf per Verordnung zum Abschuss freigegeben. Die Maßnahme erfolgte, nachdem im Spertental im Gemeindegebiet von Kirchberg (Bezirk Kitzbühel) erneut ein totes Rind gefunden und in der Kelchsau in Hopfgarten im Brixental ebenfalls vier verletzte Rinder amtstierärztlich begutachtet worden waren, hieß es. Laut den Behörden besteht der Verdacht, dass es sich um einen Wolfsriss handelt.
Aktuell waren in Tirol somit acht Abschussverordnungen für einen Wolf in Kraft. Jene für das Gailtal (Bezirk Lienz) wird indes am Montag auslaufen, teilten die Verantwortlichen mit. Bisher waren im Bundesland zwei Problemwölfe nach einer entsprechenden Verordnung geschossen worden, wobei die Verordnungen laut Expert:innen und dem Bundesministerium nicht EU-rechtskonfrom sind.
Tirol verteidigt Almwirtschaft "mit allen Mitteln"
"Wölfe sind eine Gefahr für alle Almtiere. Das zeigen fünf tote und mehrere verletzte Rinder. Wir müssen handeln", betonte indes der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP).
Der ÖVP-Politiker sparte nicht mit scharfer Kritik an Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die zuletzt die Wolfs-Abschüsse wieder kritisiert hatte: "Zurufe aus dem Umweltministerium oder von NGOs werden uns nicht davon abbringen, die Almwirtschaft mit allen Mitteln zu verteidigen." Und Geisler legte nach: "Wölfe sind definitiv nicht vom Aussterben bedroht. Das muss nicht nur die EU, sondern auch Österreichs Umweltministerin einsehen. Sie sollte sich für den Erhalt der Almwirtschaft starkmachen. Wölfe gehören bejagt wie jedes andere Wildtier auch."
Wölfe ziehen durch die Alpen
Die vorläufige Bilanz für das heurige Jahr weise für Tirol 170 tote Weidetiere, davon fünf Rinder, sowie weitere 170 vermisste und einige verletzte Tiere auf, die auf das Konto von großen Beutegreifern gehen würden.
Seit Jahresbeginn waren laut Land in Tirol 20 verschiedene Wolfsindividuen genetisch nachgewiesen worden. Bei zwei Individuen habe das Geschlecht nicht bestimmt werden können, 14 seien männlich, vier weiblich. Mit elf verschiedenen Individuen entfalle mehr als die Hälfte aller identifizierten Wölfe auf Osttirol. Hinweise auf eine Rudelbildung habe es im Bundesland vorerst nicht gegeben.
Zusammenfassung
- Der Streit zwischen Umweltministerium und dem Bundesland Tirol rund um die Wolf-Abschüsse spitzt sich weiter zu.
- NGOs und Ministerin Gewessler würden die Tiroler nicht davon abbringen, ihre Alm zu verteidigen.
- Auch die EU müsse einsehen, dass "Wölfe nicht vom Aussterben bedroht sind".