Widerstand gegen Militärputsch in Myanmar nimmt zu

Die öffentlichen Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar nehmen zu.

Am Freitag kam es wie schon am Vortag zu zahlreichen kleineren Kundgebungen und Aktionen, etwa in den Hafenstädten Myeik und Dawei im Süden des Landes, berichtete der politische Aktivist Nimrod Andrew auf Twitter. Auch Ärzte, Lehrer, Eisenbahner und Flugbegleiter beteiligten sich in zahlreichen Landesteilen am Widerstand und forderten die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Die 75-Jährige war zusammen mit zahlreichen anderen Politikern in der Nacht auf Montag festgenommen worden und soll sich im Hausarrest befinden. Die seit 2016 als faktische Regierungschefin amtierende Friedensnobelpreisträgerin war im November mit klarer Mehrheit wiedergewählt worden. Das Militär spricht von Wahlbetrug.

Symbolischer Protest in der Bevölkerung

Während Massendemos bisher ausblieben, machte die Bevölkerung ihre Wut zunehmend mittels Symbolen deutlich. Hunderte Dozenten und andere Mitarbeiter der Universität von Yangon (Rangun) sowie viele andere Bürger zeigten etwa den Dreifingergruß der Rebellen aus der Science-Fiction-Filmreihe "Die Tribute von Panem", der im vergangenen Jahr im Nachbarland Thailand zum Symbol der Proteste gegen die Regierung geworden war.

Als weiteres Zeichen des Widerstands gelten rote Schleifen. Rot ist die Farbe von Suu Kyis Regierungspartei Nationale Liga für Demokratie (NLD). Auch lautes Schlagen auf Töpfe und Pfannen war in vielen Regionen zu hören. Damit sollen in Myanmar böse Geister vertrieben werden. Andere zündeten in Fenstern und auf Balkonen Kerzen an, um Hoffnung zu verbreiten. Zudem gab es Aufrufe, Produkte von Firmen, die dem Militär gehören, zu boykottieren. Dazu gehören eine beliebte Biermarke und SIM-Karten.

Die Demonstranten organisierten sich größtenteils über Soziale Netzwerke, so etwa Twitter. Die Junta hat die Online-Plattform Facebook vorübergehend sperren lassen. Befürchtungen wachsen, dass das Militär den Demonstranten bald mit Gewalt begegnen könnte.

Jahrzehntelange brutale Militärdiktatur

Bereits während der fast fünf Jahrzehnte dauernden Militärdiktatur hatte die Armee Massenproteste und Forderungen nach Demokratie brutal niedergeschlagen. Erst vor zehn Jahren waren in Myanmar langsam demokratische Reformen in Gang gekommen.

Am späten Donnerstagabend haben die Streitkräfte einen engen Vertrauten Suu Kyis festgenommen. Der 79-jährige Win Htein, ein führender Politiker der NLD, wurde in seinem Haus in der größten Stadt Yangon inhaftiert und auf eine Polizeiwache in der Hauptstadt Naypyitaw gebracht, wie das Nachrichtenportal "The Irrawaddy" berichtete. Der Politiker sei gesundheitlich in einem schlechten Zustand, hieß es.

Win Htein hatte die Machtübernahme der Militärs zuvor scharf verurteilt und die Bevölkerung aufgerufen: "Widersetzt Euch, soweit es geht, auf gewaltfreie Weise dem Putsch, so wie Aung San Suu Kyi es gefordert hat. Leistet Widerstand durch zivilen Ungehorsam." Nachdem Win Htein 1988 der NLD beigetreten war, wurde er ein Jahr später von der damaligen Junta festgenommen und saß danach viele Jahre in Haft.

Die Regierung Malaysias warnte vor einer Destabilisierung der südostasiatischen Region. "Es wird befürchtet, dass sich die politischen Unruhen in Myanmar auf den Frieden und die Stabilität in der Region auswirken könnten", sagte Premierminister Muhyiddin Yassin am Freitag nach einem Treffen mit dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo in Jakarta. Die Außenminister beider Länder wollten ein Sondertreffen der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (ASEAN) vorschlagen, um über die Entwicklungen in Myanmar zu beraten.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag kam es wie schon am Vortag zu zahlreichen kleineren Kundgebungen und Aktionen, etwa in den Hafenstädten Myeik und Dawei im Süden des Landes, berichtete der politische Aktivist Nimrod Andrew auf Twitter.
  • Auch Ärzte, Lehrer, Eisenbahner und Flugbegleiter beteiligten sich in zahlreichen Landesteilen am Widerstand und forderten die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
  • Das Militär spricht von Wahlbetrug.