"Blut"-Attacke: Genozid-Vorwurf und "Kerbe" der Antisemiten

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Über die "Blut"-Attacke auf Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), Antisemitismus bis hin zur Kritik an der israelischen Kriegsführung - bei "Pro und Contra" lieferten sich die Gäste eine hitzige Diskussion.

In der Akademie der Wissenschaften fand am Montag die European Conference on Antisemitism statt. Als Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, eintrafen, schüttete der Aktivist David Sonnenbaum mehrere Liter Kunstblut in Richtung der Teilnehmer:innen. Das Büro Edtstadler sprach von einer gezielten Attacke.

"Regierung schafft es nicht, Mund aufzumachen"

"Diese Regierung schafft es nicht, ihren Mund aufzumachen, wenn es um Völkermord geht", meint Sonnenbaum bei "Pro und Contra" als Grund für die Aktion. Er sei "sehr bewusst" in den Protest gegangen, da sich dort die Verantwortlichen befanden, die "gerade im Namen aller Jüd:innen diese Verbrechen einfach rechtfertigen, die es nicht schaffen eine rechtsextreme Regierung in Israel zu kritisieren", so der Aktivist.

Das Kunstblut habe er auf den Boden geschüttet, er habe nicht vorgehabt, Verfassungsministerin Edtstadler persönlich anzugreifen.

"In die Kerbe" der Antisemiten geschlagen?

Sonnenbaum würde das Wort Genozid missbräuchlich verwenden, werfen Kommunikationsberater Daniel Knapp und Awi Blumenfeld, Historiker und Leiter des Instituts "Jüdische Religion" an der KPH Wien/Krems, dem Aktivisten vor.

Sonnenbaum, der selbst Jude ist, würde laut Blumenfeld "in die Kerbe" der Antisemit:innen schlagen. Er verbreite das Gerücht, dass Juden und der israelische Staat gezielt Frauen, Kinder und Greise ermorden, eine Hungersnot auslösen und einen Genozid planen.

Sowohl Knapp als auch Blumenfeld kritisieren Sonnenbaum dafür, dass er seine Protestaktion gerade auf einer Antisemitismus-Konferenz machte. Sonnenbaum selbst beklagt, man könne keine Kritik an der israelischen Regierung äußern, ohne nicht als Antisemit gesehen zu werden - dies sei falsch. 

Kritik an israelischer Kriegsführung

Dem schließt sich auch Souad Lamroubal, Beamtin in deutschen kommunalen Ausländerbehörden und Autorin mit Schwerpunkt Migrationsmanagement, an.

Es gehe bei der Kritik nicht um Juden, sondern lediglich um die israelische Kriegsführung. Es gebe keine Diskussion über den "verbrecherischen Charakter des 7. Oktobers", und auch nicht darüber, dass Israel angegriffen worden ist. Aber es sei eine Diskussion wert, darüber zu sprechen, wie Israel sich verteidigt, so Lamroubal.

ribbon Zusammenfassung
  • Über die "Blut"-Attacke auf Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), Antisemitismus bis hin zur Kritik an der israelischen Kriegsführung - bei "Pro und Contra" lieferten sich die Gäste eine hitzige Diskussion.
  • "Diese Regierung schafft es nicht, ihren Mund aufzumachen, wenn es um Völkermord geht", meint Sonnenbaum bei "Pro und Contra" als Grund für die Aktion.

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