US-Militär schießt viertes Flugobjekt ab, keine Aliens
Auf Befehl von Präsident Joe Biden habe ein Kampfflugzeug vom Typ F-16 das Objekt um 14.42 Uhr Ortszeit über dem Huronsee an der US-kanadischen Grenze abgeschossen, teilte Pentagon-Sprecher Patrick Ryder am Sonntag mit. Unterdessen erhob Peking schwere Vorwürfe gegen die USA. Diese hätten im Vorjahr mehr als zehn Mal illegal Ballons über China fliegen lassen.
China ortet Doppelmoral
Die USA sollten aufhören, andere zu beschuldigen und Konfrontation zu suchen, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin am Montag vor der Presse in Peking. Es komme ziemlich häufig vor, dass US-Ballons in großer Höhe über andere Länder flögen. Die US-Regierung wies die Anschuldigungen zurück. "Das ist absolut nicht wahr", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag dem Sender MSNBC in Washington. "Wir lassen keine Ballons über China fliegen."
Keine Aliens
Nach dem Abschuss von drei mysteriösen Flugobjekten durch das US-Militär stellte das Weiße Haus klar, dass es keine Außerirdischen am Werk sieht. "Ich weiß, dass es Fragen und Sorgen darüber gab, aber es gibt keinen Hinweis auf Außerirdische oder außerirdische Aktivitäten bei den kürzlich erfolgten Abschüssen", sagte die Sprecherin von US-Präsident Biden, Karine Jean-Pierre, am Montag im Weißen Haus. "Ich wollte sicherstellen, dass die Amerikaner das wissen."
Im Presseraum des Weißen Hauses sorgten die Äußerungen der Biden-Sprecherin für einige Lacher. Am Vortag war der für den nordamerikanischen Luftraum zuständige General Glen VanHerck gefragt worden, ob die Regierung sicher sein könne, dass es sich bei den Objekten nicht um Ufos von Außerirdischen handle. Er antwortete darauf mit "Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nichts ausgeschlossen" - und befeuerte damit ungewollt wilde Spekulationen.
Das Objekt über dem Huronsee sei nicht als "militärische Bedrohung" eingestuft worden, sondern als Sicherheitsrisiko für die zivile Luftfahrt und wegen potenzieller Überwachungsfähigkeit, hieß es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) aus dem Pentagon. Das Objekt sei vermutlich dasselbe, das vor Kurzem über Montana in der Nähe sensibler militärischer Einrichtungen entdeckt worden sei und die Sperrung des US-Luftraums zur Folge gehabt habe.
Es schien eine achteckige Struktur zu haben, mit herabhängenden Schnüren, aber ohne erkennbare Nutzlast, sagte ein US-Beamter. Das Objekt sei in einer Höhe von etwa sechs Kilometern unterwegs gewesen. Es war das vierte Flugobjekt, das innerhalb von etwas mehr als einer Woche über Nordamerika abgeschossen wurde.
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Stoltenberg beschuldigt China und Russland
Die mutmaßlichen Spionage-Objekte über den USA sind nach Ansicht von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg Teil verstärkter Überwachungsaktivitäten durch Länder wie China und Russland. Der Norweger sprach am Montag in Brüssel von einem "Muster, bei dem China, aber auch Russland, ihre Geheimdienst- und Überwachungsaktivitäten gegen NATO-Verbündete" verstärkten. Dies sehe man im Cyberspace, an mehr und mehr Satelliten, aber auch an den Ballons.
Deshalb sei es wichtig, den Austausch von Informationen sowie die Überwachung und den Schutz des Luftraums zu verstärken und zu verbessern, sagte Stoltenberg. Eine bessere Zusammenarbeit in Weltraumfragen werde auch Thema des Treffens der Verteidigungsminister der 30 NATO-Staaten am Dienstag und Mittwoch in Brüssel. Es gehe darum, Daten gemeinsam zu nutzen, mehr Daten auch von kommerziellen Satelliten zu sammeln und mit der NATO-Kommandostruktur zu teilen.
Rätsel um Flugobjekte
Mysteriöse Flugobjekte über Nordamerika geben den USA und der Welt seit Tagen Rätsel auf. US-Kampfjets hatten bereits am Freitag und Samstag zwei nicht näher identifizierte Flugobjekte abgeschossen: eines vor der Küste des US-Bundesstaats Alaska, das andere über dem Norden Kanadas. Bisher ist unklar, um was für Objekte genau es sich handelte, woher sie kamen und welches Ziel sie verfolgten. Die Bergung von Überresten der Flugobjekte soll Aufschluss geben. "Bergungsteams sind am Boden und versuchen, das Objekt zu finden", sagte der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau. Die Sicherheit der Bürger habe oberste Priorität. Deshalb sei das Objekt abgeschossen worden. Es habe eine Gefahr für zivile Flugzeuge dargestellt.
Ein Regierungsbeamter des US-Verbündeten Taiwan berichtete, dass Überflüge von chinesischen Ballons dort sehr häufig seien. Der letzte sei "erst vor ein paar Wochen" gekommen, zitierte die "Financial Times" den taiwanesischen Beamten. Nach Angaben des US-Militärs hat China eine ganze Flotte von Beobachtungsballons im Einsatz. Das Überwachungsprogramm erstrecke sich über mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten.
Am Anfang der jüngsten Entwicklung stand ein mutmaßlich für Spionagezwecke eingesetzter chinesischer Ballon, den die US-Luftwaffe Anfang Februar vor der Küste des Bundesstaates South Carolina vom Himmel geholt hatte. Der Vorfall hatte diplomatische Konsequenzen: US-Außenminister Antony Blinken hatte eine China-Reise nur wenige Stunden vor der Abreise abgesagt. Peking sprach von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei und bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion".
Zusammenfassung
- Das US-Militär hat am Sonntag erneut ein Flugobjekt abgeschossen - das dritte binnen drei Tagen.
- Auf Befehl von Präsident Joe Biden habe ein Kampfflugzeug vom Typ F-16 das Objekt um 14.42 Uhr Ortszeit über dem Huronsee an der US-kanadischen Grenze abgeschossen, teilte Pentagon-Sprecher Patrick Ryder am Sonntag mit.
- Die Flugobjekte über Alaska und Kanada waren nach offiziellen Angaben in rund zwölf Kilometern Höhe unterwegs.