Tirol: Bischof will Pläne zu Abtreibung bremsen
In Tirol ist ein grundsätzlicher Streit um das Thema Abtreibung entflammt. Die Hauptbeteiligten: Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ), der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler sowie Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele und Klubchef Jakob Wolf (beide ÖVP).
Die Debatte begann damit, dass Tirols neue Soziallandesrätin Pawlata bekundete, Abtreibungen künftig "flächendeckend an allen öffentlichen Krankenhäusern" und kostenlos anbieten zu wollen. Sie wolle einen leichteren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in Tirol schaffen, sagte die SPÖ-Politikerin am Wochenende der APA. Das Bundesland habe aktuell "nur einen Arzt, der Schwangerschaftsabbrüche durchführt", und der gehe ihres Wissens nach "bald in Pension".
Zunächst positive Signale aus ÖVP
Mit dem größeren Koalitionspartner schien die SPÖ zunächst weitgehend einig: ÖVP-Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele sagte in "Tirol Live", dem Online-Talkformat der "Tiroler Tageszeitung" am Dienstag, dass ein entsprechendes Angebot zu schaffen sei. Die Vor- und die Nachsorge müssten gewährleistet sein. "Eine Abtreibung gehört wohl zu den schwierigsten Entscheidungen im Leben. Da gilt es, eine jede Frau zu unterstützen", sagte Hagele.
Bischof: "Keine Krankheit"
Diözesanbischof Glettler meldete sich aber ebenfalls am Dienstag zu Wort und forderte, Abtreibungen könnten nicht "Teil der staatlich zu gewährleistenden Gesundheitsversorgung sein - es sei denn, dass die Gesundheit der Mutter ernsthaft gefährdet ist", erklärte der katholische Geistliche. Schwangerschaft sei eine Zeit "starker körperlicher Belastungen, aber in keinem Fall eine Krankheit", argumentierte der 57-Jährige.
ÖVP-Klubchef verweist auf Regierungsprogramm
Dies rief offenbar wieder die Tiroler Volkspartei auf den Plan. ÖVP-Klubobmann Wolf erklärte noch am Dienstag, dass das flächendeckende Angebot der Abtreibung in Krankenhäusern "nicht Programm der Koalition" sei.
Es könne nicht die Rede davon sein, dass man "in jedem Krankenhaus in Tirol künftig einen nicht medizinisch indizierten Abbruch durchführen" könne, machte Wolf klar, der das Regierungsprogramm mitverhandelte. Bischof Glettler brauche sich "keine Sorgen machen, dass in Tirol mit dem Thema Abtreibung nicht behutsam umgegangen" werde, versicherte der Klubchef dem Geistlichen.
Ausbau, aber laut ÖVP "behutsam"
Man habe in der Koalition einen "klaren und behutsamen Weg" dazu vereinbart, den man ebendort "auf Punkt und Beistrich" einhalten werde. Man werde einen "bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen" sicherstellen - und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer "ausgewählten öffentlichen Einrichtung."
Gleichzeitig bekenne man sich zu einem Ausbau unabhängiger und transparenter Beratung vor und nach dem Eingriff, so der ÖVP-Politiker.
Dornauer sprach von Meilenstein
SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer hatte zuletzt in Sachen Abtreibung von einem "frauen- und gesellschaftspolitischen Meilenstein für Tirol" gesprochen, der längst überfällig sei. Mit einer Fortsetzung der Debatte ist zu rechnen.
Zusammenfassung
- In Tirol diskutieren ÖVP und SPÖ über den Ausbau der Angebot für Frauen, eine Abtreibung durchführen zu lassen.
- Innsbrucks Diözesanbischof Glettler will das Angebot nicht in der öffentlichen Gesundheitsversorgung haben, es sei denn eine Mutter sei gesundheitlich ernsthaft gefährdet.