"Rassistische Vision": Kritik an Siedler-Attacken im Westjordanland

Der Konflikt im Nahen Osten ist nicht eindimensional: So kritisieren auch Jüd:innen und jüdische Organisationen die Übergriffe von Siedlern auf die Palästinenser in der West Bank.

Bini Guttmann, Vertreter des World Jewish Congress, spricht sich auf PULS 24 klar gegen die Übergriffe im Westjordanland, der West Bank im Westen Israels, aus.

"Das ist schrecklich und ich verurteile es aus ganzer Kraft. Diese Menschen, die das machen, diese Menschen, die unschuldige palästinensische Zivilist:innen angreifen, sind unsere Feinde und sie sind sicherlich nicht Teil unseres Kampfs für die Freiheit und für Menschenrechte, der gegen die Hamas geführt wird."

"Diese Menschen nutzen die derzeitige Situation aus, um ihre rassistische Vision durchzusetzen im Schatten des Krieges, während andere ihr Leben riskieren, damit Israel in Freiheit weiterleben kann", so Guttmann.

Keine Ein-Staaten-Lösung

Guttmann glaubt weiterhin an eine Zwei-Staaten-Lösung, das sei "alternativlos". Aber die Hamas dürfe nicht mehr an der Macht sein. "Ihr Ziel ist es, der Mord an möglichst vielen Juden und Jüdinnen in Israel und auf der ganzen Welt und die Auslöschung des israelischen Staates, die Schaffung eines judenreinen Palästinas. Solange die Hamas an der Macht ist, kann man keinen Frieden machen".

"Alle Träume einer Ein-Staaten-Lösung leider genau das sind: Träume. Eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem Staat für das jüdische und für das palästinensische Volk ist die einzige faire Lösung und ist die Lösung, die wir erreichen müssen."

Auch die Jüdische Hochschüler:innenschaft (JÖH) der österreichischen Studierenden kritisiert die "rechtsextremen Siedler" in der West Bank. Dieser "Fanatismus" sei "untragbar" und würde die Perspektive auf Frieden schwächen.

Auch "Standard"-Nahost-Expertin Gudrun Harrer sieht die Lage im Westjordanland eskalieren. Bei israelischen Einsätzen starben erst am Donnerstag neun Menschen. Zudem sollen jüdische Siedler dort erst vor kurzem ein Haus angezündet haben. Dort "finden regelrechte Racheakte statt", so Harrer.

Gudrun Harrer, Nahost-Expertin und leitende Redakteurin beim "Standard", über die aktuelle Lage im Nahostkonflikt

Am Freitag schlug die UNO in Bezug auf die Palästinenser-Gebiete Alarm. Das Büro der Vereinten Nationen für Menschenrechte bezeichnete die Lage im Westjordanland als "alarmierend". Demnach setzten dort die israelischen Streitkräfte zunehmend militärische Taktiken und Waffen bei der Strafverfolgung ein.

"Während die Angriffe innerhalb Israels und die Eskalation der Feindseligkeiten im Gazastreifen seit dem 7. Oktober viel Aufmerksamkeit erregt haben, ist die Lage im besetzten Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem, alarmierend und dringend", sagte Liz Throssell, Sprecherin des Büros des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Konflikt im Nahen Osten ist nicht eindimensional: So kritisieren auch Jüd:innen und jüdische Organisationen die Übergriffe von Siedlern auf die Palästinenser in der West Bank.
  • Bini Guttmann, Vertreter des World Jewish Congress, spricht sich auf PULS 24 klar gegen die Übergriffe im Westjordanland, der West Bank im Westen Israels, aus.
  • "Diese Menschen nutzen die derzeitige Situation aus, um ihre rassistische Vision durchzusetzen im Schatten des Krieges, während andere ihr Leben riskieren, damit Israel in Freiheit weiterleben kann", so Guttmann.
  • Guttmann glaubt weiterhin an eine Zwei-Staaten-Lösung, das sei "alternativlos". Aber die Hamas dürfe nicht mehr an der Macht sein.
  • Auch die Jüdische Hochschüler:innenschaft (JÖH) der österreichischen Studierenden kritisiert die "rechtsextremen Siedler" in der West Bank.
  • Dieser "Fanatismus" sei "untragbar" und würde die Perspektive auf Frieden schwächen.