Tausende Serben begingen neues Jahr mit Schweigeprotest
Das Unglück, das sich nach mutmaßlich unsachgemäß ausgeführten Umbauarbeiten ereignet hatte, erschütterte das ganze Land und löste eine riesige Protestwelle gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic aus. Studenten von mehr als 50 Fakultäten besetzten ihre Universitäten. Die Tragödie von Novi Sad führen sie auf die Inkompetenz und Korruption der Machthabenden zurück.
In der Silvesternacht demonstrierten Studenten mit Plakaten, die unter anderem Aufschriften wie "Es gibt kein neues Jahr, ihr schuldet uns noch das alte" trugen. Vucic hatte kurz davor im regierungsnahen TV-Sender Prva eines seiner häufigen Interviews gegeben, in dem er sagte, er habe keine Angst vor den Studenten. Er lade sie zum Gespräch ein, sagte er, aber sie würden nicht kommen, weil "sie keine Argumente haben". Studentenvertreter hatten in der Vergangenheit gefordert, dass Institutionen wie Staatsanwaltschaft und Gerichte ihrer Arbeit ohne Einmischung der Politik nachgehen müssten.
Vucic hat als Präsident laut Verfassung zwar eher zeremonielle Befugnisse, in Wirklichkeit trifft er aber - kraft seiner informellen Macht - alle wichtigen Entscheidungen im Land allein. Auch die Justiz steht weitgehend unter seiner Kontrolle.
Zusammenfassung
- Tausende Menschen in Serbien begingen den Jahreswechsel mit einem 15-minütigen Schweigeprotest in Belgrad und Novi Sad, um der 15 Todesopfer eines Einsturzes am 1. November zu gedenken.
- Die Proteste gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic, der Inkompetenz und Korruption vorgeworfen wird, wurden von Studenten organisiert, die ihre Universitäten besetzten.
- Vucic, der in einem Interview behauptete, keine Angst vor den Studenten zu haben, wird kritisiert, da er trotz zeremonieller Befugnisse die Justiz weitgehend kontrolliert.