Wie Katar sich zur kleinen Weltmacht kaufte
Mode, Luxus, Fußballmannschaften, Medien, Universitäten. Die Katarer geben seit Jahren viel Geld aus, um sich Einfluss und Beliebtheit zu kaufen und wurden so zu einer kleinen Weltmacht - trotz Isolation durch die unmittelbaren Nachbarstaaten.
Egal, wer gewinnt, Katar ist Sieger
Wenn sich am kommenden Valentinstag, am 14. Februar, Paris Saint Germain (PSG) und der FC Bayern München im Champions League Achtelfinale gegenüberstehen, wird man in Katar jubeln. Egal, wer gewinnt, Katar gehört immer zu den Siegern. Das Emirat, das vor allem wegen seiner Erdgas- und Erdölvorkommen zu Reichtum gekommen ist, sponsert beide Vereine. PSG gehört dem Kleinstaat vollständig, mit Bayern gibt es zumindest bis Sommer 2023 einen Sponsorenvertrag mit der Fluggesellschaft Qatar Airways.
Wie auch von der WM verspricht sich der Golfstaat von solchen Investments einen Imagegewinn. In der Region selbst haben es die Katarer nämlich nicht leicht: Als Katar 1971 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erklärte, schloss es sich nicht dem Nachbar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, an. Von 2017 bis 2021 brachen Ägypten, Bahrein, Saudi-Arabien und eben die Vereinigten Arabischen Emirate die diplomatischen Beziehungen zu Katar ab. Alle Landes-, Luft-, und Seegrenzen wurden geschlossen. Sie warfen Katar vor, Terrorismus und die Muslimbrüderschaft zu unterstützen.
Widersprüchliches Al Jazeera
Die Nachbarn sehen in Katar eine Bedrohung ihrer eigenen Machtinteressen. Katar pflegt gute Beziehungen zum Iran, dem Hauptkonkurrenten der Saudis. Vor allem aber dürfte sie die kritische Berichterstattung des katarischen TV-Senders Al-Jazeera stören. Das 24-stündige Nachrichtenprogramm ist überall in der arabischen Welt via Satellit zu empfangen.
Das Medium hatte Kritik an den Regimen der Nachbarstaaten zugelassen und diene zeitweise einem einflussreichen ägyptischen Muslimbruder als Plattform. Der Sender unterstützte zudem die Proteste des "Arabischen Frühlings" in Ägypten, Syrien, Libyen und im Jemen und schürt populistische Stimmen im Israel-Palästina-Konflikt. Den Nachbarn gefällt das nicht.
Vor diesem Hintergrund schmiedete Katar mit kreativer Außenpolitik eine Allianz mit anderen Mächten. Dazu gehört die gute Beziehung zum Iran und zur Türkei, aber auch zu den USA, die Katar schon im Irak-Krieg als wichtige Schaltzentrale benutzten und noch heute Truppen dort stationiert haben. Die englischsprachige Ausgabe von Al Jazeera präsentiert sich - anders als die arabische Version - als neutral und weltoffen.
Zusätzlich versucht das Emirat, seine eigene Sicherheit und seinen politischen Einfluss durch Investitionen, wie jene in den Sport, abzusichern. In der Politikwissenschaft nennt man diese Vorgehensweise "soft power".
Luxus, Wissenschaft und Energie
Besonders der Luxussektor hat es dem katarischen Staatsfonds angetan: Unter anderem gehört dem Fonds das Londoner Edelkaufhaus Harrods und ein Anteil am französischen Luxusartikelhersteller LVMH, zu dem u. a. das Modelabel Fendi, die Champagnermarken Moët & Chandon und Dom Pérignon und der Uhrmacher TAG Heuer gehören. Die Luxushotels Carlton in Cannes und Royal Monceau in Paris gehören den Katarern ebenso. Und auch beim Luxusartikelhersteller Tiffany hat man sich genauso wie beim britisch-niederländischen Öl-Riesen Shell und dem französischen Energiekonzern Total eingekauft.
Demselben Ziel dient das akademische Engagement der Katarer: Katar lud US-Universitäten und Think-Tanks ein, Niederlassungen im Emirat zu gründen. Außerdem ließ Katar Millionen Dollar in Universitäten in Amerika fließen. Allein die Unterstützung der Georgetown University in Washington war dem Emirat laut Recherchen der "Jerusalem Post" mehr als 330 Millionen US-Dollar wert. Dort werden zukünftige Diplomaten und Politiker ausgebildet.
Verheerende Menschenrechtslage
Katar bekam die WM, aber die Charmeoffensive stößt kurz vor dem Turnier an ihre Grenzen: Die verheerende Menschenrechtslage, die strukturelle Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen, die menschenunwürdige Behandlung von Gastarbeitern, die strengen islamischen Gesetze geraten international in den Fokus. Denn für sein Image hat die Monarchie lange verabsäumt, im eigenen Land etwas zu verändern.
Zusammenfassung
- Das arabische Emirat Katar steht als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft in den Schlagzeilen.
- Neben der mutmaßlichen Korruption im Weltfußballverband FIFA gibt es noch andere Gründe, warum das Turnier ausgerechnet in dem Wüstenstaat stattfindet.
- Die Scheichs setzen ihre "soft power" geschickt ein.