Verdoppelt: Europäische Länder importieren immer mehr Waffen

Europas Waffenimporte haben sich im Zeitraum 2019-2023 im Vergleich zu den fünf Jahren davor fast verdoppelt. Russland halbierte seine Exporte, Katar hat die Einkäufe vervierfacht und die Nachbarn Chinas rüsten auf.

Bei weitem größter Waffenimporteur in Europa ist weniger überraschend weiter die Ukraine mit einem weltweiten Anteil von 4,9 Prozent und einem Anstieg von 6.633 Prozent zwischen 2019 und 2023 im Vergleich zu den vorhergehenden fünf Jahren.

Anstieg in Europa, weltweiter Rückgang

Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) hervor. Weltweit sank der Waffenhandel in den vergangenen fünf Jahren hingegen um 3,3 Prozent.

Das SIPRI ging davon aus, dass die Importe in Europa jedoch künftig auf hohem Niveau bleiben würden. "In den vergangenen Jahren haben wir einen deutlich größeren Bedarf an Luftabwehrsystemen in Europa festgestellt, der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine in Gang gesetzt wurde", erklärte SIPRI-Experte Pieter Wezeman in einer Aussendung.

Meisten Importe aus den USA

Rund 55 Prozent der europäischen Waffenimporte stammten laut dem SIPRI-Bericht aus den USA. Europa selbst ist verantwortlich für etwa ein Drittel der globalen Waffenexporte, wobei ein Großteil in außereuropäische Regionen exportiert wird. Das reflektiere die starke militärisch-industrielle Kapazität Europas, sagte SIPRI-Direktor Dan Smith.

Waffenhandel weltweit 2019-2023APA

Waffenhandel weltweit 2019-2023

Aber auch die USA - erneut weltweit größter Waffenexporteur - hätten ihre globale Rolle als Waffenlieferant weiter ausgebaut. Aktuell zeichneten sie für 42 Prozent aller Waffenexporte verantwortlich (plus 17 Prozent) und exportierten in mehr Länder denn je zuvor. Das zu einer Zeit, in der die wirtschaftliche und geopolitische Dominanz der USA von anderen aufstrebenden Mächten in Frage gestellt wird, hieß es in der Aussendung.

Russische Exporte halbierten sich

Unverändert blieben die Top Fünf der weltweiten Waffenexporteure - lediglich Frankreich (Platz 2) und Russland (Platz 3) tauschten die Plätze. Die beiden Länder haben einen Anteil von je elf Prozent an den weltweiten Waffenexporten, China auf Platz 4 wiederum 5,8 Prozent und Deutschland (Platz 5) 5,6 Prozent. Während sich die russischen Exporte mehr als halbierten, nahmen die französischen Exporte im Zeitraum zwischen 2019 und 2023 um fast 50 Prozent zu.

Katar kauft immer mehr Waffen

Die fünf größten Importeure waren Indien, Saudi-Arabien, Katar, die Ukraine und Pakistan, wobei Katar seine Importe vervierfachte (plus 396 Prozent). Neun von zehn der größten Waffenimporteure sind dem aktuellen Bericht zufolge Länder in Asien, Ozeanien und dem Nahen Osten. Ein Großteil (34 Prozent) der Lieferungen nach Asien stammt aus den USA, 19 Prozent aus Russland und 13 Prozent aus China.

Nachbarn Chinas rüsten auf

Auffällig ist die Aufrüstung mehrerer Nachbarstaaten Chinas: Indien (Importplus von 4,7 Prozent), Pakistan (plus 43 Prozent), Japan (plus 155 Prozent) und Südkorea (6,5 Prozent). Es gebe "wenig Zweifel" daran, dass das konstant hohe Niveau der Importe Japans und anderer US-Verbündeter in der Region allen voran von der "Sorge über Chinas Ambitionen" getrieben sei, hielt SIPRI-Forscher Siemon Wezeman fest.

ribbon Zusammenfassung
  • Europas Waffenimporte haben sich im Zeitraum 2019-2023 im Vergleich zu den fünf Jahren davor fast verdoppelt.
  • Die Ukraine verzeichnete mit einem Anstieg von 6.633 Prozent den größten Zuwachs und ist nun der größte Importeur in Europa.
  • Die USA bauten ihre Position als weltweit größter Waffenexporteur aus und sind für 42 Prozent aller Waffenexporte verantwortlich.
  • Russland halbierte seine Exporte, Katar hat die Einkäufe vervierfacht und die Nachbarn Chinas rüsten auf.