Urteil gegen Dündar wird in der Türkei erwartet
Die Richter würden trotz des Boykotts voraussichtlich eine Entscheidung treffen, sagte Abbas Yalcin, einer der Anwälte, der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund des Verfahrens ist ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 2015, in dem die Zeitung "Cumhuriyet" geheime Informationen veröffentlichte, die Waffenlieferungen der Regierung an Rebellen in Syrien belegen sollten. Damals war Dündar Chefredakteur der "Cumhuriyet".
Dündar war für die Veröffentlichungen 2016 zu mehr als fünf Jahren Haft wegen Geheimnisverrats verurteilt und zugleich vom Vorwurf der Spionage freigesprochen worden. Der Oberste Gerichtshof in Ankara hob das Urteil 2018 jedoch auf und erklärte, ein neues Verfahren gegen Dündar müsse um den Strafbestand der Spionage ausgeweitet werden.
Zuletzt hatte ein Gericht Dündar für flüchtig erklärt. Daraufhin war sein Vermögen in der Türkei nach Yalcins Angaben beschlagnahmt worden.
Zusammenfassung
- Im Prozess gegen den im deutschen Exil lebenden Journalisten Can Dündar wird am Mittwoch in der Türkei ein Urteil erwartet.
- Dem 59-Jährigen werden Terrorunterstützung sowie "militärische oder politische Spionage" vorgeworfen.
- Die Istanbuler Staatsanwaltschaft fordert nach Angaben von Dündars Anwälten bis zu 35 Jahre Haft.
- Die Anwälte boykottieren aus Protest die Verhandlung.
- Zuletzt hatte ein Gericht Dündar für flüchtig erklärt.