Ukraine erst der Anfang? Oberst Reisner über Putins Ambitionen

Gewinnt Putin den Krieg in der Ukraine, funktioniert laut Bundesheer-Oberst Reisner die internationale Rechtsordnung nicht mehr. Die UN-Charta wäre ungültig. Das würde sich auf Konflikte von Afrika bis China auswirken. Die USA kann und will das nicht allein stemmen. Europa muss laut Reisner sein militärisches Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Die Russen hätten kein Interesse an Friedensverhandlungen mit der Ukraine, "weil sie glauben, sie sind am Siegen", sagt Bundesheer-Oberst Markus Reisner im PULS 24 Interview bei "Heiß Umfehdet". Russlands Ziel sei die Auflösung der Ukraine.

Ukraine erst der Anfang? 

Laut Reisner könnten die Pläne Putins aber noch viel weiter gehen als nur bis zur Ukraine. Der russische Präsident sagte, die Zeit der Sowjetunion, vor dem Chaos des Zerfalls, müsse wieder hergestellt werden, "womit eine größere Ambition durchaus denkbar ist".

Die Schwäche des Westens

"Putin glaubt, dass der Westen schwach ist", so die Einschätzung des Bundesheer-Obersts. Russland habe die Unterstützung des globalen Südens, Ländern wie China und Indien, Iran und Nordkorea.

Im Westen habe man seit dem Ende des Kalten Krieges die Streitkräfte massiv zurückgefahren. Europa und die USA könnten der Ukraine kaum etwas liefern, weil kaum etwas da sei.  Man müsste "massiv produzieren und das würde bedeuten, dass man die Volkswirtschaften zunehmend in eine Kriegswirtschaft übergehen".

Nach Putins Sieg "kann jeder manchen, was er möchte"

Der Westen habe große Angst vor einem Sieg Russlands, "weil dann das, was wir als internationale Rechtsordnung bezeichnen, nicht mehr funktioniert". Die UN-Charta etwa wäre ungültig, jeder könnte machen, was er möchte. Das sei "die große Gefahr, denn viele Länder des Globalen Südens beobachten sehr genau, was der globale Norden macht".

Das hätte dann Auswirkungen auf Konflikte in Afrika, die Situation im Gazastreifen oder den Konflikt zwischen China und Taiwan. Auch regionale Konflikte kochen wieder hoch, weil man dort der Meinung sei, dass das Recht von den USA nicht mehr exekutiert werde.  

Europa muss selbstständig werden

Die Welt gerate immer mehr aus den Fugen, die USA werden in immer mehr Konflikten gebunden und sei nicht mehr bereit, das allein zu stemmen. Sie nehmen Europa mit in die Pflicht. Europa müsse sein militärisches Schicksal in die eigene Hand nehmen. Gegner wie Russland müssten Europa nicht als schwächer sehen, sondern zumindest auf Augenhöhe.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Russen hätten kein Interesse an Friedensverhandlungen mit der Ukraine, "weil sie glauben, sie sind am Siegen", sagt Bundesheer-Oberst Markus Reisner im PULS 24 Interview.
  • Laut Reisner könnten die Pläne Putins aber noch viel weiter gehen als nur bis zur Ukraine. "Putin glaubt, dass der Westen schwach ist."
  • Europa und die USA könnten der Ukraine kaum Kriegsmaterial liefern, weil kaum etwas da sei. 
  • Der Westen habe große Angst vor einem Sieg Russlands, "weil dann das, was wir als internationale Rechtsordnung bezeichnen, nicht mehr funktioniert".
  • Das hätte dann Auswirkungen auf Konflikte in Afrika, die Situation im Gazastreifen oder den Konflikt zwischen China und Taiwan. Auch regionale Konflikte kochen wieder hoch.
  • Die USA werden in immer mehr Konflikten gebunden und sei nicht mehr bereit, das allein zu stemmen. Sie nehmen Europa mit in die Pflicht.