Stadt Saporischschja unter russischem Beschuss
Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. Die Stadt Saporischschja liegt etwa 55 Kilometer nördlich des gleichnamigen Kernkraftwerks, das seit über zwei Jahren von russischen Truppen besetzt ist. Am Montag machte der Kreml Kiew für eine Attacke auf das größte Kernkraftwerk Europas verantwortlich. Eine Kamikaze-Drohne sei über dem Werk abgeschossen worden und auf das Dach des Reaktors Nummer sechs gefallen, teilten die Betreiber mit.
Der von Moskau eingesetzte Leiter der Anlage, Juri Tschernitschuk, sagte Reuters: "Das ist gefährlich, gefährlich für die Anlage, gefährlich für das umliegende Gebiet und möglicherweise gefährlich für die gesamte Menschheit." Die Regierung in Kiew hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie greife das Kernkraftwerk an. Vielmehr stehe Russland selbst hinter den Vorfällen.
Die Internationale Energieagentur (IAEA) hatte von drei Drohnen-Angriffen am Sonntag berichtet, ohne eine der Kriegsparteien dafür verantwortlich zu machen. Nach russischen Angaben wurden drei Personen bei diesen Vorfällen verletzt. Zu den Berichten vom Montag nahm die UNO-Behörde zunächst nicht Stellung.
IAEA-Direktor Rafael Grossi hatte die Attacken zuvor als Eskalation bezeichnet. "Solche rücksichtslosen Angriffe erhöhen das Risiko eines schweren nuklearen Unfalls erheblich und müssen sofort eingestellt werden." Die Ukraine und Russland haben sich wiederholt gegenseitig Angriffe auf das AKW vorgeworfen.
Nach eigenen Angaben berief Moskau am Montagabend wegen der Drohnenangriffe auf das Kernkraftwerk eine Dringlichkeitssitzung des IAEA-Rates ein. Der russische Vertreter im Rat, Michail Uljanow, schrieb auf X, Hintergrund seien die "jüngste Angriffe und Provokationen" der Ukraine. Eine Stellungnahme der Regierung in Kiew liegt dazu zunächst nicht vor.
Die russischen Streitkräfte hatten Saporischschja kurz nach dem Beginn ihres Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 eingenommen. Es wird von einer Tochter der russischen staatlichen Atombehörde Rosatom betrieben. Das größte Atomkraftwerk Europas liegt in der südlichen Ukraine. Zwar sind die Reaktoren heruntergefahren. Jedoch ist es auf eine externe Stromversorgung oder Dieselgeneratoren für die Kühlung angewiesen, um eine potenziell katastrophale Kernschmelze zu verhindern. Mehrfach ging die Verbindung zur externen Stromversorgung verloren.
Zusammenfassung
- Russische Drohnenangriffe haben in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw Schäden verursacht, 17 von 24 Drohnen wurden abgeschossen, ohne dass es zu Verletzungen kam.
- Im schwer umkämpften Gebiet Saporischschja wurden drei Personen durch Artilleriebeschuss getötet und drei weitere verletzt, während in 14 Ortschaften der Strom ausfiel.
- Behörden warnen in der Region Schytomyr nach Angriffen vor Luftverschmutzung; die Bevölkerung soll sich in geschlossenen Räumen aufhalten.