Streit via Aussendungen
"Postengeile Volkspartei": Kriselt's jetzt bei ÖVP-FPÖ in NÖ?
Das Scheitern von Blau-Türkis beschäftigt nicht nur die Parteispitzen von FPÖ und ÖVP, sondern auch die Funktionäre sowie Mitglieder auf Landesebene. In Niederösterreich zankt man da etwa via Aussendungen über den Grund für das Platzen - und ist sich, wie zu erwarten, mehr als uneinig.
Der freiheitliche Landeshauptfrau-Vize Udo Landbauer hatte FPÖ-Chef Herbert Kickl nach dem Zurücklegen des Regierungsbildungsauftrags Rückendeckung gegeben. Diese Entscheidung sei "selbstverständlich die richtige" gewesen, so Landbauer am Donnerstag. Kickl habe damit bewiesen, dass es "ihm und uns als Partei nicht um Posten und Funktionen geht", sondern darum, Inhalte umzusetzen, "die man den Wählern vorher versprochen hat".
Landbauers Parteikollege Martin Antauer, Sicherheits- und Asylsprecher sowie FPÖ-Landtagsabgeordneter, legte da am Freitag gleich nach. "Die postengeile Volkspartei" habe "mutwillig den Schwanz eingezogen, kam mit Fantasie-Forderungen daher, die natürlich niemals erfüllbar waren", schrieb er in einer Aussendung.
"Die Gier ist halt ein Luder"
Die ÖVP bekomme "offenbar nie genug, ja, die Gier ist halt ein Luder", wetterte er in Richtung Volkspartei. Und: "Gibt man einem schwarzen Mandatar die Hand, muss man sofort überprüfen, ob einem nicht zwei oder drei Finger fehlen".
Das wollte man in der niederösterreichischen Volkspartei (VPNÖ) nicht so stehen lassen. VPNÖ-Landesgeschäftsführer Martin Zauner reagierte verärgert: "Herr Antauer sollte eigentlich wissen, wie auf Augenhöhe verhandelt wird - nämlich genau so, wie wir es in Niederösterreich gemacht haben". Die Volkspartei hatte bei der vergangenen Landtagswahl einen Vorsprung von über 15 Prozent und trotzdem habe man "auf Augenhöhe verhandelt".
Kickl sei der Aufgabe als Regierungschef nicht gewachsen gewesen, sondern meinte "Kompromisse seien Verrat", so Zauner. "Da fragt sich jeder normaldenkende Mensch: Was ist das in einer Demokratie für eine Aussage?"
Im Bund habe Kickl mit 2,5 Prozent Vorsprung "von der totalen Macht geträumt", fügte Zauner hinzu.
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Zusammenfassung
- Während sich FPÖ und ÖVP im Bund für das Scheitern der Koalitionsverhandlungen gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, begibt man sich in Niederösterreich auf Ursachenforschung.
- Via Aussendungen diskutierte man nicht ganz freundlich über, wer Schuld habe. Gerät jetzt auch die niederösterreichische Landesregierung ins Wanken?