Schallenberg übergab in Bosnien EU-Impfstoffhilfen
Auch Schallenberg sprach von einem "guten Tag für Bosnien und für die EU". Die Impfhilfen sollten "ein europäischer Turbo" für die schleppende Impfkampagne in dem Land sein. "Ihre Sicherheit ist unser Sicherheit", sagte der Außenminister, der auf die rund 200.000 Menschen mit bosnischen Wurzeln in Österreich hinwies. "Niemand ist in Sicherheit, solange nicht alle in Sicherheit sind."
Bis August sollen insgesamt 214.000 Impfdosen aus den kollektiven EU-Ankäufen an Bosnien weitergegeben werden. Gemeinsam mit den Lieferungen aus dem Covax-Programm, dessen größter Geldgeber die EU ist, würde Bosnien fast eine Million Impfdosen erhalten, betonte der EU-Kommissar, der Österreich für die Koordinierung der Impfstoffhilfen für die Westbalkan-Staaten dankte.
Der bosnische Regierungschef sprach von einem "ersten Schritt" und zeigte sich zuversichtlich, dass das schleppende Impfprogramm nun an Tempo gewinnen werde. In Bosnien sind bisher kaum Corona-Impfstoffe eingetroffen, weniger als zwei Prozent der Bevölkerung erhielten eine Impfung. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl verzeichnet das Land eine der höchsten Todesraten weltweit. Mehr als 8.300 Menschen sind bisher in dem 3,3-Millionen-Einwohnerland in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Die vergangenen Monate seien sehr schwierig gewesen, für Bosnien wie für alle Länder. Daher sei er "sehr froh, dass wir als Österreich und Europäische Union dazu beitragen können, dass das Licht am Ende des Tunnels etwas heller wird", sagte Schallenberg bei einem Treffen mit der bosnischen Außenministerin Bisera Turkovic am Nachmittag in Sarajevo.
Turkovic äußerte die Hoffnung, dass es mit sinkenden Infektionszahlen bald Reiseerleichterungen für Menschen aus Bosnien in der EU geben werde. Dazu verwies Schallenberg auf die laufenden Verhandlungen innerhalb der EU für den "Grünen Pass". "Natürlich sollten auch die Schengen-assoziierten Staaten, aber auch andere Drittstaaten daran beteiligt sein", meinte er. Auch die EU-Kommission habe vorgeschlagen, dass die Einreise für Geimpfte ermöglicht werden soll. "Unser Ziel ist es, bis zum Sommer ein Höchstmaß an Normalität zu erreichen, weil im 21. Jahrhundert ist Mobilität kein Luxus sondern ein Grundrecht", so Schallenberg.
Auch die benachbarten Länder Nordmazedonien, Kosovo und Albanien erhielten am Dienstag erste EU-Impfstofflieferungen, Serbien und Montenegro wurden bereits am Montag bedacht. Insgesamt sollen die sechs Westbalkanländer im Rahmen der von Österreich koordinierten Impfhilfe der Europäischen Union bis August 651.000 Dosen Impfstoff aus den kollektiven EU-Ankäufen erhalten.
Die Koordinierung der EU-Impfstoff-Weitergabe hat Österreich übernommen. Wien hat im Auftrag der EU Kauf- und Lieferverträge mit BioNTech/Pfizer abgeschlossen und auch die Zwischenfinanzierung übernommen. Das Geld soll nach erfolgter Lieferung von den Westbalkanstaaten aus den von der EU für Impfungen bereitgestellten 70 Millionen Euro aus der EU-Heranführungshilfe (IPA) an Österreich refundiert werden. Die komplizierte Konstruktion ist notwendig, weil nur EU-Mitgliedstaaten auf die nicht abgerufenen EU-Impfstoffe zugreifen können.
Während die EU in den vergangenen Monaten selbst mit Lieferschwierigkeiten bei den Impfstoffen zu kämpfen hatte, bauten Russland und China mithilfe der Impfstoffdiplomatie ihren Einfluss in der Region aus. Vor allem in Serbien, das beim Impfen derzeit sogar deutlich besser als Österreich und die meisten anderen EU-Länder dasteht. 21,6 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft.
Mit den gelieferten Dosen sollen nach dem Willen der EU in erster Linie Gesundheits- und Pflegepersonal geimpft werden, in weiterer Folge auch andere vulnerable Gruppen.
Zusammenfassung
- Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat am Dienstag in Sarajevo gemeinsam mit EU-Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi die ersten EU-Impfstoffhilfen an Bosnien-Herzegowina übergeben.
- Am Flughafen in Sarajevo wurden 10.530 Dosen von Pfizer/BioNTech feierlich an den bosnischen Ministerpräsidenten Zoran Tegeltija überreicht.
- Die vergangenen Monate seien sehr schwierig gewesen, für Bosnien wie für alle Länder.