"Roter Sonntag" bei Wahlen im Ländle, ÖVP erlebte Desaster
Sowohl in Bregenz als auch in Hard dürften die Stimmen der Grün-Wähler den Ausschlag gegeben haben. In Bregenz holte Ritsch einen Rückstand von knapp 900 Stimmen auf Langzeitbürgermeister Linhart (seit 1997) auf, obwohl Linhart in einem Brief an die Bürger versprochen hatte, im Falle eines Erfolgs die schwarz-grüne Koalition fortzusetzen. In Hard baute Staudinger seinen kleinen Stimmenvorsprung aus dem ersten Wahlgang zu einem Erdrutschsieg aus.
Sowohl Ritsch als auch Staudinger zeigten sich in ersten Stellungnahmen "überwältigt". Für die SPÖ bedeutet der Wahlerfolg von Staudinger, dass sie sich nach einem neuen Parteichef umsehen muss. Der 41-Jährige - erst seit zwei Jahren an der Parteispitze - wird sich wie angekündigt auf das Bürgermeisteramt fokussieren. Ob er als einfacher Abgeordneter im Landtag verbleiben wird, konnte er am Sonntag noch nicht sagen. Ritsch seinerseits stellte bereits klar, dass er aus dem Landtag ausscheiden werde.
Beinahe hätte in Bludenz SPÖ-Kandidat Mario Leiter das "Double" zu einem "Triple-Erfolg" ausgebaut, doch blieb er letztendlich 222 Stimmen hinter ÖVP-Newcomer Simon Tschann zurück. Der 28-jährige Tschann wird dadurch zum aktuell jüngsten Bürgermeister Vorarlbergs. Ungefährdet blieb ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Matt in Feldkirch - ein kleiner Trost für die Volkspartei. Neben Feldkirch und Bludenz ist Dornbirn die einzige verbliebene Stadt mit einem ÖVP-Oberhaupt (Andrea Kaufmann). Vor fünf Jahren ging bereits Hohenems an die FPÖ (Dieter Egger) "verloren".
Vorarlbergs Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Markus Wallner bezeichnete den Wechsel des Bürgermeisteramts in Bregenz als "schmerzhaft, da muss man nichts beschönigen". Der Ansporn müsse sein, "das in fünf Jahren wieder zu ändern", und die Arbeit dafür müsse morgen beginnen. Einen durchgängigen Trend gegen die ÖVP konnte Wallner bei der nun geschlagenen Vorarlberger Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl dennoch nicht erkennen.
In Lochau am Bodensee holte Augenarzt Frank Matt beinahe sieben Prozentpunkte Rückstand auf Bürgermeister Michael Simma (ÖVP) aus dem ersten Wahlgang auf. Der vor zehn Jahren in die Politik eingestiegene Matt krönte sich damit zum ersten Bürgermeister der Grünen in Vorarlberg.
Und auch in Lech am Arlberg standen die Zeichen auf Veränderung: Dort löste Stefan Jochum Langzeitbürgermeister Ludwig Muxel (seit 1993) ab. Muxel konnte zwar etwas von seinem Rückstand gegenüber Jochum aus dem ersten Wahlgang wettmachen, blieb letztlich aber doch deutlich um über sechs Prozentpunkte hinter Jochum zurück.
Zusammenfassung
- Der aktuelle SPÖ-Chef Martin Staudinger machte mit seinem Erfolg in Hard am Bodensee den "roten Sonntag" perfekt.
- Vor fünf Jahren ging bereits Hohenems an die FPÖ "verloren".