Yildirim erneut zur Tiroler SPÖ-Spitzenkandidatin gekürt
Yildirim, die bereits seit 2017 im Nationalrat sitzt, freute sich über die "gute Stimmung" am Landesparteitag, die man für den Wahlkampf brauchen werde. "Wir können drei Mandate und mehr schaffen", steckte sich die Tiroler Landesfrauenvorsitzende und stellvertretende Bundesparteivorsitzende ambitionierte Ziele. Im Vorfeld der Kandidatinnenkür meinte Yildirim, die in der Innsbrucker SPÖ verankert ist, dass sie eine "Begeisterung und starke Bewegung" spüre und hielt fest: "Fakt ist, wir sind wieder im Spiel." Sie fand, dass "sozialdemokratische Ideen aktuell und wichtig wie eh und je" seien. In Tirol sehe man schließlich, "was möglich ist" und sie lobte den Beschluss der schwarz-roten Landesregierung zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung.
"Wir werden im September unglaublich wichtige Nationalratswahlen zu schlagen haben", stimmte der Tiroler Landesparteivorsitzende die 328 anwesenden Delegierten auf die anstehenden Urnengänge ein. Er zeigte sich ob des "ausgezeichneten Teams" mit Bundesparteivorsitzendem Andreas Babler an der Spitze aber zuversichtlich. Man dürfe sich nicht von "Umfragen demotivieren" lassen oder "resignieren, sondern auf Platz eins durchmarschieren", gab Dornauer die Richtung vor. Gleichzeitig holte er zum Angriff auf die FPÖ aus und geißelte "die Netzwerke, die Angriffe" eines "Herbert K." (Kickl, FPÖ-Bundesparteiobmann, Anm.). Auch "diese Typen in der zweiten und dritten Reihe" der Freiheitlichen wollte Tirols oberster Roter nicht an der Macht sehen, und erntete dafür heftigen Applaus aus den eigenen Reihen.
Auch der Kufsteiner Bezirksparteivorsitzende und unterlegene Listen-Kandidat Kovacevic, der von 2017 bis 2019 bereits im Nationalrat gewesen war und bei der Nationalratswahl im Jahr 2019 den Wiedereinzug nur knapp verpasste, sah die SPÖ auf dem "richtigen Kurs" für die Wahl. "Ich stehe zu hundert Prozent hinter unserem Kanzlerkandidaten Andi Babler", legte er zudem ein Bekenntnis für den Bundesparteivorsitzenden ab. Er zeigte sich "überzeugt, dass viele Positionen sowieso umgesetzt werden müssen." Dafür müsse man mit der Bevölkerung aber "auf Augenhöhe" kommunizieren, "nur Moralpolizei zu spielen wird uns nicht helfen." Bei der Wahl am Samstag erreichte er 34,2 Prozent der Delegiertenstimmen.
Am Nachmittag wurden indes noch die Listenplätze zwei und drei gewählt. Zur Wahl traten die beiden Gewerkschafter Süleyman Kilic und Bernhard Höfler an. Letzterer ging als eindeutiger Sieger hervor. Höfler konnte 81,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinen und belegt damit Listenplatz zwei. Kilic wurde auf Nummer drei gereiht.
Zur Unterstützung der Tiroler Genossinnen und Genossen war aus Wien die stellvertretende Bundesparteivorsitzende und Frauenvorsitzende Eva Maria Holzleitner angereist. Nach den ersten Metern im Superwahljahr sah sie mit den Wahlerfolgen der SPÖ bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Innsbruck und Salzburg bereits ein rotes "Comeback" eingeleitet. "Ich bin zuversichtlich, dass wir das bei der Europawahl fortsetzen können", meinte sie und kritisierte gleichzeitig die türkis-grüne Bundesregierung scharf. "Ihre Zeit ist abgelaufen", hielt Holzleitner fest.
Zuletzt hatte innerhalb der Tiroler Roten indes nicht nur Frieden und Eintracht geherrscht. Anlass waren Aussagen Dornauers in einem Interview, wonach man mit ihm auch über eine "Asylobergrenze bei Null" diskutieren könne. Daraufhin folgten nach empörten innerparteilichen Reaktionen eine klare Absage durch Parteichef Babler, der diese Position als "überhaupt nicht denkbar" und "politisch schwachsinnig" bezeichnete. Dornauer entschuldigte sich schließlich auf einer Innsbrucker Wahlkampfbühne in Anwesenheit von Babler für den "saudummen Halbsatz". Die damals wahlkämpfende Innsbrucker Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin Elisabeth Mayr hatte zuvor gemeint, dass dies "nicht der lässigste Rückenwind" im Wahlkampf gewesen sei.
Zusammenfassung
- Bei einem außerordentlichen Landesparteitag in Völs wählt die Tiroler SPÖ ihre Kandidaten für die Nationalratswahl im Herbst; eine Kampfabstimmung um Listenplatz eins zwischen Justizsprecherin Selma Yildirim und Christian Kovacevic steht im Fokus.
- SPÖ-Chef Georg Dornauer ruft zu Geschlossenheit auf und positioniert sich gegen die FPÖ, während die Partei auf Bundesparteivorsitzenden Andreas Babler als Kanzlerkandidaten setzt.
- Trotz interner Kontroversen um Dornauers Asylpolitik-Äußerungen sieht die stellvertretende Bundesparteivorsitzende Eva Maria Holzleitner ein rotes 'Comeback' und äußert Kritik an der türkis-grünen Bundesregierung.