Verprügelte Journalistin: "Sie hielten uns eine Waffe an den Kopf"
"Ihr Zustand ist offen gesagt schwierig", sagte "Nowaja Gaseta"-Chefredakteur Dmitri Muratow am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Milaschina wurde demnach in ein Moskauer Krankenhaus verlegt. Muratow führte aus, die Angreifer hätten Milaschina mit Knüppeln verprügelt, ihr die Finger gebrochen und Zugang zu ihrem Handy verlangt.
Der Angriff auf Milaschina hatten am Dienstag mehrere Männer verübt, die Investigativjournalistin wurde schwer verletzt. Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial hatte nach der Attacke mitgeteilt, Milaschina seien die Finger gebrochen worden, sie habe Prellungen "am ganzen Körper" und verliere zeitweise das Bewusstsein. Sie wurde zunächst in einem Krankenhaus in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny behandelt.
Waffe an den Kopf gehalten
In einem Video aus dem Krankenhaus beschrieb Milaschina den Vorfall: "Sie warfen den Taxifahrer raus, sprangen ins Auto, drückten unsere Köpfe nach unten, fesselten meine Hände (...) und hielten uns eine Waffe an den Kopf", sagte sie. Die russische Menschenrechtsbewegung Komitee gegen Folter veröffentlichte Fotos von Milaschina im Krankenhaus. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatten die Angreifer ihr die Haare abrasiert und sie mit grünem Färbemittel übergossen.
Kadyrow will Vorfall aufklären lassen
Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow versicherte am Dienstag, er habe die zuständigen Stellen beauftragt, "alles in die Wege zu leiten, um die Angreifer zu identifizieren". Der tschetschenische Informationsminister Achmed Dudajew machte ohne die Vorlage von Beweisen "westliche Geheimdienste" für den Angriff verantwortlich, warf Milaschina aber zugleich vor, sie habe die tschetschenischen Sicherheitsbehörden "über Jahre hinweg beleidigt".
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Präsident Wladimir Putin sei über den Vorfall unterrichtet worden. Es handele sich um einen "sehr schwerwiegenden Angriff, der strenge Maßnahmen erfordere".
2022 von Kadyrows bedroht
Die preisgekrönte Investigativjournalistin Milaschina hatte jahrelang für die "Nowaja Gaseta" über schwere Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien wie etwa außergerichtliche Hinrichtungen berichtet. Im Februar 2022 musste sie nach Angaben ihrer Zeitung nach Drohungen Kadyrows, der sie als "Terroristin" bezeichnete, Russland kurzzeitig verlassen.
Bei der "Nowaja Gaseta", deren Herausgeber Muratow 2021 den Friedensnobelpreis erhielt, wurden seit dem Jahr 2000 sechs Journalisten und Mitarbeiter getötet, darunter die Enthüllungsreporterin Anna Politkowskaja.
Zusammenfassung
- Nach dem Angriff auf die russische "Nowaja Gaseta"-Journalistin Elena Milaschina in Tschetschenien ist ihr Zustand weiterhin besorgniserregend.
- "Ihr Zustand ist offen gesagt schwierig", sagte "Nowaja Gaseta"-Chefredakteur Dmitri Muratow am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
- Die russische Menschenrechtsbewegung Komitee gegen Folter veröffentlichte Fotos von Milaschina im Krankenhaus.