Ukrainischer Botschafter: "Putins Terror bringt wenig"
Der ukrainische Botschafter in Wien, Vasyl Khymynets, nahm auf PULS 24 Stellung zu den jüngsten Angriffen der russischen Truppen auf sein Land, unter anderem auf ein Wohnhaus in der Großstadt Dnipro. "Dieser Terror ist gleichzeitig ein Wachrütteln für unsere Partner in der Welt", sagte Khymynets im Gespräch mit Anchor Thomas Mohr.
Es sei "höchste Zeit", der Ukraine mit Lieferungen von Waffen, insbesondere von Kampfpanzern, sowohl in der Verteidigung als auch in der "Konter-Offensive" für die "Befreiung" besetzter Gebiete zu helfen, meinte der Botschafter. Dabei würde "jeder Panzer" zählen. Große Hoffnungen setzt Khymynets in ein Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe am 20. Jänner im deutschen Ramstein.
Die Ukraine seit fast einem Jahr im Krieg, "und wir leiden enorm, aber wir zeigen, dass wir weiterhin bereit sind, uns zu verteidigen", sagte Khymynets und ergänzte: "Der Terror von Putin bringt wenig." Denn auch die ukrainische Zivilbevölkerung sei weiterhin entschlossen, den Terror durchzuhalten.
Kiew erbost über Schallenberg-Aussage
Zurückhaltend gab sich der Botschafter in seinen Kommentaren zu einer Wortmeldung des österreichischen Außenministers Alexander Schallenberg (ÖVP). Dieser hatte in Bezug auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine dafür plädiert, gegenüber Moskau "Augenmaß" zu wahren. Der Westen dürfe " nicht über das Ziel hinausschießen, indem wir zum Beispiel ein Visaverbot für 144 Millionen Russen einführen", sagte Schallenberg am Montag laut seiner Sprecherin in Paris.
Das ukrainische Außenministerium lud Schallenberg daraufhin in die zerbombte Stadt Dnipro ein. Dort könne er den Angehörigen der 44 Todesopfer des russischen Raketenangriffs auf ein Hochhaus seine Argumente darlegen. Khymynets erinnerte auf PULS 24 mit Blick auf Schallenbergs Aussage lediglich daran, dass die Mehrheit der russischen Bevölkerung immer noch hinter Putins Angriffskrieg stehe. "Die russische Gesellschaft ist mitverantwortlich für diesen schrecklichen Krieg", sagte der Botschafter.
Hintergrund: Russische Truppen hatten ein großes Wohnhaus in der Millionenstadt Dnipro mit Raketen beschossen. Dem ukrainischen Katastrophenschutz zufolge starben als Folge des Einschlags einer russischen Rakete am Samstag mindestens 44 Menschen, darunter fünf Kinder. Weitere Menschen werden immer noch vermisst.
In der Diskussion um eine mögliche Lieferung von deutschen Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine haben Vertreter mehrerer EU-Länder den Druck auf Berlin erhöht. Die Präsidenten Polens und Litauens sowie der finnische Außenminister drängten Kanzler Olaf Scholz (SPD) beim Weltwirtschaftsforum in Davos am Dienstag, die Lieferung von Leopard-Panzern schnell zu genehmigen.
Zusammenfassung
- Die Ukrainer litten "enorm", sagt Botschafter Vasyl Khymynets.
- Aber sowohl die politische Führung als auch die Zivilbevölkerung seien weiterhin entschlossen, im russischen Angriffskrieg durchzuhalten.