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Raketenangriffe auf Tel Aviv - Israel verstärkt Angriffe

In der Küstenmetropole Tel Aviv und anderen israelischen Städten hat es am Donnerstag erneut Raketenalarm gegeben. Im Stadtzentrum von Tel Aviv waren dumpfe Explosionen zu hören. Die Nachrichtenseite ynet berichtete, es seien rund 30 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, bekannte sich zu den Angriffen. Israel verstärkte indes seine Angriffe im Gazastreifen und bereitete weitere Vorstöße im Süden vor.

Die Kassam-Brigaden sprachen in einer Stellungnahme von einer "Reaktion auf die zionistischen Massaker an Zivilisten" im Gazastreifen. Nach Darstellung der Hamas sind seit Kriegsbeginn mindestens 20.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten.

Israel setzte indes seine Militäraktion im Gazastreifen mit unverminderter Härte fort. Vor allem über dem nördlichen Teil des Gebiets waren am Morgen orangefarbene Explosionsblitze und schwarzer Rauch zu sehen. Immer wieder ertönte das Dröhnen von Luftangriffen, unterbrochen von rasselndem Gewehrfeuer. Hamas-Angaben zufolge kamen bei einem Luftangriff auf die Grenzstadt Rafah vier Menschen ums Leben.

Die israelischen Streitkräfte stellten indes nach eigenen Angaben die "operative Kontrolle" über das als Hamas-Hochburg geltende Gaza-Stadtviertel Shejaiya her. "Die Truppen werden in dem Viertel weiterhin begrenzte Einsätze durchführen, um verbliebene Infrastruktur der Hamas zu zerstören und Kämpfer, die sich verstecken, zu töten", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Militärs.

Shejaiya im Norden des Küstenstreifens war bis zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und Terroristen der islamistischen Hamas. Ende letzter Woche hatte das Militär dort versehentlich drei israelische Geiseln erschossen, die der Gewalt ihrer Entführer entkommen waren.

Während der Kämpfe in dem Viertel habe das israelische Militär zahlreiche Hamas-Kämpfer getötet und Dutzende Eingänge zu Tunnels der Hamas zerstört, hieß es in der Mitteilung. In einem Hinterhalt der Islamisten seien neun israelische Soldaten, unter ihnen zwei höhere Offiziere, ums Leben gekommen.

Zudem bereitete die israelische Armee offenbar einen weiteren Vorstoß in die südliche Hamas-Hochburg Khan Younis vor. Wie das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) erklärte, veröffentlichte die Armee am Mittwoch Karten, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets neu als zu räumendes Gebiet ausgezeichnet würden. In dem Gebiet hätten vor Beginn des Krieges mehr als 110.000 Menschen gelebt. Außerdem befinden sich in dem Gebiet demnach 32 Notunterkünfte mit mehr als 140.00 Binnenflüchtlingen, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.

Die israelischen Streitkräfte erklärten, am Mittwoch seien mit Bodentruppen, aus der Luft und vom Meer aus Angriffe gegen "Dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur" in Khan Younis ausgeführt worden. Die Armee hatte am Montag angekündigt, ihre Angriffe auf Ziele in der größten Stadt des südlichen Gazastreifens zu verstärken.

Die Gespräche über eine neuerliche Feuerpause schienen hingegen nicht vom Fleck zu kommen. Beide Konfliktparteien unterstrichen ihre jeweiligen Positionen. Nachdem Israels Premier Benjamin Netanyahu am Mittwochabend die Vernichtung der Hamas als Kriegsziel ausgegeben hatte, bekräftigte die Terrororganisation ihre Bedingung für die Freilassung israelischer Geiseln. "Es gibt eine palästinensische nationale Entscheidung, dass es keine Gespräche über Gefangene oder Austauschabkommen geben soll, außer nach einem vollständigen Ende der Aggression", hieß es am Donnerstag in einer Erklärung der Terrorgruppe. Hamas-Chef Ismail Haniya hatte am Mittwoch in Ägypten Gespräche über einen neuen Gefangenenaustausch geführt, doch blieben diese nach Medienberichten ohne Ergebnis. Israel führte diesbezügliche Gespräche mit den USA und Katar.

Katastrophal war unterdessen die Lage in dem von der israelischen Armee kontrollierten nördlichen Gazastreifen. In dem Gebiet gebe es kein betriebsfähiges Krankenhaus mehr, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag. Es fehlten Treibstoff, Mitarbeiter und Materialien, sagte der WHO-Vertreter im Gazastreifen, Richard Peeperkorn, in einer Online-Pressekonferenz. Die Patienten dort würden nicht nur wegen mangelnder medizinischer Versorgung sterben. "Sie verhungern und verdursten", berichtete WHO-Hilfskoordinator Sean Casey in einer Videoschaltung aus Rafah. Im gesamten Gazastreifen seien nur noch neun von 36 Gesundheitseinrichten im Betrieb.

Der UNO-Sicherheitsrat in New York wollte am Donnerstag erneut versuchen, sich auf eine Resolution mit einer Forderung nach einer Feuerpause zu verständigen. Für die vergangenen Tage angestrebte Abstimmungen über einen Resolutionstext waren immer wieder verschoben worden. Mit den Beratungen soll erreicht werden, dass die USA - einer der wichtigsten Verbündeten Israels - die Resolution nicht mit ihrem Veto blockieren.

Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1.140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel begann daraufhin eine Bodenoffensive zur Vernichtung der Terrorgruppe.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Küstenmetropole Tel Aviv und anderen israelischen Städten hat es am Donnerstag erneut Raketenalarm gegeben.
  • Nach Darstellung der Hamas sind seit Kriegsbeginn mindestens 20.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden.
  • Israel setzte indes seine Militäraktion im Gazastreifen mit unverminderter Härte fort.
  • Die Armee hatte am Montag angekündigt, ihre Angriffe auf Ziele in der größten Stadt des südlichen Gazastreifens zu verstärken.