Novemberpogrome: Rosenkranz an Gedenken gehindert

Nachdem die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) zuvor verkündete, dass die Freiheitlichen bei ihrer Veranstaltung anlässlich des Gedenktags der Novemberpogrome nicht erwünscht sind, setzte Walter Rosenkranz eine eigene Gedenkveranstaltung an. Als er seinen Kranz am Judenplatz niederlegen möchte, wird er von jüdischen Demonstrant:innen gehindert.

Der freiheitliche Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) wurde am Donnerstag von jüdischen Demonstrant:innen daran gehindert, am Judenplatz anlässlich des Gedenktags der Novemberpogrome einen Kranz niederzulegen.

Dabei richteten sie dem Burschenschafter eine besondere Botschaft aus. Sie hielten ein Transparent in die Kameras, auf dem "Kein Gedenken mit Rosenkranz & FPÖ: Wer Nazis ehrt, dessen Wort ist nichts wert!", zu lesen war

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"Haben Sie Respekt vor unserer Geschichte"

"Dürfte ich Sie jetzt höflich ersuchen, die angemeldete Veranstaltung des Parlaments, vertreten durch mich, die angemeldet ist nicht mehr länger zu behindern", sagte Rosenkranz gegenüber den jüdischen österreichischen Hochschüler:innen. Diese hatten eine Menschenkette um das Denkmal gebildet.

"Ich ersuche Sie Respekt vor der österreichischen Demokratie zu wahren", fordert Rosenkranz gegenüber den Protestierenden ein. "Dann haben Sie Respekt vor unserer Geschichte", antwortete eine Vertreterin zurück.

Rosenkranz gab schließlich nach einigen Minuten der Diskussion auf und verließ den Judenplatz sichtlich verärgert unverrichteter Dinge. Den friedlichen Demonstranten warf er vor, ihn "mit Gewalt" am Gedenken gehindert zu haben.

Liste an Kritikpunkten

Laut PULS 24 Infodirektorin Corinna Milborn sei es prinzipiell die Aufgabe des Nationalratspräsidenten an solchen Gedenktagen einen Kranz niederzulegen. "Das ist in seinem Fall deshalb schwierig, weil gerade die jüdische Hochschülerschaft, aber auch die IGK sehr harte Kritik an ihm geübt haben und aufgerufen haben, ihn nicht zu wählen im Parlament", so Milborn.

Zudem gebe es eine Reihe an Kritikpunkten. Einer davon ist seine Mitgliedschaft der schlagenden Burschenschaft Libertas. "Diese Burschenschaft hat - als er schon dabei war -, dem BFJ (Bund Freier Jugend, Anm.), das war eine neonazistische Organisation, die dann auch verboten worden ist, eine Anerkennung ausgesprochen", sagt Milborn.

Rosenkranz soll eine Festschrift zu 100 Jahre Burschenschaft mitgestaltet haben und darin eine Liste von Leistungsträgern aus den Burschenschaften der Ersten Republik aufgeschrieben haben sollen. "In dieser Liste sind mehrere damals aktive Nazis und sogar solche, die ganz aktiv bei der Ermordung, bei der Hinrichtung von Gegnern des Nazi-Regimes beteiligt waren", so Milborn. Und das soll er verteidigt haben.

Es habe sich eine lange Liste an Kritikpunkten ergeben, worauf die jüdische Hochschülerschaft bei der Wahl zum Nationalratspräsidenten hinwies. "Deswegen ist es nicht so überraschend, dass die jüdische Hochschülerschaft auch versucht, kein Gedenken zuzulassen an diesem Novemberpogrom", sagt Milborn.

Freiheitliche nicht erwünscht

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat für Freitag Vertreter:innen von Regierung und Nationalrat zur Gedenkveranstaltung bei der Shoah-Namensmauer im Ostarrichipark eingeladen, Freiheitliche sind nicht erwünscht.

IKG-Präsident Oskar Deutsch hatte zuletzt mit einem Brief an die Nationalratsabgeordneten gegen die Wahl von Rosenkranz mobil gemacht, der Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Libertas ist und laut Deutsch "Nazi-Verbrecher als burschenschaftliche 'Leistungsträger' verharmlost und geradezu huldigt".

 

ribbon Zusammenfassung
  • Walter Rosenkranz, Nationalratspräsident der FPÖ, wurde am Freitag daran gehindert, einen Kranz am Judenplatz niederzulegen.
  • Jüdische Demonstrant:innen bildeten eine Menschenkette um das Denkmal und warfen ihm vor, Nazis zu ehren.
  • Rosenkranz verließ den Ort nach einer Diskussion verärgert und warf den Demonstranten vor, ihn mit Gewalt am Gedenken gehindert zu haben.