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Vorwürf der Einschüchterung gegen Johnson

Der Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson wegen Regierungs-Partys während des Corona-Lockdowns nimmt weiter zu. Ein Abgeordneter aus seiner Partei wirft der Regierung vor, Parlamentarier aus den eigenen Reihen unter Druck zu setzen, um ein parteiinternes Misstrauensvotum zu verhindern.

In den vergangenen Tagen seien mehrere Abgeordnete von Regierungsmitgliedern eingeschüchtert worden, weil diese erklärtermaßen oder mutmaßlich eine Abstimmung über die Parteiführung des Premierministers anstrebten, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für öffentliche Verwaltung und Verfassungsfragen, William Wragg. Nach seiner Ansicht handle es sich dabei sogar teils um Erpressung. Denn es werde gedroht, Investitionen aus den Wahlkreisen der Abgeordneten zurückzuziehen, die aus öffentlichen Mitteln finanziert würden. Er rate, diese Vorfälle dem Unterhaus und der Metropolitan Police zu melden.

Ein Sprecher von Johnsons Büro erklärte, dieser verurteile jegliche Form von Schikane. Zuletzt gab es Bestrebungen in der Konservativen Partei, Johnson abzusetzen. Die Schwelle für ein Misstrauensvotum gegen Johnson ist aber noch nicht erreicht. Mehrere konservative Abgeordnete wollen abwarten, bis eine Untersuchung zu den mutmaßlichen Verstößen gegen Corona-Auflagen abgeschlossen ist.

Neue Details zu Regierungs-Partys

Auch hier wuchs der Druck auf Johnson weiter. Dem Sender ITV zufolge soll Johnsons Privatsekretär Martin Reynolds von einem ranghohen Regierungsvertreter in einem E-Mail aufgefordert worden sein, die umstrittene Gartenparty am Amtssitz in der Downing Street am 20. Mai 2020 zu verhindern. Er habe gehört, dass die interne Ermittlerin Sue Gray ein solches Mail gefunden habe. Darin werde Reynolds gewarnt, dass die Party wohl besser nicht stattfinden sollte, twitterte der ITV-Politikreporter und Moderator Robert Peston am Donnerstag. Johnsons früherer Berater Dominic Cummings hatte erst kürzlich erklärt, er und mindestens ein weiterer Berater hätten mit einem E-Mail an Reynolds versucht, die Party zu unterbinden. Sie hätten darin gewarnt, dass Corona-Regeln gebrochen würden. Johnson hingegen sei einverstanden gewesen.

Johnson entschuldigte sich zwar zuletzt wiederholt für diverse Feiern und mögliche Fehleinschätzungen - auch bei Königin Elizabeth. Er beteuerte aber, er habe nicht gelogen. Niemand habe ihn darüber aufgeklärt, dass mit der Party gegen Corona-Auflagen verstoßen worden sei. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um eine Arbeitsbesprechung gehandelt habe.

Johnsons Zustimmungswerte im Keller

Die jüngsten Enthüllungen haben die Zustimmungswerte für Johnson, der seit Wochen wegen diverser Skandale angeschlagen ist, und auch für seine Partei einbrechen lassen. Laut einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos halten 57 Prozent der Briten Johnson für einen schlechten Premierminister. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche.

Die aufsehenerregende Rücktrittsforderung des konservativen Abgeordneten David Davis am Mittwoch im Unterhaus habe Johnson "beschädigt", räumte Gesundheitsminister Sajid Javid am Donnerstag im Sender Sky News ein. Er warb darum, die interne Untersuchung zur "Partygate"-Affäre um Lockdown-Partys im Regierungssitz abzuwarten, deren Ergebnis für kommende Woche erwartet wird. Der ehemalige Brexit-Minister David Davis hatte seinem Parteikollegen Johnson am Mittwoch zugerufen: "In Gottes Namen - gehen Sie!" Javid räumte ein, dass Johnson zurücktreten müsse, falls der Bericht der ranghohen Beamtin Gray ihm Fehler nachweist. Die Vorschriften seien klar. "Falls ein Kabinettsmitglied, beginnend beim Premier, das Gesetz bricht, sollte es natürlich nicht weiter im Kabinett dienen", sagte Javid. "Es gibt keine Ausnahme von dieser Regel."

ribbon Zusammenfassung
  • Der Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson wegen Regierungs-Partys während des Corona-Lockdowns nimmt weiter zu.
  • Ein hochrangiger Abgeordneter von Johnsons konservativen Tories warf der Regierung am Donnerstag vor, Parlamentarier aus den eigenen Reihen unter Druck zu setzen, um ein parteiinternes Misstrauensvotum zu verhindern.
  • Ein Sprecher von Johnsons Büro erklärte, man habe keine Hinweise, die solche Vorwürfe belegten.