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Wiens Spitalsärzte wollen wie geplant demonstrieren

Die Wiener Ärztekammer will ihren für den 4. Dezember angesetzten Protest des Spitalspersonals durchführen - obwohl inzwischen Gehaltsabschlüsse erzielt wurden bzw. die Stadt höhere Zulagen in den Gemeindespitälern angekündigt hat. Das hat der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, Stefan Ferenci, am Dienstag in einer Pressekonferenz betont. Der Kammer gehen die Maßnahmen zu wenig weit. Gefordert werden 30 Prozent mehr Gehalt. Doch auch Strukturreformen werden urgiert.

Ferenci sprach in einer gemeinsam mit weiteren Funktionären abgehaltenen Pressekonferenz von einer "Nebelgranate", die die Stadt vergangene Woche präsentiert habe. Es handle sich keineswegs um das große Paket, als dass es angekündigt worden sei. Netto blieben dem medizinischen Personal pro Monat nur etwa 110 Euro mehr, rechnet er vor. Die Erhöhung der Bezüge für Mangelfächer falle zudem niedriger aus als in anderen Bundesländern. Auch gebe es keine Maßnahmen für besonders geforderte Bereiche wie die zentrale Notaufnahme, bekrittelte er.

Auch die Gehaltsabschlüsse seien nicht ausreichend, um die "Marktkonformität" der Gehälter herzustellen, wie er befand. Zuletzt waren sowohl bei den Bediensteten im öffentlichen Bereich als auch in der Sozialwirtschaft Einigungen knapp unter der Zehn-Prozent-Marke präsentiert worden. Damit würde bestenfalls die Inflation abgegolten, und das nach Abschlüssen unter der Inflationsrate in den vergangenen Jahren, sagte Ferenci.

"Mir ist schon klar, dass das Geld nicht auf den Bäumen wächst", versicherte er. Die Spitäler seien es jedoch Wert, dass man sich für sie einsetze, hielt der Kurienobmann fest. Es gehe nicht nur ums Geld, beteuerte er. Die Ärztekammer fordert auch 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit für Patientinnen und Patienten sowie - ebenfalls 30 Prozent - weniger Bürokratie.

Um die Forderungen zu untermauern, wird am 4. Dezember demonstriert. Am frühen Nachmittag trifft man sich am Neuen Markt. Anschließend wird durch die Stadt marschiert - auch am Rathaus vorbei, wie man betont. Ab ca. 16.00 Uhr ist am Stock-Im-Eisen-Platz eine Abschlusskundgebung geplant.

Bei der Bevölkerung hat man ausreichend Rückhalt in Sachen Proteste, beteuert die Kammer. Verwiesen wird dabei auf den aktuellen "Gesundheitsbarometer 2023", der in der Pressekonferenz von Meinungsforscher Peter Hajek präsentiert wurde. Für diesen wurden 1.000 Wienerinnen und Wiener befragt. Die Ergebnisse seien zwar nicht "wahnsinnig schlecht", das Gesundheitssystem bzw. die Gesundheitspolitik werde aber äußert kritisch beurteilt. 63 Prozent seien etwa der Meinung, dass sich die Versorgung nach der Pandemie nicht verbessert habe.

37 Prozent würden den Zustand von Wiens Spitälern mit "Nicht Genügend" oder "Genügend" beurteilen, nur 5 Prozent mit "Sehr gut". Wartezeiten auf Operationen und überfüllte Spitalsambulanzen wurden als Kritikpunkte genannt. Eine überwiegende Mehrheit ist laut Hajek auch der Meinung, dass der Personalmangel bekämpft werden müsse. 69 Prozent der Befragten sind laut der Umfrage der Ansicht, dass höhere Gehälter für die Mitarbeiter hier helfen würden.

Auch mögliche Streikmaßnahmen werden unterstützt. 91 Prozent hätten dafür Verständnis geäußert, wird versichert.

ribbon Zusammenfassung
  • Das hat der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, Stefan Ferenci, am Dienstag in einer Pressekonferenz betont.
  • Der Kammer gehen die Maßnahmen zu wenig weit.
  • Um die Forderungen zu untermauern, wird am 4. Dezember demonstriert.
  • Ab ca. 16.00 Uhr ist am Stock-Im-Eisen-Platz eine Abschlusskundgebung geplant.
  • 37 Prozent würden den Zustand von Wiens Spitälern mit "Nicht Genügend" oder "Genügend" beurteilen, nur 5 Prozent mit "Sehr gut".