Schwere Ausschreitungen gegen Migranten auf Zypern
Der zypriotische Präsident Nikos Christodoulidis zeigte sich entrüstet: Er schäme sich wegen der Vorfälle, sagte er zu Beginn einer Krisensitzung am Samstagvormittag. Bei dem Treffen waren auch der Innenminister, die Justizministerin, der Zivilschutz, die Polizei und die Feuerwehr dabei. "Ich schäme mich für das, was gestern stattfand", sagte Christodoulidis. "Auch diejenigen sollten sich schämen, die dafür verantwortlich sind." Damit meinte er sowohl die Organisatoren der Demonstration als auch die Polizei und die zuständigen Minister, denen er vorhielt: "Es kann nicht sein, dass der Staat seine Bürger und Fremde nicht schützen kann."
Die Vermummten hatten nach Medienberichten "Migranten raus aus Zypern" skandiert. Sie zertrümmerten Geschäfte und Imbissbuden. Die Polizei setzte Tränengas und einen Wasserwerfer ein. Es gab 13 Festnahmen, wie die "Cyprus Times" schrieb. Ein Journalist, der über die Ausschreitungen berichtete, sagte, die Vermummten hätten Ausländer angegriffen, die wiederum von anderen Zyprioten Hilfe erhielten, um sich in Sicherheit zu bringen. "Die Polizei war nicht fähig, die Bürger und Journalisten zu schützen." Auch ein TV-Team wurde von den Vermummten angegriffen. Zypriotische Medien beklagten "pogromartige Zustände". Bereits am vergangenen Wochenende hatten Rechtsextreme in der Kleinstadt Chloraka Migranten angegriffen.
Laut zypriotischem Innenministerium machen Flüchtlinge und Migranten mittlerweile sechs Prozent der Bevölkerung aus. Die kleine Inselrepublik verzeichnet außerdem gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Die Flüchtlingslager sind überfüllt, vielerorts haben sich Ghettos gebildet, wo die Menschen in Armut leben. Diese Zustände dienen Ultrarechten als Anlass für die Ausschreitungen.
Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht und Regelwerk gelten, so lange es keine Lösung für die Teilung gibt, nur im Südteil der Insel. Dort leben rund 900.000 Menschen, im Norden sind es rund 300.000. Zypriotische Regierungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder beklagt, dass Migranten aus der Türkei legal nach Nordzypern reisen und von dort über die grüne Grenze nach Südzypern und damit in die EU gelangen.
Zusammenfassung
- Nach einer Demonstration gegen Flüchtlinge und Migranten hat es am Freitagabend in der zypriotischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben.